Bad Wurzach - Seit fast vierzig Jahren steht der Musiker, Komponist und Dirigent Peter Schad gemeinsam mit seinen oberschwäbischen Dorfmusikanten auf der Bühne. Das Doppelkonzert in seiner Heimatstadt Bad Wurzach am vergangenen Wochenende im Kursaal stand unter ganz besonderen Vorzeichen.
Wie bereits bei seinem letztjährigen Herbstauftritt im Kursaal war es auch dieses mal wieder der erste Auftritt nach einer erneut coronabedingten, langen Zwangspause.
Folgerichtig eröffneten die Musiker wie damals mit der Polka „Freunde wir sind wieder da“ ihr Konzert und bewiesen bereits vom ersten Ton an, dass diese Zwangspausen ihrem Können und ihrer Freude an der Musik nichts anhaben konnten. „Dass ich das noch erleben darf, “ sagte Peter Schad danach mit Blick auf sein oberschwäbisches Goldkehlchen Carina Kienle, mit der er im Duett immer so wunderbare Liebeslieder singen dürfe. „Aber der Blutdruck sott drbei it höher sei wie´d Rente,“ sonst sei es „Ewig Schad.“
Natürlich bekamen die Corona-Regeln von Schad verbal noch einige z.T. auch schwarzhumorige Ergänzungen verpasst: Die für den Eintritt zum Konzert erforderlichen 3 G´s wurden kurzerhand auf 10 G erweitert: z.B. mit genervt, gestorben und gewesen.
Dann war es Zeit für das erste Solo, mit dem das Trompeten Trio bestehend aus dem berühmtesten Musikdirektor, dito Friseur und Kriminalhauptkommissar Oberschwabens, das begeistert mitgehende Publikum ins „Traumland“ entführte.
Den in der letzten Woche gefeierten Weltfrauentag konnte P.S. natürlich nicht unkommentiert lassen. Denn in der Ankündigung seiner Polka „Rosenduft“ sagte er: „Warum machen sich Frauen immer für ihre Männer hübsch? Weil das Auge des Mannes besser ausgebildet ist als der Verstand!“ Ja selbst der alte Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe habe mit seinem Faust den Frauen ein literarisches Denkmal gesetzt, an dessen Ende es heißt: „Das ewig Weibliche zieht mich hinan.“
Nach der von vielen Musikkapellen zum Klassiker geadelten „Kuschelpolka“ , natürlich ebenfalls aus der Feder von Peter Schad, sprach dieser von einem „guaten Publikum“.
Dass die Formation mehr als Polkas im Programm hat zeigten sie beim anschließenden international angehauchten Walzer „Estudiantina“, von Emile Waldteufel, dem mit „O Allgäu mein“ eine Premiere folgte: Den „Polka Freunden Allgäu“ gefiel die Interpretation von Carina Kienle und den oberschwäbischen Dorfmusikanten sehr gut. Dass auch deutsche Popmusik und Schlager sehr gut ins Repertoire der Dorfmusikanten passen, zeigte Posaunist Simon Föhr. Bei dem von ihm gesungenen „Über sieben Brücken musst Du gehn“ klangen die Dorfmusikanten ganz selbstverständlich wie eine hervorragende Big-Band.
Nach dem 60er Jahre Schlager „Aber Dich gibts nur einmal für mich“ war es Zeit für den Ehrengast, den Heimatdichter Hugo Breitschmid. Dieser hatte angesichts der düsteren Wolken, die nach Corona nun mit dem Ukraine Krieg das Leben auch hierzulande bestimmen, eher zum nachdenken anregende Texte mitgebracht. Auch wenn sein Gedicht „Hirnlos“ in ruhigeren Zeiten durchaus seinen schwäbischen Wortwitz entfalten konnte, an diesem Abend war jedem im Saal bewusst, auf wen das Werk gemünzt war.
Musikalisch weiter ging es mit dem Abba-Hit „I have a dream“ auf deutsch von Carina Kienle so wunderbar interpretiert, dass sich Peter Schad zu dem Kompliment hinreißen ließ, seine Sängerin sei so hübsch wie die beiden Abba- Blondinen damals zusammen. Bei ihrer Interpretation des „Gabriella´s Song“ bekam der Chef regelmäßig eine Gänsehaut, bekannte er.
Als Solisten auszeichnen konnten sich Flötistin Ingrid Baumann bei der Titelmelodie der „Dornenvögel“ (Kommentar P.S. : „Tragischer als der Bergdoktor!“) Trompeter Tobias Zinser bei Bert Kämpferts „Wunderland bei Nacht“ und Klaus Merk (Tenorhorn) bei einem irischen Volkslied.
„Die besten Kriminaler sind die, die selbst kriminell aussehen, “ mit diesem zweifelhaften Kompliment kündigte Schad den Komponisten der Polka „Mondschein über´m Schlossberg“, Michael Kuhn, seines Zeichens Flügelhornist der OSDM, der als Schüler „a reachter Waidag“ gewesen sei und der, weil er ja nichts besseres zu tun gehabt habe, die Polka während einer Nachtschicht geschrieben habe.
Mit der böhmischen Polka „Schwarze Augen“ bogen die Oberschwäbischen Dorfmusikanten auf die Zielgerade ihres Programmes ein, wobei neben der wunderbaren böhmischen Polka, natürlich das Gespräch von Frau Hawlitschek und Herr Pospischil beinahe den selben Unterhaltungswert hatte.
Das Ende des offiziellen Programmes gestalteten die Musiker dieses Mal völlig anders als gewohnt: Mit dem „Gebet“ von Mozart wurde es, eingedenk des Krieges mitten in Europa, sehr besinnlich. Ehe es zur obligatorischen Zugabe kam, ergriff Trompeter Tobias Zinser das Wort. Die Musiker spielten die Polka, die Michael Kuhn zum 20jährigen geschrieben hatte, mit dem bezeichnenden Titel: „Danke Peter.“
Der noch als Zugabe das von Carina Kienle so ergreifend gesungene „Ein bisschen Frieden“ folgte, bei dem das Publikum wohl selten so inbrünstig mitgesungen hat.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser