Ravensburg - Mit der neuen Vorfahrt für Liegendkranke ist elf Jahre nach dem ersten Spatenstich auch die letzte Einrichtung des neuen St. Elisabethen-Klinikums fertiggestellt.
Sowohl für die Patienten als auch für die Beschäftigten der Notaufnahme sowie für die Rettungs- und Krankentransportdienste verbessern sich die Bedingungen, lobte Landrat Harald Sievers bei der offiziellen Eröffnung die neue Zufahrt. Sie setze auch an anderen Stellen im EK geplante Funktionen in Gang, die bisher noch gefehlt haben.
Kranke und verletzte Menschen werden nun in einer Vorhalle der Notaufnahme aus den Rettungs- und Krankentransportfahrzeugen geholt und direkt in die Behandlungsräume gebracht. Dies ist eine wesentliche Erleichterung, nachdem die Patienten in den letzten drei Jahren auf der Südseite unter freiem Himmel die Fahrzeuge verlassen mussten und anschließend durch die stark frequentierte Eingangshalle zur Notaufnahme geschoben wurden. Besucher- und Patientenwege sind nun getrennt, so wie es die Konzeption für das gesamte neue EK vorsieht.
Freuen darf sich auch die Nachbarschaft des Klinikums. Die Rettungsfahrzeuge fahren nun nicht mehr rund um die Uhr an den Häusern der Reichle- und der Elisabethenstraße vorbei. Zur neuen Zufahrt biegen die Fahrzeuge von der Gartenstraße in die Untere Burachstraße und dann sofort scharf rechts in den Wirtschaftshof des EK ab. Parallel zur Gartenstraße verläuft die 50 Meter lange Rampe, die in einen 1200 Quadratmeter großen Stellplatz mündet. 2500 Kubikmeter Beton sind verbaut worden.
Die Rampe mit einer Steigung von bis zu elf Prozent hat eine Besonderheit: Sie ist die einzige beheizte Straße Ravensburgs. Damit ist auch bei Eis und Schnee eine sichere Zufahrt für die Rettungs- und Krankentransportdienste gewährleistet. Heizschläuche mit einer Länge von insgesamt 1,5 Kilometer wurden in die Fahrbahn eingelassen. Die Flächenheizung hat eine Heizlast von 300 kW. Dies entspricht der Heizleistung von 30 Einfamilienhäusern.
Die neue Zufahrt steht nur Rettungswagen und Krankentransportfahrzeugen mit der entsprechenden Berechtigung offen. Befahren werden kann sie ab Mitte der Woche, wenn letzte Arbeiten erledigt sind. Eine Schrankenanlage sorgt dafür, dass andere Zufahrten nicht möglich sind. Die Einfahrtschranke ist mit der modernsten Erkennungstechnik ausgestattet, so dass Rettungsfahrzeuge ohne Zeitverzug einfahren können. Notfallpatienten, die mit dem Privatwagen kommen, müssen das Klinikum weiterhin über die Magistrale an der Ostseite anfahren und über den Haupteingang das Haus betreten.
Von außen kaum erkennbar ist, dass die die Stellfläche auch auf die Katastrophenvorsorge mit einem großen Anfall von Verletzten ausgerichtet ist. Anschlüsse für Sauerstoff sowie Warm- und Kaltwasser stehen zur Verfügung. Auch die Dekontamination von Patienten ist möglich.
Begonnen worden ist mit den Arbeiten an der Westseite des EK nach dem Abbruch des aus den 60er-Jahren stammenden alten Bettenhauses West im Jahre 2018. Die Bunkeranlagen, die es unter diesem Haus noch gegeben hat, blieben im Boden. Die Zufahrt zur Notaufnahme führt vorbei am neu gestalteten Wirtschaftshof des EK, mit dem die Speise- und Wäscheversorgung optimiert werden kann. Die provisorische Lkw-Entladestelle am Eingang zur Strahlentherapie hat damit ausgedient und wird entfernt.
Mit der Verlegung der Liegendkrankenzufahrt an ihren neuen Platz erhält auch der Südeingang seine endgültige Bestimmung als zweiter Eingang des EK Richtung Stadt. Aufgrund der Corona-Krise muss er vorläufig noch geschlossen bleiben, da der Zugang ins Klinikum nur über den Haupteingang erfolgen darf. Dass auf der Südseite wegen der Anfahrt von Kranken nicht mehr die großen Flügeltüren geöffnet werden müssen, wird sich in der Eingangshalle vor allem im Winter bemerkbar machen. Bislang war in der kalten Jahreszeit als provisorischer Windfang aufgestellt, um die Zugluft wenigstens ein wenig abzufangen. Ganz gelang es nicht. Auch eine zugige Eingangshalle gehört der Vergangenheit an. Damit kommt auch das Energiekonzept für das neue EK vollständig zum Tragen.
Die Baukosten für die Gebäude des gesamten neuen EK liegen nun bei 237 Millionen Euro. 116 Millionen Euro waren es für den ersten Bauabschnitt, 237 Millionen für den zweiten.
Stimmen zur Fertigstellung des neuen EK: Landrat Harald Sievers: „Es ist der Abschluss von etwas sehr, sehr Großem. Der Landkreis und die Oberschwabenklinik haben erfolgreich 237 Millionen Euro investiert.“ Es sei eine „großartige Leistung“ der Planer und der Budgetverantwortlichen gewesen, so viel Geld zu investieren und dabei im Rahmen des Geplanten zu bleiben.
Prof. Dr. Oliver Adolph, Geschäftsführer der Oberschwabenklinik: Das EK ist ein „funktionelles und sehr leistungsfähiges Klinikum“. „Es ist eines der schönsten Häuser, das ich je gesehen habe, in einer der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe.“
Manfred Ehrle, Architekt Büro Arcass, Stuttgart: Von der ersten Stunde an war er dabei. Vor 13 Jahren hat für ihn alles mit dem Planungsauftrag begonnen, blickte er zurück. „Mit der Einweihung der Liegendkrankenvorfahrt führt der rote Faden nun zum Ende.“ Jetzt seien die Funktionalitäten möglich, die dem Haus noch gefehlt haben. Das neue EK sei nahezu genau so gebaut worden, wie es projektiert worden ist. „Gestartet sind wir als junges Team.
Herausgekommen sind wir nicht als altes, aber als reiferes Team.“ „Es war unser Anspruch, etwas Besonderes zu schaffen. Das ist uns gelungen“, fasste Ehrle zusammen. „Wir bauen immer für Menschen“, betonte er. Im Falle eines Krankenhauses für Patienten, Mitarbeiter und Besucher. Sie seien der Maßstab. Für sie sei das EK ein schöner Bau. Das sei ihm am Herzen gelegen.
Dr. Kerstin Kunz, Chefärztin der Notaufnahme: Sie blickte auf die lange Bauphase zurück. „Das Besondere war, dass die Nutzer mit einbezogen worden sind“, lobte sie den Planungsprozess. Abläufe seien vorab detailliert durchgespielt worden, sogar mit Playmobil-Figuren. „Das alles war eine ordentliche Herausforderung neben der normalen Arbeit im klinischen Betrieb.“ Dr. Kunz lobte die Zusammenarbeit mit den Rettungs- und Krankentransportdiensten, die mit der neuen Zufahrt und der neuen Vorhalle jetzt auf kürzesten Wegen möglich ist.
Presseinformation und Bild Oberschwabenklinik gGmbH