Immenried - Das Jugendtheater des Theatervereins Immenried hat sich für seine diesjährige Sommerspielzeit „Unter der Linde“ auf dem Schulhof der Grundschule den 1929 erschienen Klassiker von Erich Kästner vorgenommen.
Regisseur Sandro Droth und Vereins- und Technikchef Florian Fick nutzten die Gelegenheit, das per Crowdfunding finanzierte neue technische Equipment einem ersten Härtetest zu unterziehen.
Droth und seine jungen Schauspieler im Alter von 14-25 Jahren wollten das Familienstück schon vor Corona aufführen. Nun hat es also geklappt, am Mittwoch war Premiere. Gespielt wird bis zum Wochenende „Unter der Linde“, wo seit 2007 das Jugendtheater jeweils am Schuljahresende seine Bühne hat. Es gibt nur noch wenige Karten für die Wochenendvorstellungen.
Emil Tischbein (Elias Haggenmüller) lebt zusammen mit seiner verwitweten Mutter (Jessi Vogler) in Neustadt, einer fiktiven Kleinstadt. Zum ersten Mal darf Emil allein nach Berlin fahren. Seine Großmutter (Babsy Weishaupt) und die Kusine Pony Hütchen (Julia Hagel) erwarten ihn am Bahnhof Friedrichstraße. Aber Emil kommt nicht.
Denn im Zug hat die Mitreisende „Dame in Rot“, Maxime Grundeis (Franzi Ettmüller) ihm sein ganzes Geld gestohlen. Deshalb verfolgt Emil die Diebin ab dem Bahnhof Zoo und wird kurz darauf von Gustav mit der Hupe (Marcel Blum) u.a. wegen seiner wenig großstädtischen Kleidung mit „Du bist nicht aus Wilmersdorf?“ angesprochen.
Gemeinsam mit dessen Gang – Lutz Herdrich als der kleine Dienstag, Leo Halder als der Professor, Sarah Gieler und Hannah Schwarz als Mittenzwei und Mittendrei – verfolgen sie die Diebin durch die große, für Emil fremde Stadt. Nachdem Pony Hütchen zu den Detektiven dazu stößt, ist die Großmutter ein wenig beruhigt.
Droth lässt sein Ensemble den ganzen Schulhof nützen: Vom Eingang, dort wo eine „fast“ originale, mit Graffiti und mit abgerissenen Plakaten zum Theater verzierte Litfaßsäule ihren Platz hat, verfolgten die Kinder die Diebin bis auf die gegenüberliegende Seite bis zu Tareks (Sebastian Kutter) Bude, wo sich die feine Dame eine Currywurst genehmigte, immer unter Beobachtung der Gang.
Schließlich wird die Diebin nervös und will das Geld auf ein Bankkonto einzahlen wo sie von den Polizisten (Nils Badstuber und Mischa Knor) festgenommen werden kann. Und weil die Diebin eine lange gesuchte Räuberin ist erhält Emil eine große Belohnung. Seine neuen Freunde weigern sich davon für ihren selbstlosen Einsatz etwas anzunehmen.
Mit der Rückblende von Polizist Mischa Knor, der die Bankkassierin Laura Weimer nach den dramatischen Ereignissen am Ende des Stückes, befragt, tauchen die jungen Schauspieler in die Welt des berühmten Autors Erich Kästner, der mit dem Roman seine Weltkarriere begründete. Und vermitteln dem Publikum mit der Adaption an die Jetzt-Zeit ein wenig von dessem durchaus diskutablem Wertesystem.
Denn bei Kästner sind die Kinder immer die Guten, die Erwachsenen ausschließlich die Bösen. Trotz dieses klassischen Schwarz-Weiß-Denkens des Autors schaffen es die jungen Schauspieler, mit ihrer Aufführung, dem Publikum einen Einblick in die bunte Welt Berlins zu geben.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser