Bad Wurzach (Leserbrief) - „Angst ist ein schlechter Ratgeber“ … sagte auch schon unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Wir sollten (nicht nur) deshalb heraus aus der Angst kommen und versuchen, die „Corona-Thematik“ wieder sachlich zu betrachten. Das wird nicht einfach, denn wie gestern schon beschrieben, kann man viele Menschen beobachten, die zurzeit sehr tief in der Angst stecken.
Ob das nun von regierenden Politikern gewollt ist oder lediglich in Kauf genommen wird, ist Spekulation – aber (ich hoffe, Psychologen, die hier mitlesen, können das bestätigen) sicher ist, dass Angst eine sehr starke (wenn nicht sogar die stärkste) Motivation darstellt. Unter Angst „spuren“ bzw. „funktionieren“ Menschen besser.
Mein Problem dabei: das Tragen von Gesichtsmasken verhindert menschliche Kommunikation und erzeugt Angst. Ich meine nicht einmal so sehr das unverständliche Nuscheln, sondern das Fehlen jeglicher Mimik. Kleine Kinder (und natürlich auch hochsensible und empathische Erwachsene) erleben einen regelrechten Horror (= ANGSTzustände), wenn sie in ihrem Umfeld nur noch gesichtslose „Bio-Roboter“ sehen. Und Menschen, die hinter den Masken schlechter atmen können verspüren natürlich zunehmende Panik aufgrund ihrer Atemnot.
Alte Menschen erleben Angst, wenn sie einsam zuhause, im Krankenhaus oder im Pflegeheim eingesperrt und von ihren Liebsten isoliert sind. Ich weiß aus jüngerer persönlicher Erfahrung, dass das Einzige, was Sterbenden Ängste nehmen (und damit dem Sterbeprozess Würde verleihen) kann, der enge menschliche Kontakt und persönliche liebevolle Zuwendung sind. Die momentane Isolations- und Maskenpolitik kann (bei Alt und Jung!) zu traumatischen Erfahrungen führen, welche unseren politischen Entscheidungsträgern offenbar ziemlich egal sind – obwohl diese Traumata (wenn man es weiter bzw. zu Ende denkt) die Lebensspanne ebenso verkürzen können wie Infektionskrankheiten durch Viren. Das hat auch Wolfgang Weiß in seiner sehr lesenswerten Kolumne angesprochen.
Ich möchte die Leser der Bildschirmzeitung wahrlich nicht „zutexten“, aber kurz nach Veröffentlichung meines Leserbriefes gestern Abend sah ich im Fernsehen - „natürlich“ (?) nicht im öffentlich-rechtlichen, sondern auf „Servus TV“ – ein Interview mit Prof. Dr. Sucharit Bhakdi. Ja, das ist „DER“: bis vor kurzem hochgeschätzt, ein führender Forscher im Bereich der Infektionsforschung und Immunbiologie, vielfach ausgezeichnet und seit kurzem (also seit er es wagte, eine wissenschaftliche Diskussion einzufordern und zu beginnen) von neu- und selbsternannten maßgeblichen medizinischen Fachinstitutionen (dpa, swr3) als „fragwürdig“ und seine Thesen als „irreführend“ bezeichnet (und er ist bei weitem nicht der Einzige, dem es so ergeht). Im gestrigen Interview schilderte Dr. Bhakdi im Prinzip die „Antwort“ bzw. das Gegenmittel zu den drei Ängsten, die ich in meinem vorigen Leserbrief aufgegriffen habe. Er nannte drei Gründe, warum er lieber in Deutschland studierte, arbeitete und lebt als in Thailand (von wo seine Eltern stammen): Einigkeit und Recht und Freiheit.
Einigkeit heißt, wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln (manche nennen es „Solidarität“), also dem Anderen wieder zu vertrauen – darauf vertrauen, dass ein Erwachsener (und mithilfe der Anleitung und unter Aufsicht Erwachsener natürlich auch Jugendliche und Kinder) in der Lage ist, vernünftig und verantwortlich zu handeln, d. h. sich an die schon lange gültigen und nachgewiesenermaßen wirksamen Regeln zur Eindämmung von Infektionskrankheiten zu halten. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat dazu 10 Tipps (interessanterweise OHNE „Maske“!!), die man z. B. unter https://www.infektionsschutz.de/mediathek/infografiken.html findet.
Recht heißt, dass wieder parlamentarische Prozesse die Gesetzgebung bestimmen müssen, Parlamente die Regierung(en) kontrollieren und die Grundrechte wieder uneingeschränkt Geltung haben. Eine Regierung ist dazu da, die Grundrechte der Bürger zu verteidigen und zu schützen – diese Grundrechte sind kein Gnadenakt bei dem ein Herrscher oder ein herrschendes Gremium seinen Untertanen mal mehr und mal weniger davon gewährt. Auch Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung sind an die Grundrechte gebunden (GG Art. 1 / 3).
Freiheit heißt, dass der Rahmen für die persönliche Entfaltung durch die freiheitlich-demokratische Grundordnung - die durch das GG für die Bundesrepublik Deutschland geregelt ist – garantiert wird. Maßnahmen, die in unzulässiger Weise in die persönliche Freiheit des Einzelnen eingreifen sind nach diesem GG ungültig. Sie erfüllen meiner Meinung nach z. B. bei „der Maske“ eher den Straftatbestand der Nötigung (schauen Sie sich § 240 STGB an und bilden Sie sich Ihre Meinung dazu – auch im Hinblick auf die „besondere Schwere“ wenn jemand „seine Befugnisse oder seine Stellung als Amtsträger missbraucht“).
Nach diesem sehr interessanten und sehr berührenden Interview mit Prof. Dr. Sucharit Bhakdi welches auch ein wenig Hoffnung ausstrahlte hätte ich besser nicht mehr den Videotext aktivieren sollen. Dort stand eine Verlautbarung unseres Gesundheitsministers Jens Spahn zu lesen: er glaubt, dass es keine Impfpflicht braucht, wenn alle die Notwendigkeit einsehen und sich freiwillig impfen lassen. Zu einer solchen Weisheit fällt mir definitiv nichts mehr ein.
Peter Allgaier
Bad Wurzach
Leserbrief zur Kolumne vom 28.04.2020 | Beitrag zur Diskussionsorgie
Die Würde des Menschen ist unantastbar – aber nicht für alle!
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