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Leutkirch - Draußen helle Spätsommer-Sonne. Drinnen im kühlen Raum im Rahmen von zwei Führungen etwa 80 Interessierte. Sie erfuhren am ehemaligen Pump-Wasserkraftwerk Moosmühle am Oberlauf des Leutkircher Stadtweihers am Sonntag (10.9.) Etliches über „130 Jahre Geschichte". Dazu eingeladen hatte am „Tag des offenen Denkmals“ die Heimatpflege Leutkirch.

Lange her. Und doch ähnlich wie heute? 1893 erlebte Leutkirch einen extrem heißen Sommer. Er löste nicht allein bei der Stadtbürgerschaft Sorgen aus. Denn auch die Viehtränken schienen gefährdet. Deshalb beschloss der Gemeinderat gleich im Januar 1894, die Wasserversorgung grundsätzlich zu erneuern. Geplant – getan. Bereits im November 1895 wurde sie mit einem großen Fest eingeweiht. Zu 107 Haushalten floss seither Wasser aus Rohren und löste die Versorgung aus Brunnen ab.

Und zwar dank eines Pumpwerks, das das kostbare Nass ins Hochbecken an der Wilhelmshöhe schaffte. Eingesammelt aus ergiebigen nahen Quellen im Zuflussbereich des Stadtweihers unterhalb von Adrazhofen und Wielazhofen. Seit 1895 im Pumphaus "Moosmühle" am Oberlauf des Stadtweihers. Angetrieben von einem Wasserrad dort. Das Gebäude steht noch heute.

Viele kommen dort beim Rundgang um den Weiher vorbei. Wenige Wanderlustige wussten bisher, was sich dort drin noch immer an technischen Schätzen verbirgt. Umso interessanter, was in dem alten Pump-Wasserkraftwerk am Sonntag zu bewundern war. Peter Feuerstein von der Heimatfpflege: „130 Jahre Geschichte kann man da sehen."

Die Turbine war bis in die 1970er Jahre aktiv
Gelungen dank Hilfe von Leutkircher Firmen. Und dank des Fleißes italienischer Arbeiter, die den Kanal von der „Moosmühle" zur Wilhelmshöhe aushoben. Dann wurde immer wieder erweitert – auch wegen des „Durstes“ der wachsenden Bevölkerung und des Gewerbes. Mit einer Turbine seit 1947 – „bis in die 70er-Jahre", erzählt Peter Feuerstein von der Heimatpflege Leutkirch. „Dann ist das 50 Jahre stillgestande“, berichtet Feuerstein. Und ergänzt: Unter anderem dank Karl-Heinz Schweigert lief das Ganze in den 1990er-Jahren nochmals an. Der damalige St.-Anna-Schulleiter hatte die Renovierung angeregt. Allerdings schien der Dauerbetrieb ohne ständige Betreuung nicht langfristig machbar. Vor einem Jahr packten fleißige Hände der Heimatpflege deshalb erneut im Pump-Wasserkraftwerk "Moosmühle" an. Jetzt wirkt es wieder so, „dass man den Leuten was zeigen kann“, wie Peter Feuerstein berichtet.

Längst sind Pumpen und Turbine in der „Moosmühle" nur noch Museums-Stücke. Ihr Trinkwasser bezieht die "Große Kreisstadt Leutkirch" mit modernerer Technik woanders aus mehreren ortseigenen Brunnen. Doch könnte sich die Technik in der alten „Moosmühle" in Zukunft trotzdem wieder dauerhaft mit drehenden Rädern dort zeigen? Und dann auch öfter bei ausgesuchten Terminen von ihnen zu besuchen sein? Dazu müsste dem Gebäude wieder genügend Wasser für die Turbine zuströmen. Ob's möglich wäre, prüfen derzeit Studierende der Hochschule Weingarten.

Das ehemalige Pump-Wasserkraftwerk „Moosmühle“, direkt am Ufer des Stadtweihers, ein Zukunftsmodell? Energietechnisch allemal. Denn das Prinzip, Wasser zu speichern, um seine Energie immer dann einzusetzen, wenn's gebraucht wird, ist aktuell wie eh und ja. Einst etwa in der Geislermühle unterhalb des Stadtweihers. Und in etlichen anderen Wassertriebwerken.

Der heutige Badesee war bereits vor dem Jahr 1400 „das wichtigste Infrastrukturprojekt der Freien Reichstadt“, wie Burkhard Zorn von der Heimatpflege sagt. Heute wieder Vorbild für funktionierende Energiespeicherung, für Hochwasserschutz und Wasser-Rückhalt für Trockenzeiten? Da könnten sich Geschichte und Zukunft die Hand reichen. Die Moosmühle ist eine der vielen Projekte der Heimatpflege, berichtet Vorstand Michael Waizenegger.

Wer mitarbeiten will bei der Heimatpflege findet sie unter www.heimatpflege-leutkirch.de
Text und Fotos: Julian Aicher

Transparenzhinweis: Julian Aicher (*1958) unterhält das Kleinwasserkraftwerk Rotismühle. Mit ein Grund, warum Aicher sich mit dieser fließenden Energie auskennt – und sich für sie ausspricht. Für die Bildschirmzeitung „Der Leutkircher“ berichtet er immer wieder über die bewährte Sonnentochter Wasserkraft, die in unserer Region früher hohe Bedeutung hatte und deren Potenzial heute zunehmend wieder erkannt wird.

Waizenegger
Michael Waizenegger, der Vorsitzende der Leutkircher Heimatpflege, zeigt am Tag des offenen Denkmals (10. September) das historische Pumphaus am Stadtweiher.

Zorn
Auch Burkhard Zorn von der Leutkircher Heimatpflege gab Erläuterumgen zur Wasserversorgung in alter Zeit.

Feuerstein
Peter Feuerstein (Heimatpflege) erklärt das Pump-Wasserkraftwerk „Moosmühle" am Stadtweiher Leutkirch

Feuerstein Infotafeln
Peter Feuerstein an den von der Heimatpflege angebrachten Infotafeln.

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Die "Moosmühle" am Oberlauf des Leutkircher Stadtweihers ist ein Industriedenkmal. Denn in dem Gebäude arbeitete seit 1895 ein Trink-Wasser-Pumpwerk. Es hob Quellflüsse unterhalb von Adrazhofen und Wielazhofen 40 Höhenmeter weiter zur Wilhelmshöhe. Antrieb in der "Moosmühle": einst ein Wasserad, ab 1947 eine Turbine. Darüber – und über etliches mehr – informieren seit neuestem Stelen neben dem Gebäude. Errichtet von der Heimatpflege Leutkirch. Foto: Heimatpflege

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Diese Tafel weist auf das Baujahr (1895) hin. Foto: Heimatpflege

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Die "Moosmühle" am Oberlauf des Leutkircher Stadtweihers. Ein Industriedenkmal. Der Rundwanderweg um den Stadtweiher ist nun um eine Attraktion reicher, nachdem die Heimatpflege das Gebäude neu in den Fokus gerückt hat.

 

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halloRV

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