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Bad Wurzach - Die ersten Sonnenstrahlen der vergangenen Tage lassen die Natur langsam erwachen. Auch in der Vogelwelt ist das Winterende bereits erkennbar: Als traditioneller Frühlingsbote ist der Kiebitz aus seinen Winterquartieren zurückgekehrt.

Auf Wiesen und Feldern kann man die taubengroßen, braun-weißen Vögel mit der auffälligen Federhaube nun vielerorts entdecken. Wenn sie auffliegen, sind sie durch ihre runden Flügel und den schmetterlingsartigen Flug nahezu unverkennbar.

Auch wenn sie jetzt noch nicht ihre spektakulären Balzflüge zeigen, die von ihren charakteristischen Rufen begleitet werden: „Kiwit, kiwit“ schallt es dann weithin hörbar und es wird schnell klar, wovon sich der Name des Vogels ableitet. Übersetzt als „Komm mit, komm mit“ interpretierte man die Rufe früher in manchen Gegenden als Lockrufe in die Unterwelt und stigmatisierte den Vogel so zum Unheilbringer, während er andernorts als Glücksbringer oder Liebesmagier galt. Letzteres ist nicht weiter verwunderlich, wenn man die extravaganten Flugdarbietungen der werbenden Kiebitz-Männchen betrachtet.

Mit kräftigen Flügelschlägen fliegen sie los, starten dann senkrecht nach oben durch, um sich anschließend mit Überschlägen und Drehungen um die eigene Achse taumelnd nach unten zu stürzen, bis sie schließlich fast auf dem Boden aufprallen und erst im letzten Moment wieder in die Höhe ziehen. Alles begleitet von den durchdringenden, namensgebenden Rufen. Die anspruchsvollen Kiebitz-Weibchen aber geben sich keineswegs mit dieser spektakulären Flugshow zufrieden, sondern fordern auch noch einen wippenden Bodentanz ein, bevor sie mit der Familiengründung einverstanden sind.

Das Gelege der Kiebitze ist im Gegensatz zur auffälligen Balz meisterhaft unauffällig. Die vier Eier werden auf den nackten oder nur mit wenigen Halmen angerichteten Boden gelegt, wo sie durch ihre Farbgebung mit dem Untergrund optisch verschmelzen. Sollten sich Fressfeinde nähern, locken die Eltern diese mit vorgetäuschter Flugunfähigkeit humpelnd und mit hängenden Flügeln vom Nest weg. „Verleiten“ nennt man diese raffinierte Täuschungsaktion.

Längst aber sind die Rufe der einstigen Charaktervögel aus Mooren und Wiesen vielerorts verstummt. Früher setzte ihnen eine direkte Verfolgung zu, denn gefüllter Kiebitz mit Klößen galt als Delikatesse. Heute ist es die intensive Landnutzung, die durch Entwässerung von Feuchtgebieten die ursprünglichen Lebensräume der Kiebitze nahezu vollständig zerstört hat. In Süddeutschland brütet die Art nur noch in kleinen Restvorkommen, meist auf Äckern, die als Ersatzlebensraum dienen.

Diese kleinen Bestände haben jedoch durch frühe Bodenbearbeitung und Fressfeinde meist keine Chance. Anders kann es auf beweideten Flächen aussehen. Der Strukturreichtum durch Tritte und Suhlen von Rindern sowie der Insektenreichtum in den Kothaufen bieten ein großes Potenzial für den Kiebitz. Wenn also in den nächsten Wochen die Wasserbüffel in ihr Sommerquartier am nördlichen Rand des Wurzacher Rieds zurückkehren und dort die Landschaft pflegen und gestalten, lohnt es sich, nach den spektakulären Flugdarbietungen der Kiebitze Ausschau zu halten.

 

Presseinformation Naturschutzzentrum Wurzacher Ried

www.wurzacher-ried.de, www.moorextrem.de

 

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halloRV

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