Bad Wurzach - Der Stadtrat hat die Verwaltung beauftragt, die Planung des Aussichtsturms im Wurzacher Ried am Standort beim Haidgauer Torfwerk im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung zu beginnen (Planungsbeschluss) und einen Antrag auf Förderung aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes zu stellen.“. In der Sitzung am Montag wurden dem Gemeinderat vier Vorschläge vorgestellt. Welchen Vorschlag würden Sie bevorzugen ?
Insgesamt waren sechs Büros aus dem Landkreis (Oberschwaben-Allgäu?) angefragt worden, von denen vier sich mit verschiedenen Lösungsansätzen an der Ausschreibung beteiligten. Bei der nächsten Sitzung werden die Gemeinderäte dann entscheiden, ob einer der Pläne ihren Vorstellungen entspricht, um damit eine weiterführende Planung durchzuführen. Der Entwurf, für den sich die Gemeinderäte entscheiden, erhält dann den Planungsauftrag.
Mit dem entsprechenden Beschluss wird die Verwaltung beauftragt, die entsprechenden Haushaltsmittel im Vorgriff auf den Haushalt 2021 für die weiterführende Planung zur Verfügung zu stellen.
In der Folge muss der Entwurf konkretisiert, angepasst und weiter diskutiert sowie die Unterlagen des bereits gestellten Tourismusförderantrags mit der beschlossenen Planungsvariante aktualisiert werden.
Jedes Architekturbüro hatte 30 Minuten Zeit seinen Entwurf zu präsentieren und Fragen der Räte zu beantworten. Erst zu ihrer Präsentation wurden die Architekten in den Sitzungssaal geführt. Die Reihenfolge wurde nach dem Alphabet festgelegt.
Architekturbüro Gauer-Nachbaur, Grünkraut
Marco Gauer-Nachbaur präsentierte seinen Entwurf, einen schlanken 38,5 m hohen Turm aus Lärchenholz mit einer quadratischen Grundfläche mit 6,5m Seitenlänge, der wohl proportioniert wie eine schlanke Birke sich sehr gut an die umliegende Riedlandschaft anpasse.
Den Kern des Turmes bildet ein Aufzugsschacht, idealerweise aus Brettsperrholzelementen oder aber auch aus Stahlbeton, der die Rolle der Aussteifung des Bauwerks übernimmt und die barrierefreie Erschließung des Aussichtsturmes mittels Aufzug bis auf eine Höhe von knapp 34 m gewährt. Nochmal 2,4 m höher, auf einer Höhe von 36,0 m, befindet sich die über eine Treppe erreichbare Aussichtsplattform.
„Um den Aufzugsschacht herum werden strickbauartig Lärchenbalken mit dem Querschnitt 10 cm x 8 cm abwechselnd über Kreuz übereinandergelegt und an Pfosten an den Knotenpunkten verschraubt. So entsteht eine luftig durchlässige Struktur, in welche Elemente wie Treppenstufen und Podeste auf einfachste Weise eingelegt werden können. Das Prinzip des Schichtens wurde früher auch bei der Torfproduktion angewendet, um den frisch gestochenen Torf so zu trocknen.
Zu der ohnehin sehr offenen Struktur der Fassade kommt noch das Spiel des Abwechselns von geschlossenen und ganz offenen Elementen hinzu. Man hat so beim Erklimmen des Turmes ständig wechselnde Ausblicke in verschiedenen Richtungen und kann das Emporsteigen, den Weg nach oben, ganzheitlich als Erlebnis wahrnehmen.“
Karl Heinz Buschle merkte an, dass zwischen den einzelnen Brettern/Balken laut Plan jeweils ca. 6-10 cm Abstand eingeplant seien, d.h. der Turm sei ziemlich offen. Er erkundigte sich, ob dadurch dann nicht zu sehr der Wind durchziehe.
Gauer Nachbaur erklärte dazu, ein zuviel an Komfort verwässere etwas den Naturgedanken. Klaus Schütt meinte, dass der Turm oben nur auf zwei Seiten komplett offen sei. Seine Frage, ob man für einen Aufzug noch eine zusätzliche Dachkonstruktion einrechnen müsste, verneinte der Architekt.
Franz-Josef Maier fragte nach der Realisierbarkeit des Entwurfes und auch nach einem Besucherlenkungskonzept und stellte auch Fragen zum Brandschutz. Ewald Bodenmüller fand dass die Konstruktion um den Aufzug etwa für rollstuhlfahrer zuwenig Platz vorsehe.
Architekturbüro GMS, Isny Georg und Hans-Georg Schmitz
Die beiden Architekten von GeMeinSam sahen den Turm im Kontext des Haidgauer Torfwerkes als Industriedenkmal und der Torfgewinnung als Freilandausstellung. Sie setzten den Turm in einen kleinen künstlichen See und weil sie das Ried als Relikt der Urzeit sehen, gaben sie dem Turm die archaisch anmutendede Form eines Pyramidenstumpfes, einer einfachen Grundform aber mit hohem Wiedererkennungswert. Auf verschiedenen Ebenen sollen die Besucher unterschiedliche spannende und erlebnisreiche Raumerlebnisse erhalten. Bei ihrem Entwurf gingen sie weit über den bloßen Turmbau hinaus, brachten bereits Ideen für die Umfeldgestaltung und die Nutzung der einzelnen Etagen mit ein.
Auch sie setzten in das Zentrum einen Aufzug, um Barrierefreiheit zu gewährleisten, umhüllt von einer sich nach oben verjüngenden Konstruktion aus dunklem Holz, bis zur von einer gläsernen Brüstung umgebenen Aussichtsplattform in 35m Höhe.
„Der Wechsel von offenen und geschlossenen Fassadenflächen, die leicht gebogene Linienführung und die gewählte Farbe führen zu einem unverwechselbaren Erscheinungsbild und definieren somit das Alleinstellungsmerkmal des Aussichtsturmes im Wurzacher Ried.“
Gisela Brodd fragte, wie viele Personen auf der per Wendeltreppe erreichbaren Aussichtplattform Platz fänden, die Architekten gehen von 12-15 Personen aus.
Armin Willburger fragte an, ob die Konstruktion auch ohne Aufzug funktionieren würde. Anwort der Planer: Der Schacht sei aus Statik-Gründen erforderlich, ein Aufzug müsse nicht direkt sein. Willburgers Frage nach der Einhaltung des Kostenrahmens wichen die Architekten aus, worauf Klaus Schütt meinte: „Die Kosten spielen bei so einem Projekt durchaus eine Rolle.“ Einen seriösen konkreten Kostenrahmen könne man in dieser Phase des Projektes nicht nennen.
Architekturbüro – Roter Punkt Architekten, Ravensburg
Helmuth Kistler präsentierte den Entwurf des Architekturbüros „roterpunkt architekten“ Kistler, Sohn, Waizzenegger. Ihr Entwurf sieht eine Dreieckskonstruktion vor, deren Breitseiten, zum einen dem Moor, zum anderen der Stadt zugewandt sein werden.
Als Leitbild für ihren Entwurf nahmen sie sich einen Baum: Der Stamm besteht aus einem Kern von Brettsperrholz, das Astwerk wird durch ein Stahlgeflecht und Treppen desselben Materials symbolisiert und das Blattwerk stellt die Verkleidung aus Kanthölzern dar. Kistler hob die statisch günstige Dreiecksform, die einfache, nachhaltige, robuste und regionale Konstruktion, wirtschaftlich in Herstellung und Unterhalt hervor. Er sieht den Weg hinauf zur Aussichtsplattform mit Rundblick in 36m Höhe als Erlebnisweg, denkt aber auch an drei große Zwischenebenen zum Ausschau halten, Ausruhen und für Informationen.
Armin Willburger fragte an, ob es bei dieser Konstruktion möglich wäre, eine Etage aufzusatteln. Kistler bejahte dies. Auch bei der Kostenfrage konnte er aufgrund der klaren Konstruktion sagen, dass der Kostenrahmen eingehalten werden könne. Er bejahte auch die Frage von Klaus Schütt dass bei der Konstruktion wegen der Barrierefreiheit ein Aufzug möglich sei. Marga Loritz wollte wissen, wie groß die Seitenlänge der Grundfläche sein werde, Kistler gab diese mit 9m an.
Für das Architekturbüro – Schwär, Furtwangen / Kisslegg
präsentierte Eva Schwär den Entwurf ihres Büros. Sie eröffnete ihre Präsentation mit ihrem Leitgedanken, der sie zu ihrem Entwurf inspirierte.
"Die Natur bleibt im Vordergrund,“ begründete sie ihre gänzlich offene Konstruktion. „Der Turm wird durch Holzfachwerkträgerwandscheiben mit Holzschalungen konstruiert, die als natürliches Material aus der Erde emporkommen. Der Zwischenraum hingegen nimmt sich mit einer leichten Stahlkonstruktion in seiner Massivität zurück. Der sensible Umgang mit Materialität und Farbgebung stellt somit die umgebende Natur räumlich in den Vordergrund.
Der dunkle Torf ist das Hauptelement im Riedgebiet, der durch das Abgraben und den tieferliegenden Einstieg in den Turm erlebbar gemacht wird und dadurch eine räumliche Verbindung zur Erdschicht ermöglicht. Das mystische Wurzacher Ried mit dem charaktervollen Torf wird durch die Architektur erlebbar gemacht.
Auch Schwär hat den Bereich rund um den Turm, der konisch zuläuft und dessen Eingang quasi als ein Eintauchen ins Moor ein wenig unter dem Grundniveau der Umgebung liegen soll. „Die Wände aus natürlichem regionalen Baustoff Holz „wachsen“ aus der Erde. Dazwischen bildet sich der Erschließungsbereich mit Treppen, Stegen und Aufenthaltsflächen aus.“ Die 60qm große Aussichtsplattform in 33m Höhe soll Platz für rund 60 Personen bieten. „Von der Aussichtsplattform aus, ergibt sich eine spannungsreiche Aussicht auf das gesamte Ried, sowie die nähere und ferne Umgebung. Die Besucher bekommen hier einen gesamtheitlichen Eindruck über die Dimension der Riedfläche. Die Leichtigkeit der Plattform suggeriert den Besuchern einen schwebenden Eindruck über den Baumwipfeln.“
Willburger fragte, nachdem ihm die Höhe der Plattform mit 33,5m als etwas zu niedrig erschien, ob die Höhe insgesamt auch höher sein könne, was Schwär bejahte. Einen Aufzug sieht ihr Entwurf nicht vor. Hermann Müller befürchtet, bei der offenen Konstruktion nicht nur dass es zieht, er hat auch noch – weil nicht schwindelfrei – andere Befürchtungen. Franz Josef Maier fragte nach dem Material der Treppen (Stahl) die als feinmaschiges Gitter, aber auch geschlossen ausgeführt werden kann. Karl-Heinz Buschle sieht für den unter dem Bodenniveau liegenden Eingangsbereich nur eine Chance wenn dieser in eine Betonwanne gehüllt wird.
Im Anschluss an die öffentliche Vorstellung der Entwürfe, zu dem sich zahlreiche Besucher im Kursaal einfanden, diskutierte der Gemeinderat das Gesehene in nichtöffentlicher Sitzung. Die Entscheidung, ob und welcher Entwurf weiterverfolgt wird, fällt das Gremium voraussichtlich bei seiner nächsten öffentlichen Sitzung am 19. Oktober.
Vorhabensbeschreibung Stadt Bad Wurzach
Architekturbüro Gauer-Nachbauer
Architekturbüro GMS
Architekturbüro roterpunkt
Architekturbüro Schwär
Bericht Uli Gresser
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