Arnach - Im Alter von 80 Jahren ist Josef Riedle am 13. Februar gestorben. Eine sehr große Trauergemeinde erwies ihm am 19. Februar die letzte Ehre.
In der Arnacher Kirche musste der Zutritt wegen Corona beschränkt werden. Aber zum Friedhof kamen sie fast alle, die vielen Freunde und Weggefährten von Josef Riedle, die vielen, die danken wollten für seinen Gemeinsinn und die Freude, die er der Arnacher Dorfgemeinschaft in all den Jahrzehnten gemacht hat.
In 35 Spielzeiten des Arnacher Laientheaters hat er mitgewirkt, als bartig-bärbeißiger Bruddler, als einer der drei Eisbären, als Büttel, als Domkapitular, bei der Morgensuppe, mit Schlafmütze und, und, und. Vor allem war er auch ein behutsam fördernder Spielleiter, der es „mit de Leit“ konnte, mit seiner Theater-Truppe, mit dem Publikum und mit dem Schauspielnachwuchs, der ihm besonders am Herzen lag. Wenn er am Show- und Stimmungsabend des Musikvereins Arnach (MVA), der in der Regel im Spätherbst stattfindet, durch die Reihen ging und verschmitzt-charmant um Mitmacher warb, konnte der oder die Angesprochene kaum nein sagen, berichtete MVA-Vorstandsmitglied Stefanie Jöchle in ihrem Nachruf am offenen Grabe.
Beliebt war Sepp nicht nur wegen seines Theaterspielens; auch als Posaunist beim Musikverein Arnach, als Kirchenchorsänger und als Solist beim Boschenfest, bei dem er mit seinem schönen Bass den „Tiefen Keller“ besang, erfreute er die Menschen.
Walter Kolb, einer der Hauptakteure in Fritz Harschers Boschenfest-Mannschaft, ließ es sich denn auch nicht nehmen, seinen alten Freund Sepp Riedle beim Requiem mit zwei Liedern zu ehren: mit „Wie groß bist Du“ und mit Sepps Lieblingslied, dem Ave Maria von Gounod. Und Sepps Musikverein steuerte – coronabedingt in kleiner Besetzung – drei Stücke aus der Schubert-Messe bei.
Von Reichenhofen her war Josef Riedle 1963 nach Arnach gekommen, als seine Eltern den Hof Kiechle in Schlesis pachteten. Selbstverständlich machte der Anfangszwanziger sofort im Musikverein Arnach mit, als aktiver Musikant und später auch als Funktionär – so über elf Jahre als Vorstand des Fördervereins.
So frohgemut Sepp beim Singen und Musizieren war, so leicht ging ihm die Arbeit von der Hand. Als Landwirt und Elektriker, im Lagerhaus Arnach, beim Baugeschäft Höflinger und zuletzt als Gemeindearbeiter und Amtsbote schaffte er fleißig und fröhlich sein Tagwerk.
Doch musste der tüchtige und den Menschen so zugewandte Mann auch schweres Leid erfahren: Zwei seiner drei Söhne sind vor ihm gegangen und das hat den so vitalen Mann gezeichnet.
Diese Schicksalsschläge ließ Vikar Manuel Hammer in seiner Ansprache beim Requiem nicht unerwähnt; auch ging er darauf ein, dass Sepp und seine Frau Martha zwei Ziehtöchtern Ersatzvater und -mutter waren. In den Fürbitten wurde für die Heimat, die Josef und Martha den Mädchen gaben, gedankt.
Mit Bezug auf Sepps Lieblingslied sprach Vikar Hammer am Grab das „Gegrüßet seist du, Maria“, in das die sehr große Trauergemeinde andächtig einstimmte. Der auf dem Friedhof in großer Besetzung angetretene Musikverein Arnach verabschiedete sein Ehrenmitglied unter dem Dirigat von Stefan Braun mit ergreifenden Chorälen. Die Feuerwehrabteilung Arnach stand mit einer Fahnenabordnung Spalier.
Reich mit Blumen geschmückt ist Sepp Riedles letzte Ruhestätte; darunter sind Kränze und Buketts des Musikvereins Arnach, der Stadt Bad Wurzach (Ortschaft Arnach), der Narrenzunft Arnach, des Kirchenchors, der Feuerwehrsenioren und selbstverständlich von Seiten seiner Familie. „In Liebe vereint mit Jürgen und Manfred“, heißt es an einem Kranz und mehrfach: „Danke für die schöne Zeit.“ Auf den Schleifen findet sich auch eine Danksagung des Stephanuswerks Isny, wo Sepps Theatertruppe jahrzehntelang gratis spielte, und natürlich seiner Arnacher Theaterfreunde, die an das Birkenbäumchen in ihrer Schale vier Fotos von Sepps Paraderollen angebracht haben.
Text: Gerhard Reischmann
Fotos: Archiv des Musikvereins Arnach
Theaterhinweise: Gebhard Baumann
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