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Zur Diskussion um Windkraft rund ums Ried

Nach den Veröffentlichungen in der Bildschirmzeitung und in der Schwäbischen Zeitung kann niemand behaupten, er hätte nichts von der Bedrohung unseres Lebensumfeldes gewusst, es sei denn, er verschließt Augen und Ohren ganz fest.

Unser Lebensumfeld mit seinen gewohnten Landschaften wird unwiederbringlich verschwinden, sind doch die geplanten Eingriffe viel gravierender als alles, was der Zweite Weltkrieg hierzulande an Zerstörungen und Zumutungen für die Nachwelt hinterließ.

Ob denjenigen, denen die Zerstörung unserer Landschaften nicht schnell genug gehen kann, wirklich klar ist, dass „unwiederbringlich“ die Restzeit ihres Lebens und vermutlich auch die Lebenszeit ihrer Nachfahren umfasst? Sollen wir den Beteuerungen von Investoren, Antragstellern und Projektierern Glauben schenken, dass die Anlagen nach 25 Jahren wieder rückstandsfrei abgebaut werden, wo doch heute schon auf die Notwendigkeit eines „Repowering“ auf den alten Betonsockeln mit noch monströseren Maschinen hingewiesen wird?

Wir können doch beruhigt sein, da sich unser Gemeinderat zu der Aussage bekannte, gegen die Errichtung von Windenergieanlagen im Umfeld von Bad Wurzach zu sein, sofern durch diese der Bestand des Europadiploms gefährdet werden könnte.

Eine gummiweiche Aussage! Wie wird sich der Gemeinderat verhalten, sollte der Europarat „umkippen“ und die geplanten Eingriffe für nicht so schädlich halten, sofern die Anlagen nicht direkt in den Moorbereich gestellt werden?

Sicherlich besteht unser Gemeinderat nur aus klugen Frauen und Männern. Vielleicht haben sich diese, wie es ihre Pflicht ist, vor der Beurteilung von gravierenden Veränderungen, die den größten Teil der Bevölkerung lebenslänglich einschränken werden, umfassend informiert. Bisher offensichtlich nur einseitig bei Projektierern oder Antragstellern, doch leider nicht bei Kritikern, wie zum Beispiel den Landschaftsschützern. Jedenfalls habe ich noch keinen von ihnen bei unseren Informationsveranstaltungen gesehen.

Mit Windenergieanlagen lässt sich viel Geld einnehmen. Allein für die Gestattung, eine Anlage auf fremdem Grund zu errichten, wurden in anderen Regionen bereits Jahrespachten bis 40.000 € bezahlt. Also Geld, das, ohne jedes Risiko einzugehen, in der Kasse des Grundstückeigentümers klingelt. Nachvollziehbar, dass so mancher Grundstückseigentümer sich gegenüber dieser Entwicklung „offen“ zeigt und gerne mehrere Anlagen auf seinem Grundstück hätte.

Die aufgrund gesetzlicher Vorgaben bezahlten maximal 0,2 Cent/KWh für die Gemeinden des Umlandes sind dagegen nur ein kleines Zubrot; dieses  „Nasenwasser“ soll als Ausgleichszahlung für zerstörte Landschaften und schwere Beeinträchtigungen im Wohn- und Lebensbereich dienen.

Die Gemeinde-Beteiligung mit 0,2 Cent/KWh am Ertrag ergäbe am Beispiel der drei geplanten Anlagen zwischen Arnach und Eintürnen unter der Annahme von 2000 Volllaststunden/Jahr jeweils 24.000 € pro Jahr und Anlage.

Viele Normalbürger werden ohne jede Entschädigung Nachteile erleiden müssen, besonders dann, wenn durch diese Anlagen, die man ihnen per Gesetz, wie sonst nur in totalitären Staaten üblich, einfach „aus Auge“ drückt, ihr Wohneigentum entwertet oder das Wohnen wegen der gesundheitlichen Beeinträchtigungen unmöglich wird.

Für den Investor sieht das wesentlich positiver aus: Grundvergütung für Strom aus Windkraftanlagen ist ein Betrag von 5,02 Cent/kWh. In den ersten fünf Jahren nach der Inbetriebnahme werden als Anfangsvergütung sogar 9,2 Cent/kWh gezahlt.

Bei einer angenommenen und von den Antragstellern häufig prognostizierten Zahl von 2000 Jahresvolllaststunden und bei einer Leistung von 6 MW/Anlage ergibt das Einnahmen im Jahr 1 bis 5 pro Jahr von 1,104 Millionen €. In den restlichen 15 bis 20 Betriebsjahren Jahr für Jahr 602.400 €.

Kein Wunder also, dass es bei uns doch recht viele Windkraftbefürworter gibt, deren Gewissensbisse wegen der Zerstörung unserer Lebensräume und der Tatsache, dass hier Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit erzielt werden sollen, sehr schnell versiegen. Mir wurde von möglichen Profiteuren aus der Landwirtschaft ganz klar bedeutet, dass keineswegs eine große Mehrheit der Landwirte diese Entwicklung negativ sieht, was in den Worten gipfelte: „Von Eurem Europadiplom kann ich mir nichts abschneiden. Wenn mir die Windräder Geld bringen, dann bin ich dafür.“

Unverbindliche Versprechungen der Investoren, die Bürgerschaft über eine noch zu gründende gemeinnützige Stiftung an den Gewinnen zu beteiligen, sollen den letzten Zweifel beseitigen, dass die Investoren in erster Linie um das Wohlergehen der Gemeindebürger besorgt sind und dass nicht der schnöde Mammon der Antrieb ist. Auf einen außenstehenden Betrachter wirkt so etwas wie ein primitiver Bestechungsversuch bei einfältigen, gutgläubigen Bürgern.

24.000 € für die Gemeinde und rund 1 Million für den Investor – das zeigt, wie berechtigt der Vorwurf des Kapitaltransfers von Arm zu Reich ist!

Im Leben ist der Rückgriff auf die Bibel oft hilfreich: Hat da nicht einer seine eigene Zukunft und die Zukunft seiner Nachkommen für ein „Linsengericht“ verkauft?

Aber so etwas kann doch in Bad Wurzach oder Bad Waldsee der Verwaltung und dem Gemeinderat nicht passieren.

Wenn es ernst wird mit der Verhökerung unserer Landschaften, dann sollten diejenigen, die diesen Verrat nicht mittragen wollen, die namentliche Abstimmung verlangen. Dann sollen die Befürworter bis ans Ende ihrer Tage das Kainsmal des Ausverkäufers unserer Landschaften tragen.
Hans-Joachim Schodlok, Bad Wurzach

 

 

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halloRV

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