Leutkirch (rei) - „Leutkircher Köpfe“ – das ist ein anspruchsvolles Spezialformat der von Bernd Dassel vor mehr als 20 Jahren gegründeten Gesprächsreihe „Talk im Bock“. Bei der Internetrecherche nach „Leutkircher Köpfen“ sind wir auf eine Reihe gleichen Namens gestoßen, die auf der Homepage der Stadt Leutkirch ein Schattendasein führt. Stadtarchivarin Nicola Siegloch hat unter dieser Rubrik Porträts historischer Persönlichkeiten versammelt, die einen engen Bezug zu Leutkirch haben. Mit Erlaubnis von Frau Siegloch hat die Bildschirmzeitung „Der Leutkircher“ eine Reihe aufgelegt und erinnert in den diesen Tagen an acht bedeutsame Persönlichkeiten. Begonnen haben wir am 25. August mit einer Erinnerung an Ludwig Baumann. Es folgten Porträts von Dr. Hans Erich Blaich, Anna Katharina Sulzer-Neuffer, Anna Barbara Walch-Künkelin, Fritz Möhrlin, Ursula Haider und Wilhelm Gangloff. Mit einem Porträt von Joseph Furtenbach endet nun die Serie.
Joseph Furtenbach (1591-1667)
Festungsbaumeister, Ingenieur und Architekturschriftsteller
Bild der Homepage der Stadt Leutkirch entnommen
Joseph Furtenbach wurde 1591 in Leutkirch geboren. Hier wuchs er auf und hier verbrachte er seine Jugend. Mit etwa 16 Jahren trat Joseph Furtenbach eine ausgedehnte Reise nach Italien an, wie es der Tradition der Familie entsprach. Dort beschäftigte er sich mit Technik und Architektur, Mathematik, der Baukunst, dem Ingenieurwesen, der Geschützkunst und dem Festungsbau. Nach seinem über zehnjährigen Italienaufenthalt wurde er 1621 nach Ulm zur Verwaltung eines Handelshauses berufen. Er erwarb das Ulmer Bürgerrecht, wurde in die Ulmer Kaufleutezunft aufgenommen und zum Chef des Bauamtes ernannt. In dieser Funktion führte er in und außerhalb der Stadt verschiedene Bauten aus, u. a. baute er eine Schule, ein Lazarett und zwei Redouten des Ulmer Festungswerks. 1636 erhielt er schließlich einen Sitz im Ulmer Rat.
Die Kunst- und Rüstkammer, eine Sammlung von Modellen, astronomischen Gerätschaften, Zubehörteilen von Pump- und Wasserwerken, Feuerspritzen, Schiffsmodellen, Büchern, Bildern, Kupferstichen, Geschützen, Rüstungen und Waffen, in seinem Privathaus in Ulm galt zu den damaligen Zeiten als Sehenswürdigkeit, sozusagen als touristisches Programm der Stadt Ulm.
Furtenbach betätigte sich außerdem als Kaufmann, Mathematiker, Orgel-, Schiffs- und Brückenbauer, entwarf Grotten und Dekorationen und beschäftigte sich mit Kartenkunde und Pyrotechnik. Furtenbachs Schriften, in denen er vielfach italienische Anregungen weitergibt, fassen das technische Wissen seiner Zeit in klarer Form zusammen. Sein „Newes Itinerarium Italiae“ (Ulm 1626) fand weite Verbreitung und wurde von vielen Italienreisenden des 17. Jahrhunderts als eine Art „Baedecker“ benutzt.
Joseph Furtenbach starb 1667 in Ulm.
Nicola Siegloch
Literatur
Margot Berthold: Josef Furtenbach von Leutkirch, Architekt und Ratsherr in Ulm (1591-1667). In: Ulm und Oberschwaben Bd. 33, 1953.
Hans Koepf: Furtenbach, Joseph von. In: Neue Deutsche Biographie (NBD), Bd. 5, Berlin 1961
Max Stemshorn: Joseph Furttenbach. Ein Architectus universalis. In: Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1000-1800, Ulm 2003