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Leutkirch - Bei schönstem Sommerwetter feierte die Kirchengemeinde St. Martin das Fronleichnamsfest. Nach der Eucharistiefeier in der altehrwürdigen Martinskirche ging es hinaus auf die Straßen der Innenstadt. Station machte man am Haus Lotz in der Kornhausstraße und an der Spitalkirche. Dann kehrte man zurück in die Kirche zum feierlichen Abschluss. Wie es guter Brauch ist, saß man anschließend noch im Freien beisammen, bei Speis und Trank und unterhalten von der Stadtkapelle.

8. Juni, 9.30 Uhr, Pfarrkirche St. Martin. „Er ist uns im Brot gegeben, Brot, das lebt und spendet Leben, Brot, das Ewigkeit verheißt“ – mit Inbrunst singt die Gemeinde im vollen Gotteshaus die Worte Thomas von Aquins, vor mehr als 750 Jahren gedichtet, heute noch so gewinnend wie damals. Pfarrer Erzberger sagt zur Begrüßung: „Es ist das Brot des Lebens. Es macht das Leben schmackhaft.“ Die Lesung, entnommen dem Buch Deuteronomium, erinnert an das Manna, jenes Brot, das vom Himmel fiel, um die Israeliten auf dem Weg durch die Wüste zu nähren. Darauf baut der zentrale Satz des Evangeliums auf: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6, 51).

Die Predigt kreist um das Symbol des Hoffnungsankers. „Wer Hoffnung hat, lebt anders“, sagt Pfarrer Erzberger, „gelassener, freier.“ Jesus, das lebendige Brot, Jesus, der sich für uns hingegeben hat, „er ist für uns heilsam, er nährt unsere Seele“.

"Einander Segen sein"
Das Bild des Ankers greift Karl Erzberger im Fortgang der Predigt auf, indem er das Gebet als Anker der Gottesbeziehung herausstellt. Dabei schildert er die Geschichte eines Katecheten, der täglich eine Stunde schweigend in der Kirche sitzt. Darauf angesprochen, sagt er: „Die eine Stunde brauche ich. Ich besuche in Gedanken jedes Haus im Dorf und bete für die Menschen dort.“ Einander Segen sein, das sei zutiefst jesuanisch, sagt Pfarrer Erzberger. „Jesus begleitet uns auf all unseren Wegen.“ Dabei wendet sich der Prediger besonders den anwesenden Kommunionkindern zu.

In den Fürbitten wird unter anderem um ein zeitgemäßes Glaubenszeugnis gebetet. „Wir sind nicht mehr so viele, wir werden weniger.“ Der Herr möge die modernen Menschen dazu befähigen, sein Wort zu verstehen und neue tragende Formen des Glaubenslebens zu finden, heißt sinngemäß eine der Bitten. Passend dazu wird das moderne Lied „Brot, das die Hoffnung nährt“ (GL 378) gesungen.

"IHN in die Welt tragen"
Am Schluss der Eucharistiefeier spricht eine Frau meditative Worte. „Wir wollen IHN mitnehmen auf die Straße, in die Welt, zu den Menschen. Wir wollen Zeugnis geben und den Glauben sichtbar machen.“

Dann zieht die Martinsgemeinde hinaus in die Mitte der Stadt, mit Kreuz und Fahnen an der Spitze, dahinter Blutreiter zu Fuß, die Stadtkapelle, die Erstkommunionkinder, die Ministranten, der Baldachin mit dem Träger der Monstranz und viel Volk. Ein schönes Bild, das von Passanten, Flaneuren und ersten Gästen der Straßengastronomie interessiert beäugt wird.

Abschluss ist in der Kirche und da erklingen noch einmal Worte des Thomas von Aquin: „Sakrament der Liebe Gottes, Leib des Herrn, sei hoch verehrt. Mahl, das uns mit Gott vereinigt, Brot, das unsere Seele nährt, Blut, in dem uns Gott besiegelt seinen Bund, der ewig währt.“

Am Schluss dankt Pfarrer Erzberger allen Mitwirkenden, allen, die dafür Sorge trugen, dass der „Leutkircher Herrgottstag“ des Jahres 2023 wieder eine würdige Danksagung an den Herrn des Lebens geworden ist. In seinen Dank schließt er den Festausschuss des Kirchengemeinderates, das Kolpingteam, das für die Bewirtung sorgt, die Stadtkapelle unter der Leitung von Wolfgang Halder, die bereits um 5.00 Uhr zur Tagwache gespielt hatte, den Organisten, die Blutreiter, die Baldachinträger, die Ministranten, den Mesner, das Blumenteppichteam und alle übrigen Helfer ein.

"Großer Gott", mächtig intoniert
Selbstverständlich endet die Feier mit dem „Großer Gott“, mächtig intoniert von Stadtkapelle und Orgel. Manuel Menig an der Orgel, ein Schüler von Kirchenmusikdirektor Franz Günthner, baut das Tedeum dabei in kräftiger Improvisation aus. Nicht wenige Besucher verweilen, lauschen den mitunter ungewohnten Klängen, die aber immer wieder zum Thema zurückfinden. Beifall brandet auf.

Anschließend sitzt die Gemeinde unter Schirmen und im Schatten der Kirche beisammen. Pfarrer Erzberger geht von Tisch zu Tisch.
Text und Fotos: Gerhard Reischmann

01 Monstranz Erzberer kniend

Station am Haus Lotz. Pfarrer Gabriel Maiwald, der Konzelebrant, spendet den sakramentalen Segen.

01b Stadtkapelle

Die Stadtkapelle begleitet die Prozession mit ihren Chorälen.

02 PensionärPfarrer Maiwald mit Monstranz. Wie an Fronleichnam seit jeher üblich, geht der Träger der Monstranz unter einem Baldachin, hierzulande „Himmel“ geheißen.

02b Blutreiter

02d Standarte 3

2f Standarten1

02c Standarte 2

Traditionell gehen die Blutreiter mit ihren Fahnen und Standarten in der Prozession mit.

05 Spitalkirche 1

Die zweite Station an der Spitalkirche. Stadtpfarrer Karl Erzberger hebt die Monstranz mit dem Allerheiligsten nach oben.

 07 Fahne hoch

Am Ende des Umgangs. Der Fahnenträger hat ein schönes Stück Weges hinter sich.

 12 Fahne Haus

13 Steffel

14 Zorn

Da und dort sieht man Fronleichnamsschmuck und -beflaggung an den Häusern.

15 Blumentepppich

Der Blumenteppich in St. Martin, gestaltet von Birgit Menig, Anne Lau und Ursula Schneider.

16 Beisammensein

Nach Eucharistiefeier und Prozession sitzt man noch gerne auf dem Platz neben der Kirche beisammen.

 

 

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halloRV

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