LEUTKIRCH - Da war alles dabei, was ein klangvolles, rasend-rhythmisches und unvergessliches Konzert ausmacht: Viel Leidenschaft und Temperament, Spielfreude und Virtuosität, absolutes Rhythmusgefühl und entsprechend dazu eine außergewöhnliche Harmonie der vier Meister an ihren Instrumenten.
Mit einem Wort: Baro Drom Orkestar - begeistert mit jedem Stück, mit traditioneller Musik aus den Balkanländern wie Rumänische Hora, ungarische Czardas, Klezmer, Musik aus dem Mittelmeerraum sowie orientalisch angehauchte Klänge aus der Türkei, Armenien und Georgien.
2010 kamen vier italienische Musikstudenten aus Florenz erstmals nach Leutkirch in die Malztenne, und rissen die Leute vom Hocker, denn so etwas hat man in der Region nur selten gehört. Seitdem kommen sie fast jedes Jahr, und so haben sie auch am vergangenen Sonntag ihr schon traditionelles Gastspiel in der Malztenne gegeben.
Drei der Studenten von damals sind noch dabei, die Violine spielt inzwischen eine Frau, Elena Meraviglioso. Man kann nur staunen, wie rasend schnell sie der E-Geige spielen kann. Kaum nachvollziehbar, wie alle vier Vollblutmusiker völlig ohne Notenblätter, traumhaft sicher ihre Instrumente beherrschen.
Ton-in-Ton-Harmonie und faszinierendes Tempo
Modestino Musico heißt so mit Nachnamen, was er von Kindheit an verinnerlicht hat: Musik. Mit Leib und Seele, mit Herzblut und viel Gefühl spielt er sein Akkordeon, in vollkommener Ton-in-Ton-Harmonie mit der virtuos gespielten Violine, absolut faszinierend. Meister an ihren Instrumenten sind ohne Frage auch Piero Spidilli am E-Kontrabass und Gabriele Savarese am Schlagzeug inklusive Tambourin. Jedes Stück ist wie ein Feuerwerk, das in vielen Farben und Formen klangvoll und heiß brennt, manchmal leiser wird, um dann erneut hochlodernd aufzuflammen.
Alle vier sind inzwischen Profi-Musiker, haben bereits 600 Konzerte in Europa gespielt und gehören zu den besten der Weltmusikszene. Demnach haben sie nicht nur in Leutkirch und beim Theaterfestival in Isny einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. Die heißblütigen Signori des Baro Drom Orkestar aus der Toskana spielten sich im Laufe des Abends immer tiefer und intensiver in die Herzen der wippenden und mitklatschenden Zuhörer.
Zwischenbeifall brandete auf, langer Applaus belohnte die Virtuosität des Ensembles der geraden und schrägen Töne. Zum Tanzen fand sich leider niemand ein. Manchmal ist es wohl besser, diese rasanten Darbietungen optisch und akustisch auf sich wirken zu lassen.
Doch es gibt sie auch: Die einfühlsamen Balladen, Gesang, der Gänsehaut erzeugt, und Melodien zum Träumen im reichhaltigen Repertoire von Baro Drom Orkestar und so ging der Abend nicht ohne mehrere Zugaben zu Ende, darunter auch das Partisanenlied „Bella Ciao“, das viele mitsangen und dann erfüllt den Heimweg antraten.
Text und Bilder: Carmen Notz