Bad wurzach - …im Moor. Das Wurzacher Ried ist das größte intakte Hochmoor Mitteleuropas. Die Konstrukteure der meterhohen Torfschichten im Hochmoor sind insbesondere die Torfmoose. Sie besitzen erstaunliche Eigenschaften, durch die sie einerseits die Entstehung eines Hochmoores bewirken und gleichzeitig in diesem extremen Lebensraum existieren können.
Wasser ist ein entscheidender Faktor für die Entstehung von Mooren. Unter bestimmten Bedingungen können Hochmoore entstehen, die ausschließlich durch Regenwasser gespeist werden. Vor ca. 5.000 Jahren war unser Klima feuchtwarm, so dass es nahezu das ganze Jahr über regnete. In diesem Regenwasser-Überschuss konnten sich Torfmoose ansiedeln.
Die wenigen im Regenwasser vorhandenen Nährsalze ergattern sie sich mit einem Trick: Sie gehen ein Tauschgeschäft ein, bei dem sie dem Wasser Calcium- und Magnesiumionen entziehen und dafür Hydroxidionen abgeben. Diese bewirken eine Senkung des pH-Wertes, säuern das Wasser also an. Da nur wenige andere Pflanzen diese sauren Bedingungen tolerieren, halten die Torfmoose dadurch ihre Konkurrenten gering. Ein doppelter Gewinn: So können sie immer weiter in die Höhe wachsen.
Die unteren Pflanzenteile sterben ab, werden aber aufgrund des Sauerstoffmangels im Wasser nicht zersetzt, sondern bilden Torf. Meterhoch können die Torfmoospolster wachsen und so ein Hochmoor bilden, das keinen Kontakt mehr zum Grundwasser hat. Doch das braucht Zeit, denn der Zugewinn an Torf beträgt nur ein Millimeter pro Jahr.
Die Polster sind wie Schwämme, da Torfmoose das 20fache ihres Gewichtes an Wasser speichern können. Sie besitzen in ihrem Inneren spezielle Wasserspeicherzellen und haben am Stängel kleine Blatt-Tüten, in denen ebenfalls Wasser gehalten wird. Hochmoore bilden dadurch einen sehr effektiven, natürlichen Hochwasserschutz, da das Wasser nur sehr langsam wieder an die Umgebung abgegeben wird.
In den nassen, sauren und nährsalzarmen Hochmooren können neben Torfmoosen nur wenige andere Tier- und Pflanzenarten existieren. Sie sind Lebensräume für Spezialisten und ein Refugium für Arten, die sonst nirgends vorkommen können. Und noch eine weitere wichtige Funktion erfüllen intakte Hochmoore: Da die absterbenden Pflanzenteile nicht zersetzt werden, werden große Mengen CO2 gespeichert und der Atmosphäre somit klimawirksames Gas entzogen. Moore bedecken weltweit nur knapp drei Prozent der Landfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlendioxid wie alle Wälder weltweit, die immerhin ein Drittel der Landfläche bedecken.
Alle Achtung, was diese unscheinbaren Pflanzen alles leisten und über tausende von Jahren mit dem Wurzacher Ried ein Juwel für Mensch und Natur geschaffen haben. Möchten Sie wissen, welche besonderen Arten noch im Hochmoor leben? Dann freuen Sie sich schon mal auf die nächsten Moor-Momente.
Pressemitteilung Naturschutzzentrum Wurzacher Ried Foto: NAZ