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Bad Wurzach (rei) - Am Freitag, 22. September, richteten die Unternehmen Energiequelle (Erfurt) und Laoco (Kirchdorf an der Iller) ihre Infoveranstaltung zu den  von ihnen projektierten Windkraftanlagen im Hummelluckenwald bei Arnach-Humberg aus. Es gab im Bad Wurzacher Kurhaus vier anderthalbstündige moderierte Führungen für angemeldete Gruppen zu je etwa 20 bis 30 Personen.  Dem gemeinnützigen Verein Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V. war auf seine Bitte, mit einem Info-Stand im Kurhaus vertreten sein zu dürfen, von den Veranstaltern eine Absage erteilt worden. Die Landschaftsschützer hatten deshalb ihren Stand vor dem Kurhaus aufgebaut.

Bei den vier Führungen gaben unter der Moderation von Wolfram Dreier Vertreter der beiden projektierenden Firmen Informationen unter anderem über Schatten- und Lärmbelastung, über Abstände, Baumaßnahmen wie Zuwegung und Auswirkungen auf den Tourismus.

Kurwesen
Ein etwaiger negativer Effekt für das Bad Wurzacher Kurwesen wegen der Errichtung von Windkraftanlagen in Riednähe wurde vom Referenten der Veranstalter nicht gesehen.

Finanzieller Ausgleich für betroffene Anwohner?
Thema war auch eine Dotation an die unmittelbar betroffene Bürgerschaft; eine freiwillige Einmalzahlung von 600.000 € wurde seitens der WKA-Betreiber in den Raum gestellt (daneben gibt es noch eine Pflichtzahlung aufgrund gesetzlicher Vorgaben von jährlich etwa 24.000 € pro Anlage, die an die betroffenen Gemeinden fließen, also in der Hauptsache an die Stadt Bad Wurzach).

Über Artenschutz im Bereich Hummelluckenwald / Rohrsee sprach ein Vertreter der Lars Consult (Memmingen). Die Ergebnisse der Tier-Beobachtung durch Lars Consult und die entsprechende Begutachtung durch die Beratungsfirma gehen in das Genehmigungsverfahren ein.

Was ist mit dem Europadiplom?
Anwesend waren auch zwei Vertreterinnen des Landratsamtes; sie informierten über rechtliche Aspekte des Genehmigungsverfahrens. Die Sprecherin machte  deutlich, dass die Projektierer Anspruch auf Genehmigung haben, wenn den Erfordernissen des Genehmigungsverfahrens Genüge getan sei. Inwiefern das Europadiplom genehmigungsrechtlich relevant ist, vermochte die Vertreterin des Landratsamtes nicht zu sagen; man habe trotz Ersuchens bisher keine diesbezügliche Handreichung vom Europarat bekommen.

Aus dem Publikum gab es sachliche, auch kritische Nachfragen. Insgesamt litt die Veranstaltung unter Zeitdruck.

Auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer hatte die Informationsveranstaltung der Projektierer besucht.

Die Landschaftsschützer um Reinhold Mall hatten vor dem Kurhaus ein Windkraftmodell aufgebaut, das WKA-Kritiker aus Kißlegg hergestellt haben. Das Modell im Maßstab 1:87 – der eingeführte Maßstab für H0-Modelleisenbahnen – ist 3,28 Meter hoch. Neben dem WKA-Modell kann man zum Vergleich den Kißlegger Kirchturm sehen – in der Realität etwa 30 Meter hoch, im Modell zirka 34 Zentimeter.

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Hier einige der Bad Wurzacher Landschaftsschützer mit dem vor dem Bad Wurzacher Kurhaus aufgebauten Kißlegger WKA-Modell. Am Fuß des Modells, vor dem Schild 1:87, sieht man zwei Häuser im selben Maßstab wie das WKA-Modell. Foto: Gerhard Reischmann

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Die Landschaftsschützer hatten ein Plastikhäuschen und einen Spielzeug-Lkw in realistischem Verhältnis zum Windradmodell angeordnet – alles im Verhältnis 1:87, das heißt im Abstand von 6,90 Meter (bezogen auf einen angenommenen Abstand in der Realität von 600 Metern). Die Dramatik dieses Missverhältnisses kommt bei diesem "Draufsicht-Foto" nicht ganz zur Geltung. Man stelle sich vor, man stünde selbst am Fenster des Häuschens und schaute auf die Windkraftanlage. Foto: Reinhold Mall.

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Die Schattenbelastung der Anwohner in Humberg war ein Thema bei der Info-Veranstaltung am 22. September im Kurhaus. Dieser „Schmetterling“ beschreibt die Schattenbelastung, die entstehen würde, wenn die drei geplanten Windkraftanlagen in Humberg realisiert würden. Der linke Flügel des „Schmetterlings“ stellt die Schatten-Belastung für den Bereich Eintürnen am Morgen dar; der rechte Flügel bezieht sich auf Humberg und Arnach, die vom abendlichen Schattenwurf betroffen wären. Humberg liegt im roten Bereich; das heißt, man hat als dortiger Anwohner mit einer erheblichen Schattenbelastung – Schlagschatten im Sekundentakt – zu rechnen. „Wie beim Schall müssen auch beim Schattenwurf Immissionsrichtwerte eingehalten werden“, schreibt die LAOCO GmbH (Kirchdorf / Iller), die das Windkraftprojekt Humberg vorantreibt, auf ihrer Homepage. „Demnach werden Windenergieanlagen vorübergehend abgeschaltet, wenn die Schattenwurfdauer auf ein Fenster die Richtwerte von 30 Minuten/Tag oder 30 Stunden/Jahr überschreitet.“  Der Westteil des Dorfgebietes Arnach muss mit bis zu 10 Stunden Schattenwurf pro Jahr rechnen (blaue Zone).  Die Karte wurde der Homepage der LAOCO GmbH (Kirchdorf / Iller) entnommen.

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Die drohende Umspargelung des Wurzacher Riedes (grün markiert). Die gelb markierten Flächen sind die sogenannten Suchräume, also potenzielle Standorte für Windkraftanlagen. Aktuell sind WKA-Planungen  bei Humberg (drei Anlagen), bei Weitprechts-Alttann (drei bis vier Anlagen) und bei Osterhofen (acht Anlagen) bekannt. Die Grafik ist Bestandteil des von den Landschaftsschützern vor dem Kurhaus gezeigten Spruchbandes. Grafik (auf der Basis der Karte des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben): Reinhold Mall

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Reinhold Mall hat uns noch ein Foto vom Banner-Flug am 16. September zukommen lassen. Es zeigt das von Werner Haller (Wolfegg) gecharterte Kleinflugzeug mit seinem Spruchband „285 Meter“. Das Flugzeug befindet sich in Malls Bild in etwa dieser Höhe beim Überfliegen des Alttanner Waldes, also im rückwärtigen Raum von  Eintürnenberg mit seinem Kirchturm. 285 Meter – so hoch sollen die 39 im Altdorfer Wald geplanten WKA werden. Die bei Humberg  geplanten Anlagen sollen laut Laoco-Geschäftsführer Christian Böhm 261 Meter hoch werden. Die im Alttanner Wald von Laoco geplanten Anlagen können laut Webseite bis zu 270 Meter hoch werden. Ob der dort errichtete Anlagentyp von derselben Bauart wie in Humberg ist, wurde bei der Info-Veranstaltung in Bad Wurzach am 22. September nicht deutlich.

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Das Bannerflugzeug über dem Altdorfer Wald. Foto: Werner Haller

 

 

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