Weingarten - In den frühen Morgenstunden des Donnerstags (13. Oktober) informierten Anwohner die Waldbesetzer im Altdorfer Wald darüber, dass Polizei Richtung Wald fährt. Die Bildschirmzeitung bekam einen Bericht von Seiten der Waldbesetzer. Demnach seien "einige hundert" Bäume gefällt worden. Heute Abend (13. Oktober) soll es um 18.00 Uhr eine Mahnwache vor der "Linse" in Weingarten geben. Aktivist Samuel Bosch schreibt:

Relativ schnell war klar, dass es sich dabei um die Rodung für die Kiesgrubenerweiterung der Kiesgrube Tullius handeln muss. Dort angekommen, beobachteten Aktivist*innen bereits die Markierung und die darauf folgende Rodung aller bisher genehmigten Bäume. Die Polizei sperrte alle Zufahrten zur Kiesgrube ab, im Gegensatz zu vorherigen Rodungen war auch für Kieslaster die Durchfahrt gesperrt. Die Besetzung bei Grund besteht weiterhin und war vom Polizeieinsatz nicht betroffen.

„Es ist schwer zu ertragen, wie in einer Nacht-und-Nebelaktion hier hunderte ausgewachsene Bäume fallen. Gestern Abend haben wir uns noch das Waldstück angeschaut und heute Morgen liegen die Bäume tot am Boden! Wir können nicht weiter tatenlos mit ansehen, wie hier in Oberschwaben die Klimazerstörung vorangetrieben wird!“, so Anwohner Martin Lang (55)

"Ich versuche mich tagtäglich für eine lebenswerte Zukunft meiner und aller Kinder und uns Menschen einzusetzen und muss hier mit ansehen, wie gegen den Willen großer Teile der Bevölkerung vorgegangen wird, das nimmt mich emotional echt mit", ergänzt Gudrun Bosch, Mutter von zwei Söhnen aus Schlier.

Bereits im Februar diesen Jahres, zum Ende der Rodungssaison, hatten vier Aktivist*innen einige Bäume bei der Kiesgrube Tullius besetzt, um ihre Rodung zu verhindern. Auch damals war ein Großaufgebot von Polizei vor Ort gewesen und alle Straßen dorthin wurden abgeriegelt. Die Bäume wurden letztendlich gerodet. Die Genehmigung für den Kiesabbau war eigentlich Ende 2021 ausgelaufen, der Gemeinderat Schlier hatte sie jedoch verlängert, da das Unternehmen sich verkalkuliert hatte und die Grube noch weiter auskiesen wollte.

Heute waren keine Aktivist*innen in den Bäumen, da die Rodung nicht unmittelbar vorhersehbar gewesen war.

"Die Polizei ist einfach nur da, um die Rodung zu bewachen. Das kommt einem schon ein bisschen komisch vor. Das kostet sicherlich viel Geld. Wird es jetzt jedes Mal so aussehen, wenn wieder ein paar Bäume gerodet werden, oder werden sich vielleicht mal Gedanken darüber gemacht, warum die Leute auf die Bäume steigen und wie man das viel einfacher verhindern könnte? Nämlich durch angemessene Klimamaßnahmen!", so Charlie Kiehne (20).

Immer wieder wird erklärt, dass für die gerodeten Flächen an anderer Stelle neuer Wald gepflanzt wird. Auf spekulative Aufforstungsexperimente sei jedoch weder Verlass, noch kämen sie rechtzeitig, meinen die Aktivist*innen. Falls solche Experimente gedeihen, dauert es 80 bis 100 Jahre, bis die anfangs winzigen Setzlinge dieselben Funktionen übernehmen können wie der wertvolle Bestandswald: CO₂-Bindung, Lärmreduktion, Luftfilterung, Umgebungsabkühlung, Heimat für bedrohte Tierarten und viele andere.

Heute um 18.00 Uhr Mahnwache
Heute Abend um 18.00 Uhr findet vor dem Kulturzentrum "Linse" in Weingarten eine spontane Protestaktion von Bürger*innen und Aktivist*innen statt. Grund für die Mahnwache ist die Rodung für die Erweiterung der Kiesgrube Tullius bei Oberankenreute. Diese war unter Polizeischutz in den frühen Morgenstunden des heutigen Donnerstags durchgeführt worden. Zudem findet heute Abend im Kulturzentrum Linse eine Vorführung des Films „90 Meter“ und eine anschließende Diskussionsrunde mit Aktivist*innen und dem Regisseur statt.
„Wir setzen heute Abend ein Zeichen gegen die Klimazerstörung, die hier in Oberschwaben unter Polizeischutz durchgeführt wird. Es kann nicht sein, dass weiterhin Bäume fallen und Kiesgruben erweitert werden, obwohl wir wissen, dass wir uns dadurch unsere Lebensgrundlage nachhaltig zerstören. Wir fordern, dass solche Rodungen nicht mehr unter Polizeischutz durchgeführt werden, sondern gar nicht mehr. Protest lässt sich ganz einfach durch die Umsetzung von wirksamen Klimamaßnahmen überflüssig machen.“ so Manfred Scheurenbrand (67) aus Waldburg.

Mitteilung von Samuel Bosch (Gegner der Rodung)

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Dieses Bild stammt laut Mitteilung der Aktivisten vom Polizeieinsatz am 13. Oktober bei der Rodung im Altdorfer Wald. Foto: Martin Lang

 

 

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halloRV

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