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Stuttgart/Leutkirch - Vieles musste im letzten Jahr Corona-bedingt ausfallen – der Naturtagebuch-Landeswettbewerb der BUNDjugend Baden-Württemberg gehörte nicht dazu. Schon zum 28. Mal waren Kinder zwischen acht und zwölf Jahren dazu aufgerufen, die Natur in ihrer Umgebung ganz genau unter die Lupe zu nehmen und so zu jungen Naturforscher*innen zu werden.

Die Ergebnisse ihrer Forschung halten die Kinder in einem Naturtagebuch fest, mit dem sie dann am Wettbewerb teilnehmen. Die eingereichten Tagebücher beschäftigen sich in diesem Jahr zum Beispiel mit dem Leben in und um heimischen Gewässern, mit der Lebensweise der Gallischen Feldwespe oder mit verschiedenen Kompostiermethoden. Insgesamt erhalten 49 Kinder im Einzel-, Gruppen- und Klassenwettbewerb einen ersten Preis. Aus Gründen des Infektionsschutzes findet keine Preisverleihung statt, weshalb die Gewinnerinnen ihre Preise per Post erhielten.

Über 700 Kinder haben bei der 28. Ausgabe des Naturtagebuch-Landeswettbewerb der BUNDjugend Baden-Württemberg aktiv mitgemacht. Für viele Kinder ist das intensive Beobachten, Erforschen und Dokumentieren von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen etwas besonders Faszinierendes. In Zeiten von Homeschooling und Kontaktbeschränkungen ist es zudem ein wichtiger Gegenpol zu den vielen digitalen Angeboten.

 

Vier Gewinner*innen im Einzelwettbewerb aus Leutkirch

Aus Leutkirch kommen dieses Jahr gleich vier erstplatzierte Kinder im Einzelwettbewerb: Die Zwillinge Luisa und Sophia Dorn belegten mit ihren beiden Naturtagebüchern über die Gärten ihrer Familie jeweils einen ersten Platz. Mit dem Biotop „Im Graben“ beschäftigte sich die ebenfalls erstplatzierte Ella Schöllhorn. Und auch Julian Günthner wurde mit einem ersten Platz für sein Naturtagebuch über die ökologische Siedlung „Marienhof“ ausgezeichnet.

 

Was es im Garten nicht alles zu entdecken gibt

Die Zwillinge Luisa und Sophia Dorn haben ihre Naturtagebücher einzeln erstellt und anschließend zum Wettbewerb eingereicht. Aufmerksam beobachten beide die Natur in den Gärten ihrer Familie: Was verändert sich an Bäumen, Knospen und Tieren im Jahreslauf? Was sind das für Blüten und Blätter? Sie zeichnen und malen Pflanzen und Tiere, machen Versuche und beschäftigen sich intensiv mit allem, was ihnen so auffällt. Luisa macht sich beispielsweise infolge des wenigen Schnees im Winter Gedanken über den Klimawandel und nimmt sich vor, in Zukunft öfter mal das Rad zu nehmen oder zu Fuß zu gehen. Sophia dokumentiert Sturmschäden an den Bäumen, die durch Orkan „Sabine“ verursacht wurden. Die Jury ist begeistert von beiden Naturtagebüchern und verleiht den Zwillingen zwei erste Plätze. Es sei besonders schön, dass die Mädchen oft gemeinsam draußen in der Natur unterwegs seien: „So können sich die zwei gegenseitig unterstützen und ihre Erlebnisse miteinander teilen!“

 

„Heute ist nicht aller Tage, ich beobachte wieder, keine Frage!“

Mit der Natur direkt vor seiner Haustür hat sich auch der elfjährige Julian Günthner beschäftigt. Die ökologische Siedlung „Marienhof“ bietet ja auch mehr als genug Anschauungsobjekte dafür: Ob es nun die zahlreichen Vögel sind, der eigene Brunnen oder die 35 Obstbäume der Siedlung, Julian nimmt alles ganz genau unter die Forscherlupe. Seine Erkenntnisse verarbeitet er in Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen, aber auch ein Gedicht aus Sicht der Amseln findet sich in seinem Naturtagebuch. Und da längst noch nicht jede Frage beantwortet ist, schließt Julian sein Werk mit den Worten: „Heute ist nicht aller Tage, ich beobachte wieder, keine Frage!“ Diesen Entdeckungsdrang belohnt die Jury mit einem ersten Platz und lobt: „Julian kennt sich aus und weiß genau, was es für ein Glück ist, so viel Natur um sich herum zu haben.“

 

In Gummistiefeln auf Fotojagd

Passend zum Jahresthema „Gewässer“ untersuchte Ella Schöllhorn (11) für ihr Naturtagebuch das Biotop „Im Graben“. Das Biotop war früher einmal ein Burggraben und bis vor einigen Jahrzehnten konnte man auch noch darin schwimmen, wie sie bei ihren Forschungen herausfindet. In Gummistiefeln watet Ella durchs Biotop, um Spinnen, Eidechsen und andere Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Sie stellt sich viele Fragen, deren Antworten sie dann selbst herausfindet: Wie kommen Rehe über den Winter? Woraus bestehen eigentlich Wolken? Und schmecken Schlehen wirklich besser, wenn man sie eingefroren und wieder aufgetaut hat? Ella ist eine begabte Schreiberin und füllt ihr Naturtagebuch so mit vielen spannenden Beobachtungen und Fakten. „Auf jeder Seite spürt man ihre Neugier und ihren Forscherdrang und merkt, dass sie die Fragen, die sich ihr bei ihren Beobachtungen stellen, beantworten will“, begründet die Jury ihr Entscheidung, Ella einen ersten Platz zu verleihen.

 

Naturtagebuch-Projekt macht Kinder zu verantwortungsvollen Naturschützer*innen

Auch die promovierte Biologin und Landesvorsitzende des BUND Baden-Württemberg, Brigitte Dahlbender, freut sich über die Ergebnisse der Kinder: „Tausende Naturtagebücher sind seit dem Start 1993 entstanden. Die Kinder kommen früh und intensiv mit der Natur in Berührung. Das macht sie später als Erwachsene zu verantwortungsvollen Naturschützer*innen. Die BUNDjugend Baden-Württemberg leistet somit einen immens wichtigen Beitrag für die Umweltbildung und den Naturschutz in unserem Land.“

 

Kinder raus in die Natur – nicht trotz, sondern gerade wegen Corona

Die langjährige Leiterin des Naturtagebuchs, Ladi Oblak ist sich sicher: „2020 war für alle, aber ganz besonders für Kinder ein hartes Jahr. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade jetzt, wo Kinder schlagartig noch mehr Zeit mit digitalen Geräten verbringen, das unmittelbare Naturerleben wichtiger ist denn je. Das bestätigen uns auch Zuschriften von Eltern und Lehrer*innen. Und wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass uns dieses Jahr noch mehr tolle Tagebücher erreicht haben als zuvor.“

 

Der Einsendeschluss für den Wettbewerb 2021 ist der 31. Oktober 2021

Hintergrund: Der Naturtagebuch-Wettbewerb der BUNDjugend Baden-Württemberg begeistert seit 1993 Kinder von acht bis zwölf Jahren für Natur und Naturschutz. Kinder, Kindergruppen und Schulklassen sind jedes Jahr aufgerufen, sich ein Tier, eine Pflanze oder einen Lebensraum von Tieren und Pflanzen, auszusuchen und zu beobachten. Ihre Beobachtungen dokumentieren sie in ihrem Naturtagebuch. Das vierteljährlich erscheinende Manfred Mistkäfer Mitmach-Magazin ruft zum Wettbewerb auf und bietet Anregungen und Informationen nicht nur für Kinder, sondern auch für Eltern, Lehrerinnen und Gruppenleiterinnen. Der Wettbewerb wird seit 1993 durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert; auch 2020 wieder mit 33.200 Euro. Auch der ökologische Energieversorger ElektrizitätsWerke Schönau (EWS) gehört zu den Förderern.

 

Pressemitteilung der BUNDjugend Baden-Württemberg

 

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halloRV

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