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Uttenweiler / Konstanz - Rechtzeitig vor der Adventszeit sind in diesen Tagen die Neuauflagen der beiden Krippenführer „Die schönsten Krippen rund um den Bussen, in Oberschwaben und im Allgäu“ und „Weihnachtszeit ist Krippenzeit. Wegweiser zu den schönsten Krippen der Bodenseeregion“ herausgekommen. Bereits zum 16. Mal gibt die „Feriengemeinschaft rund um den Bussen“ ihr 16-seitiges Leporello heraus. Immerhin zum vierten Mal erscheint die 32-seitige Broschüre des Tourismusverbundes „REGIO Konstanz-Bodensee-Hegau“.

Die Krippenführer – unentbehrliche Hilfen
Der Krippenführer vom Bussen ist längst gewissermaßen ein Klassiker und nicht nur für den oberschwäbischen Krippenfreund eine sehr nützliche, ja fast unentbehrliche Hilfe bei seiner Planung. In dem Leporello werden knapp 50 Krippen zwischen Alb und Allgäu vorgestellt, mit Schwerpunkt im Oberschwäbischen. Über 90 Krippen führt der andere Führer auf. Der Schwerpunkt dieses geschmackvoll gestalteten Heftchens liegt bei den Krippen am Bodensee sowie im Bodenseehinterland. Es berücksichtigt auch Krippen in der Schweiz, in Österreich und in Liechtenstein.

Einige Krippen gerade aus Oberschwaben kommen in beiden Führern vor. Am besten ist der Krippenfan aber gerüstet, wenn er sich beide Publikationen besorgt, die allerdings beide keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

Trotz dieser Überfülle fallen einem daher eine ganze Reihe von Krippen ein, die in den Prospekten ebenfalls gut aufgehoben wären. Erwähnt seien hier nur die große Barockkrippe in der Pfarrkirche Legau, deren Figuren aus dem ehemaligen Prämonstratenserkloster in Rot a.d. Rot stammen, oder die ungewöhnliche Schattenkrippe des Malers Karl Caspar in der Kirche in Lautlingen.

Krippen nicht nur in Kirchen
Die meisten der aufgelisteten Krippen finden sich natürlich in Kirchen, im Verbreitungsgebiet der Bildschirmzeitung etwa in Rötenbach oder Wolfegg. Auch verschiedene Museen, wie etwa das Museum im Bock in Leutkirch, zeigen in der Weihnachtszeit Krippen. Eine große Krippenschau gibt es zum Beispiel im Kloster Bad Schussenried. Dann sind da noch die Institutionen, die das ganze Jahr über Krippen zeigen, wie das renommierte Krippenmuseum in Oberstadion oder das Krippenweg-Panorama im Kloster Bonlanden.

Öffnungszeiten, Führungen, Audioguides
In beiden Publikationen werden die Krippen in kurzen Texten beschrieben. Man erfährt etwa, wann sie entstanden sind oder wer sie geschaffen hat. Neben der genauen Adresse sind die Öffnungszeiten aufgeführt und im Leporello oft ein Ansprechpartner vor Ort sowie gegebenenfalls Eintrittspreise genannt. In den Kirchen ist der Eintritt natürlich frei. Bei einigen Krippen sind nach Voranmeldung Gruppenführungen möglich. Für das Krippenweg-Panorama Bonlanden und für das Krippenmuseum Oberstadion können Audioguides entliehen werden.

Krippenland Oberschwaben
In den beiden Führern wird ein enormes Spektrum an Krippen vorgestellt, von historischen bis zu modernen. Die unterschiedlichsten Materialien finden Verwendung, so etwa Holz, Terracotta, Wachs, Pappmaché, Gips, verschiedenste Naturmaterialien oder auch Porzellan. Häufig sind die Figuren aufwändig bekleidet. Angesichts der Dichte und Vielfalt wird einem noch einmal klar, dass Oberschwaben ein Krippenland ist. Das hat natürlich mit der katholischen Prägung der Region zu tun.

Die Rolle der Klöster
Eine Schlüsselstellung kommt dabei den vielen Klöstern zu, die im Zuge der Gegenreformation die christliche Heilsgeschichte auch in dieser populären, zugänglichen Form vermitteln wollten. Sehr aktiv waren und sind, wenn man etwa an das Kloster Kellenried denkt, bis heute gerade die Frauenklöster. In einigen Fällen sind die Klosterkrippen bis in die Gegenwart an ihrem Entstehungsort verblieben. Das eindrucksvollste Beispiel ist wohl die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschaffene Krippe im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Gutenzell. Dort wird die Weihnachtsgeschichte in sieben bühnenhaften Szenerien erzählt, die von der Anbetung der Hirten über den Betlehemitischen Kindermord bis zur Hochzeit von Kana reichen.

Januarius Zick und Ben Hur in Dürrenwaldstetten
In einer ganz anderen Tradition steht die Krippe in Dürrenwaldstetten. Seit 2004 ist dort eine große Krippenlandschaft mit Terracottafiguren aus der Werkstatt von Angela Tripi in Palermo entstanden. Neben der eigentlichen Weihnachtsgeschichte werden dort viele kleine realistische Nebenszenen gezeigt, was typisch ist für Sizilien oder auch Neapel. Durch die akustische Untermalung bekommt die Szenerie dort fast ein bisschen etwas von Hollywood und Ben Hur. Diese Kirche ist auch noch aus einem anderen Grund ein attraktives Ziel für einen Weihnachtsausflug. Januarius Zick, einer der bedeutendsten süddeutschen Freskenmaler des 18. Jahrhunderts, der auch die Klosterkirchen in Rot a.d. Rot und Wiblingen ausgemalt hat, erzählt hier die Weihnachtsgeschichte in drei riesigen Deckengemälden.

„People of Color“ und „Blackfacing“ in und um die Krippen
In den letzten Jahren waren verschiedene Traditionen im Umfeld des Weihnachtsfestes Gegenstand zum Teil hitzig geführter Debatten. Das klassische Krippenpersonal, etwa die Hirten und die drei Könige mit Gefolge, ist, wenn man von der – zugegeben wichtigen – Figur der Maria einmal absieht, weitgehend männlich. Insofern blieb die Welt der Krippen etwa von der MeToo-Debatte verschont. Anders verhält es sich mit den – um den auch im deutschen Diskurs gängigen Begriff zu verwenden – „People of Color“. Schon seit Jahren wird zum Beispiel in den Niederlanden heftig um den „Zwarte Piet“, den dunkelhäutigen Begleiter des Nikolaus, gestritten. Ab Oktober 2020 gab es dann eine weithin beachtete Auseinandersetzung um den tatsächlich grotesk überzeichneten dunkelhäutigen König Melchior in der Krippe des Münsters in Ulm. Diese hatte der Ulmer Bildhauer Martin Scheible in den 20er-Jahren ursprünglich für einen privaten Sammler geschaffen.

Wer war dunkelhäutig, Caspar, Melchior oder Balthasar?
Welcher der drei Könige der dunkelhäutige ist, ist übrigens bis heute nicht abschließend geklärt. Mal ist es Caspar, mal Melchior, mal auch Balthasar. Der Verfasser erinnert sich etwa, beim Sternsingen als Kind folgenden Auftrittsmonolog vorgetragen zu haben: „König Caspar bin ich genannt. Mein Reich liegt fern im Mohrenland.“ Das Gesicht war dabei mit Ruß oder schwarzer Schuhcreme eingefärbt, so dass man heute wohl von „Blackfacing“ sprechen würde.

Dank durch Nicken
Weniger Aufmerksamkeit erfuhr bisher eine – in der Regel zwar nicht in, sondern neben der Krippe platzierte – Figur, die ebenfalls häufig dunkelhäutig ist. Es sind die Spendendosen in Form kleiner Figuren mit beweglichem Kopf, die nach dem Einwurf einer Münze durch ein deutliches Nicken ihren Dank ausdrücken. Wahrscheinlich sind sich die meisten Helfer, die jetzt im Advent eine dieser Figuren wieder auspacken, im Klaren, dass eine solche Darstellung heute nicht mehr politisch korrekt ist. Sie schauen eventuell etwas neidisch auf die Nachbargemeinde, wo ein blonder Engel die Aufgabe des Dankens übernimmt.

Die meisten Besucher beschäftigen diese Fragen wohl eher nicht. Sie genießen den Reichtum und die Vielgestaltigkeit der hiesigen Krippenlandschaft. Sie sind den zahllosen engagierten Helferinnen und Helfern dankbar, die jedes Jahr die liebevoll gestalteten Krippenlandschaften mit enormem Zeitaufwand und großer Kreativität aufbauen. Gerne entrichten sie dann auch ihren Obolus. Dabei ist ihnen wahrscheinlich ziemlich egal, ob die nickende Figur neben der Krippe rosafarbene oder etwas dunklere Backen hat.

Wie kommt man zu den Krippenführern?
Beide Krippenführer liegen bei den Tourismusbüros der Region aus. Das Leporello kann von der Website www.erlebnis-oberschwaben.de heruntergeladen oder es kann bestellt werden bei der „Feriengemeinschaft rund um den Bussen“, Hauptstr. 14, 88524 Uttenweiler, Tel.: 07374/9206-0 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Die Broschüre „Weihnachtszeit ist Krippenzeit“ findet sich zum Download unter www.bodensee-kloester.eu. Sie kann angefordert werden bei „REGIO Konstanz-Bodensee-Hegau“, Obere Laube 71, 78462 Konstanz; Tel. 07531/133040 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Die meisten Kirchenkrippen sind von Weihnachten bis 2. Februar zu sehen.

Vereinzelte werden schon zum Ersten Advent aufgebaut.
Text und Fotos: Herbert Eichhorn
Foto Birnau: Birnau / Andrés Phillips

22Die beiden Krippenführer 2

Die beiden Krippenführer

22Die Könige kommen Krippe Altheim Kreis Biberach

Die Könige kommen (Krippe Altheim, Kreis Biberach)

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Dudelsackpfeifer (Krippe Dürrenwaldstetten)

22Heilige Familie Krippe Dürrenwaldstetten

Heilige Familie (Krippe Dürrenwaldstetten)

22Weihnachtszeit in Krippenzeit Detail

Detail aus dem Führer "Weihnachtszeit ist Krippenzeit"

 

 

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halloRV

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