Ulm - Die Auswirkungen der Corona-Pandemie machen sich auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt bemerkbar. Der konjunkturelle Dämpfer und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung senken den aktuellen Bedarf an Fachkräften spürbar. Bei höher qualifizierten Fachkräften wie Meistern, Fachwirten und Akademikern besteht aber auch in der Krise immer noch ein gewisser Mangel. Mittel- bis langfristig steht dem coronabedingten Nachfragerückgang zudem ein demografiebedingt weitaus größerer Angebotsrückgang gegenüber.

Die Corona-Krise hat die Nachfrage nach Fachkräften gebremst und gegenwärtig zu einem Überschuss geführt. Diese Entwicklung wird sich bei einer wirtschaftlichen Erholung jedoch in den kommenden zwei Jahren wieder umkehren. Denn aufgrund der Altersstruktur der Fachkräfte scheiden in den kommenden Jahren immer größere Anteile der Belegschaften aus. Weder der ausgebildete Nachwuchs noch Personen aus der stillen Reserve, also erwerbsfähige aber nicht erwerbstätige Menschen, werden diese Lücke schließen können. Letztlich fehlen zwischen 2020 und 2030 in der IHK-Region Ulm durchschnittlich mehr als 10.500 Fachkräfte. „Wichtig ist daher, den Herausforderungen des demografischen Wandels vorausschauend zu begegnen, indem auch jetzt durch Ausbildung zukünftiges Fachkräftepotenzial gesichert wird“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard die neueste Prognose des Fachkräftemonitors der Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg.

Dies bestätigt auch der detaillierte Blick auf die Daten: Zum einen sind Personen, die eine berufliche Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben nach den ungelernten Personen am stärksten von der Krise betroffen. Denn gerade Branchen wie zum Beispiel das Gastgewerbe oder der Einzelhandel, in denen beruflich Qualifizierte mit mittlerer Qualifikation besonders gefragt sind, sehen sich aufgrund der Covid-19-Pandemie mit negativen Auswirkungen auf ihre Geschäfte konfrontiert. Auch von der fortschreitenden Digitalisierung ist diese Gruppe stärker betroffen. Mittel- bis langfristig werden jedoch die Auswirkungen des demografischen Wandels durchschlagen. Letztlich fehlen im Durchschnitt der Jahre 2020 bis 2030 etwa 4.500 Fachkräfte mit beruflicher Ausbildung. Eine Ausbildung stellt damit auch weiterhin eine zukunftssichere Grundlage dar. Dies gilt umso mehr, wenn eine darauf aufbauende Weiterbildung absolviert wird. Denn beruflich qualifizierte mit höherer Qualifikation wie Meister oder Fach- und Betriebswirte bleiben selbst in der Krise Mangelware. In den Folgejahren wird sich der Bedarf zudem verstärken. Im Schnitt der Jahre ergibt sich so ein Mangel an fortgebildeten Fachkräften von 4.800.

Auch Akademiker sind trotz Corona-Krise weiterhin gefragt, wenngleich natürlich auch hier die Nachfrage der Unternehmen spürbar nachgelassen hat. Mit Blick auf die kommenden Jahre gilt zudem, dass gerade Akademiker in der Wirtschaft 4.0 gesucht sein werden. Durch den zunehmenden Anteil der Hochschulabsolventen an einem Jahrgang, schlägt auf der anderen Seite die demografische Entwicklung hier aber nicht so stark durch. Abhängig von der Konjunktur wird der Mangel an Akademikern letztlich bei rund 1.400 Personen liegen. Gut ein Drittel davon sind Ingenieure.

In den kommenden Jahren werden Fachkräfte aber nicht nur knapper, sondern auch älter. Bis zum Jahr 2030 wird deren Durchschnittsalter von derzeit gut 44 auf über 47 Jahre ansteigen. Die Betriebe müssen künftig also auch mit einer alternden Belegschaft innovativ und wettbewerbsfähig bleiben. „Damit dies gelingt, gilt es, das geringere Arbeitskräftepotenzial noch besser auszuschöp-fen. Auch hierbei kommt es darauf an, vorhandenes Potenzial durch Weiterbildung zu qualifizieren“, sagt Deinhard abschließend.

 

Pressemitteilung der IHK Ulm

 

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Grafik: IHK Ulm

 

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