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Leutkirch - Seine Heimatstadt Leutkirch und sein Nach-Nachfolger Gebhard Fürst feierten am Sonntag (18.6.) den vor 100 Jahren geborenen Bischof Georg Moser. Der neunte Bischof von Rottenburg war als Sohn des Schmiedemeisters Alois Moser und dessen Frau Maria am 10. Juni 1923 in der Allgäustadt zur Welt gekommen.

Moser habe ihn seinerzeit ins Priesterseminar aufgenommen und 1977 zum Priester geweiht – so beschrieb Bischof Gebhard Fürst seine enge Verbindung zum Vorvorgänger Georg Moser. Auch viele der Gläubigen, die am Sonntag den Pontifikalgottesdienst in der Kirche St. Martin mitfeierten, hatten ebenfalls persönliche Begegnungsgeschichten mit Georg Moser zu erzählen. Nach der Enthüllung einer Gedenktafel, die an vier Leutkircher Bischöfe erinnert, konnten sie sich beim Stehempfang darüber austauschen.

Den Menschen nahe
Ausgehend von dessen Wahlspruch „Damit sie das Leben haben“ erinnerte Bischof Fürst an die Menschennähe Mosers. „Bischof Georg war ein Bischof für die Lebenden, aber auch für die, die leiden mussten in ihrem Leben“, beschreib er den von einem schweren Nierenleiden gezeichneten Georg Moser. Neben persönlichen Begegnungen habe Moser auch über Hirtenbriefe zu bis heute aktuellen Themen wie Schöpfung, Friede und christliche Hoffnung die Gläubigen zu erreichen gesucht. Die Weitergabe des Glaubens an die kommende Generation, wozu Moser 1985 eine Diözesansynode einberief, war schon damals eine zentrale Herausforderung der Kirche.

Bischof Moser verdankt die Diözese Rottenburg-Stuttgart auch ihren Doppelnamen. 150 Jahre nach der Weihe des ersten Bischofs erhob er die Stuttgarter Eberhardskirche zur Konkathedrale.

Auf Bundesebene habe sich Moser als Präsident der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ und als Vorsitzender der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz einen Namen gemacht, erklärte Bischof Fürst. Als er selbst deutscher Medienbischof wurde, habe er Mosers Leitwort von der Menschendienlichkeit übernommen. Medien dürften nicht zum Selbstzweck werden oder Ideologien verbreiten, sondern müssten zur Wahrheit beitragen, betonte Bischof Fürst.

„Ein Leutkircher“
„Georg Moser ist bis heute präsent in der Stadt“, stellte Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle in seinem Grußwort fest. Ganz im Sinne des Stadtnamens sei der Ehrenbürger kein Bischof für den Schreibtisch, sondern einer für die Leute gewesen.

Infotafel enthüllt
Pfarrer Karl Erzberger stellte am Ende des Gottesdienstes, den Kantorei, Bläser, Orgel und Glockenspiel mit einer Messe von Christopher Tambling bereicherten, vier aus Leutkirch stammende Bischöfe vor – darunter auch Mosers Vorgänger Carl Joseph Leiprecht. Der Heimatpflege-Verein widmete ihnen eine neue Schautafel vor der Kirche, die der Gewählte Kirchengemeinderatsvorsitzende Christof Janz im Beisein von Bischof Fürst enthüllte.

Hedwig Seidel-Lerch erinnert sich
Hedwig Seidel-Lerch hatte schon als Kind dem Schmied Alois Moser in der Webergasse zugeschaut, wie er Pferde beschlägt. Ihre mit Mosers befreundete Familie bewirtschaftete einen Bauernhof. Am Tag vor Georgs Primiz im Jahr 1948 brachte sie Eier und Butter vorbei, damit Maria Moser einen Kuchen backen konnte. Hierbei begegnete sie erstmals Georg als jungen Priester. Wiedergesehen haben sie sich bei einer Einkehrwoche im Internat in Ochsenhausen. „Alle Mädchen waren von diesem jungen Theologen mit Feuer, Witz und Humor begeistert“, berichtet die heute 84-Jährige. Für sie sei das Motivation gewesen, Theologie auf Lehramt als Nebenfach zu studieren.

Albrecht Roth erinnert sich
Im Schatten der Martinskirche erinnert sich auch Leutkirchs ehemaliger Kirchenmusiker Albrecht Roth an seine erste Begegnung mit Georg Moser. Als Moser, damals noch Weihbischof, an einem Dreikönigstag in seine Heimatstadt gekommen sei, führte Roth die Weihnachtsmesse nochmals auf. Seine Ehefrau Eveline durfte dem hohen Gast beim Empfang den Sekt reichen. Moser fragte sie nach dem Namen und stellte den Zusammenhang mit dem Chorleiter her. „Hat er noch mehr solche Töchter“, fragte der Weihbischof, worauf beide lachen mussten und sie das Missverständnis aufklärte.

Seegers Anekdoten
Seit fast 20 Jahren fördert eine nach Bischof Moser benannte Stiftung innovative Seelsorgeprojekte – auch in Leutkirch. Das aus Kißlegg stammende Vorstandsmitglied Rolf Seeger war nach dem Gottesdienst ein gefragter Gesprächspartner. Bereits am Vorabend hatte er den dicht gedrängt sitzenden Zuhörenden in der Kirche Anekdoten aus dem Leben Mosers erzählt und wiederholte nun eine der Geschichten: Bei einem Besuch in der Psychiatrie in Zwiefalten sei der Bischof im Garten mit einer Frau ins Gespräch gekommen, die ihn nach einiger Zeit gefragt habe, wer er sei. „Ich bin der Bischof.“ Die Antwort der Frau: „Hm, so hat das bei mir auch angefangen“, verrät Seeger mit einem Schmunzeln.
Text und Fotos: Markus Waggershauser (Diözese Rottenburg)

01 Einzug

Bischof Fürst beim Einzug.

02 OB

Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle beim Grußwort.

03 Predigt

Bischof Gebhard Fürst am Sonntag in der Leutkircher Martinskirche bei der Predigt.

04 Seidel Lerch

Hedwig Seidel-Lerch (*1939) stammt aus einer mit Mosers befreundeten Familie und lernte Georg schon als kleines Mädchen kennen.

05 Tafel mit OB und Bischof

Leutkirchs Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle und Bischof Fürst vor der Gedenktafel für die Leutkircher Bischöfe. Rechts der ehemalige Pfarrarchivar Emil Hösch, der eigene Forschungsergebnisse zum Text der Tafel beigetragen hat.

06 Erklärung der Tafel

Pfarrer Karl Erzberger bei der Erläuterung der Tafel.

07 Betrachter

Hier der Abschnitt über Georg Moser auf der neuen Gedenktafel

08 Seeger

Rolf Seeger (links), Vorstandsmitglied der Bischof-Moser-Stiftung, im Gespräch.

 

 

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halloRV

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