Bad Schussenried – Es ist fünf vor zwölf für die Demenzkranken und ihr Heim in der Aulendorfer Straße, das aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden soll und die Heimbewohner in andere Stationen des ZfP verteilen möchte. Wer das Krankheitsbild von Demenz kennt, weiß, dass Personen, die daran erkrankt sind, mit Veränderunen nur schwer zurecht kommen können. Deshalb sind sich Angehörige, Stationspersonal und Personalräte einig in ihrem Ziel, diese Schließung zu verhindern.

Mit einer Unterschriftensammlung und einer Kundgebung am Marktplatz in Bad Schussenried um 5 vor 12 Uhr wollen sie die Öffentlichkeit von ihrem Anliegen informieren und überzeugen. Ihre Forderung ist eine würdevolle Pflege durch bessere Personalausstattung und Finanzierung im bestehenden Gebäude, um die Demenzstation fortzuführen. Bruno Sing, einer der Personalräte im ZfP begrüßte die rund 100 Anwesenden, darunter der Bundestagsabgeordnete Josef Rief und der Bad Schussenrieder Bürgermeister Achim Deinert

Deinert sprach nicht nur das angekündigte Grußwort, sonder ein engagiertes Plädoyer für Bad Schussenried und seine Demenzpflegestation. Durch Zufall habe er erst Kenntnis von den Schließungsabsichten bekommen, mit der Begründung, die Station hätte von Anfang an, rote Zahlen geschrieben. Dies bestreitet er und wenn es so wäre, habe er kein Verständnis für so eine Konzeption. Er hofft, dass die Geschäftsleitung ihre Entscheidung revidiert und sieht auch den Landrat, der im Aufsichtsrat des ZFP sitzt, in der Pflicht. Auch hofft er dass sein Gemeinderat dieser Entscheidung widerspricht. Er spricht nach der Aufkündigung von Pflegeverträgen im Abt Siard Haus von einer Aufgabe der strukturierten Pflege und sieht diesen Tatbestand äußerst kritisch. Es werde am falschen Ort gespart und er fordert stattdessen die Demenzstation fortzusetzen und auszubauen.

„ Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns den Demenzbau klaut“, heißt die immer wieder gerufene Losung des Tages und Josef Rief , heute Nacht erst in Kenntnis der Aktion, hat einen anderen Termin abgesagt, weil ihm dieses Anliegen wichtiger ist. Auch hat er schon mit seinem Fachkollegen im Bundestag Lothar Riebsamen gesprochen, um eine Termin mit den Betroffenen und der Geschäftsleitung zu organisieren. Dies deshalb, „weil Pflege jeden von uns betrifft und Demenz, je älter wir werden, auch betreffen kann. Er will nichts versprechen, aber alles für eine Lösung tun, die die Betroffenen in Bad Schussenried leben lässt.

Statt Martin Gerster, dem anderen Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Biberach , der in seiner Funktion als THW_Vorsitzender im Rheinland bei den Flutopfern ist, spricht in Vertretung Patrick Lemli. Lemli ist selbst im ZfP in der Pflege tätig und er kann nicht verstehen, warum Menschen nicht als Menschen gesehen werden, sondern als Ware und wegen Kostengründen sei keine Schließung zu rechtfertigen. Die Bundestagspolitiker fordert er auf zur Verbesserung der Pflege das SGB 9 und SGB 11 zu ändern, was leider bislang nicht geschehen sei.

Für die Angehörigen sprechen Edeltraud Geister und Elfriede Reiprich, nachdem Sing das Abt Siard als „Mercedes unter den Heimen“ bezeichnet hat. Indirekt bestätigt Reiprich das. Ihr 74-jähriger Mann, dem gestern ein wundervoller Geburtstag bereitet worden sei, den er selbst nicht mehr weiß, aber sie sei sich sicher , eines habe er von der liebevoll gestalteten Feier mitgenommen, er sei hier zuhause.

Geister , die im Anschluss spricht, muss mit ihrer Rührung kämpfen, angesichts dem Vortrag ihrer Vorrednerin. Ihr Mann ist erst 6 Wochen dort und nach 4 Wochen erhielt er schon die Kündigung. Dabei sei jede Veränderung für ihn fatal und sie findet die Räumlichkeiten so toll und das Personal ebenso.

 

Für das Personal spricht Manuela Schill, die zusammen mit insgesamt 30 Kolleg:innen die 15 Demenzkranke der Station betreut „In einem solch reichen Sozialstaat wie Deutschland, muss es möglich sein, eine Demenzstation finanzierten zu können, fordert sie Und sie wartet seit 2 bis 3 Wochen auf eine Antwort der Geschäftsleitung auf einen Brief für die Station.

Ebenfalls an die Geschäftsleitung haben Rieke Boss und Kollegen geschrieben. Sie ist als Sozialarbeiterin für die Aufnahme zuständig, berichtet von „zum Platzen vollen“ Wartelisten und fordert Kontinuität für die Demenzstation.

Für die Personalvertretung, das Beschäftigtennetzwerk ergänzt Elke Dietmaier den Appell die Schließung zu revidieren und fordert von Politik und Kostenträger, mehr Geld für die Demenzpflege locker zu machen. „Klatschen reicht nicht und Keine Schließung Demenz WG 1211“, steht auf den Plakaten der umstehenden Zuhörer:innen.

Über Parteigrenzen hinweg kämpft Sing für eine Lösung und beendet die Versammlung nach 45 Minuten. Aber weiter Schritte werden folgen müssen, sollte es keine Lösung geben.

 

Text und Bilder: Gerhard Maucher

 

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