Wangen – „Eher was Soziales“, antwortet Luisa aus Lindenberg auf die Frage, was sie vielleicht später mal beruflich machen will.
Sie geht in die 10. Klasse und ist im Bus mit ihren beiden Freundinnen von Lindenberg nach Wangen gefahren, um an der jährlichen Rotaryclub-Veranstaltung „Beruf + Schule“ teilzunehmen. „Auf jeden Fall nicht nur im Büro hocken“, fügt sie noch dazu. Alle drei wollen „sehr wahrscheinlich das Abitur machen, und uns hier schon mal umschauen.“ Könne ja nichts schaden.
Finden auch die Organisatoren um Brigitte Schuler-Kuon und Mario Bernhard vom Rotaryclub. Seit vielen Jahren, die erste Berufsmesse war bereits 1979, wird diese Veranstaltung organisiert. Der Mediziner Harry Hahmann aus Isny ist seit sechs oder sieben Jahren dabei und freut sich immer über die Fragen. „Manche wollen einfach alles wissen“, erzäht er im Vorfeld, „und manche fragen sogar nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.“ Im Nebenraum sitzt Apothekerin Andrea Willemsen, die die pharmazeutischen Berufe vertritt. Auch sie findet, „dass das doch eine Riesenmöglichkeit ist, mal mit jemand zu reden, der Erfahrung hat.“ Werbung finden die beiden, „ist völlig legitim“.
Für sich werben an diesem Abend rund 200 Referenten, Experten, Firmen, Hochschulen, soziale Einrichtungen und Behörden. Das THW sucht Bufdis, die Waldner Holding stellt technische Berufe vor, die Stiftung Liebenau Pflegeberufe, die nta Isny die Ausbildung zu Technischen Assistenten und auch Polizei und Bundeswehr machen Werbung in eigener Sache.
Seit vielen Jahren veranstaltet die Rotaryclubs Wangen-Isny-Leutkirch und Isny-Allgäu die Berufsinformation für Schüler. Bereits um 18 Uhr ist die Aula voller junger Menschen, die Christian Eineder, Gründer des Online-Unternehmens easyFam in Lindenberg, zu Beginn für das Thema „Arbeit der Zukunft“ sensibilisiert. 15 Minuten genügen ihm, um klarzumachen, „dass man das Gefühl für Zukunft nicht googeln kann, sondern mit Menschen reden muss.“ Kommunikation auf Augenhöhe und Eigenständigkeit beim Lösungen finden seien unerlässlich, so der Unternehmer. „Und wer im neuen Job durchhält, bis man bei Ideenfindungen miteinbezogen wird, hat gewonnen“.
Neu war dieses Mal ein Lebenslauf-Check. Ein kurzer Blick genügte der Personalmanagerin Maryeke Kessler, um wertvolle Tipps zu geben. „Künftig“, wünscht sich die Personalverantwortliche, „sollten noch ein paar mehr ihren Lebenslauf mitbringen. Es lohnt sich.“ Ebenfalls neu: „Challenge deine Zukunft“, wo Ideen vom Profi hinterfragt und Wege zum Ziel diskutiert werden konnten.
Etwa 600 Schüler von verschiedenen Schulen im Umkreis Wangen, Leutkirch, Lindenberg, Isny und Bad Wurzach sind ins Rupert-Ness-Gymnasium nach Wangen gekommen. Manche kamen vorbereitet, hatten Fragen dabei und schon einen Plan. Andere sind „ohne Plan“ da, wie die Elftklässlerinnen Jacoba und Dunja. „Wir schauen uns jetzt erst die Listen an.“ Mehr als 65 Referenten stehen jedes Jahr im Einzelgespräch den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort zu den unterschiedlichsten Berufsbildern. Darunter sind die Hochschulen der Region, aber auch verschiedene Trägerorganisationen wie die Stiftung Liebenau oder die OSK.
Auch die Sparkasse ist da, die AOK, die Kreisstadt Wangen und die Agentur für Arbeit. Banker, Fotograf, Landschaftsgärtner, Anlagenmechaniker, Steuerberater, Stukkateur – die Palette der Berufsbilder ist enorm. Alle schickten Vertreter, die bereit sind, zwei Stunden Rede und Antwort zu stehen. „Dumme“ Fragen gibt es nicht, auch nach dem Verdienst zu fragen, ist in Ordnung.
Das Thema Praktikum oder Schnuppertag ist den Organisatoren der Rotaryclubs ebenfalls wichtig. Auf Stellwänden im Foyer werden Praktikumsplätze angeboten, beim Finanzamt, beim Zahnarzt oder bei der Stadt. „Einstiegsmöglichkeiten über Praktika“, so Organisatorin Brigitte Schuler-Kuon, „sind ein großes Thema bei den Jugendlichen, da wollen wir unbedingt etwas anbieten.“ Ohne das große finanzielle und organisatorische Engagement der beiden Rotaryclubs wäre diese jährlich stattfindende Veranstaltung, die ein wichtiger Beitrag in der Berufsfindung der Jugendlichen der Region Württembergisches Allgäu sei, gar nicht möglich.
Nach zwei Stunden ist Schluss, die Busse warten vor der Tür. Viele fühlen sich gut informiert. „Bin ein bisschen platt“, gibt Paul aus Leutkirch zu, „aber ich weiß jetzt immerhin, dass ich gar keine schlechten Chancen habe, bei der Polizei zu landen.“
Von Christine King

 
			