Ravensburg/Weingarten – Es dauerte, bis die vielen vorwiegend jungen Teilnehmer*innen am Bahnhof in Ravensburg in 10er-Gruppen aufgeteilt waren und losmarschieren konnten. „Vielfalt vereint“als Transparent an der Spitze und die Regenbogenfahnen in allen Variationen um den Körper gewickelt, auf die Kleidung gepappt oder den Hund beflaggt.
Über die Eisenbahnstraße, Karlstraße zur Schussenstraße und am Frauentor die Gartenstraße (B32) geradeaus nach Weingarten lief der Zug zum Stadtgarten, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
Zuerst sprach der Oberbürgermeister von Weingarten Markus Ewald ein Grußwort, kritisierte die aktuelle Homophobie in Ungarn und an anderen Orten. Ihm folgte sein Bürgermeisterkollege aus Ravensburg Simon Blümcke mit einer Begrüßung der Teilnehmer*innen, bevor die Vorsitzende von Netzwerk LSBTTIQ Baden-Württemberg Janka Kluge, die für Akzeptanz und gleiche Rechte eintritt und extra aus Stuttgart angereist war, beklagte, dass nächstes Jahr im SGB noch nicht geregelt sei, die gesundheitliche Versorgung bei der Umwandlung für Männer und Frauen in jeder Richtung.
Einen sehr sympathischen Auftritt auf dieser großen Bühne hatte die Travestiekünstler*in Jonathan/Jonella, die erzählte, wie sie in der Schule als Schwuchtel gehänselt wurde. Ihr Auftritt endete im Zarah Leander-Stil mit Gesang.
Dann kam der gesangliche Vortrag von Weingartens bester Sängerin Franziska Groß zur Geltung, die unter ihren ersten drei Liedern auch einen Song präsentierte, den sie erst zum zweiten Mal öffentlich sang und der das Thema Vielfalt mit der Textzeile „Alle reden von Vielfalt,..,“ behandelt, aber noch keinen Titel hat.
Für den besten Titelvorschlag sollte es eine CD geben. Es sei auch ein guter, aber eigenwilliger Vorschlag eingegangen, sagte sie nachher. Ob sie sich dafür entscheidet? Wir sind gespannt. Unter den Zuschauern war auch Rudolf Bindig, SPD, der 29 Jahre im Bundestag saß., sich besonders für Menschenrechte engagierte und an seiner Seite Doris Spieß, SPD-Vorsitzende im Gemeinderat. Auch die Bündnis 90/Grünen Vertreter Roman Muth und Ferdinand Ganter, ebenfalls Mitglieder des Gemeinderats, waren nicht nur jetzt dabei, sondern auch die ganze Strecke mitgelaufen.
Anlass der Pride-Parade oder Queer-Parade war neben dem bundesweiten Tag für gleiche Rechte gegen Diskriminierung auch die sinnlose Zerstörung von Regenbogenflaggen im Stadtgarten und hoch an der Marienkirche. Nicht dabei war natürlich der Weingartener CDU-Stadtrat Martin Winkler, der das Hissen der Regenbogenflagge anlässlich der CSD-Saison durch den Gemeinderat seiner Stadt scharf kritisierte. Jetzt steht er selbst in der Kritik.
Text und Bilder: Gerhard Maucher