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Bad Wurzach - Im Kellergewölbe von Maria Rosengarten, dem Ausstellungsraum des Naturschutzzentrum Wurzacher Ried, präsentiert der Landschaftserhaltungsverband Ravensburg (LEV) ab 09. Februar 2022 seine multimediale Ausstellung „Der Moorfrosch“.


Die Ausstellung wurden von Max Kesberger (ekologiafilm) und Moritz Ott (Projektleiter LEV Ravensburg) mit einem Multimediavortrag im Sitzungssaal eröffnet. Dieser wurde auf Video aufgezeichnet und per Livestream gesendet. Zugeschaltet waren dabei u.a. die Landtagsabgeordneten des Landkreises Petra Krebs, Raimund Haaser und August Schuler.

Dr. Siegfried Roth, seit einem knappen halben Jahr Leiter des Naturschutzzentrum Wurzacher Ried, legte in seiner Begrüßung den rund 30 Gästen das kleine Büchlein „Manni Moorfrosch“ von Claudia Panter ans Herz, in dem die Geschichte des Moorfrosches Manni erzählt wird.

Die Bad Wurzacher Bürgermeisterin Alexandra Scherer ist qua Amtes Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Naturschutz und freute sich als solche über den sehr guten Besuch „dieser ganz besonderen Veranstaltung“. Iris Steeger, die Dezernentin für Kreisentwicklung, Wirtschaft und ländlicher Raum und damit beim Landratsamt Ravensburg „für alles zuständig was mit Landschaft zu tun hat,“ stellte kurz die Chronologie der Biodiversitätsstrategie ihrer Behörde vom Prozessbeginn 2017 bis heute dar. „Der Nährboden, dem Artensterben entgegen zutreten war damals günstig.“ Ein Jahr dauerte die Ausarbeitung der Strategie, 2019 ging es an die Umsetzung, zu der neben dem Blumenwiesenprojekt auch das Moorfroschprojekt des LEV zählt. 250.000 € wurde dafür vo Kreistag zur Verfügung gestellt.

Dr. Patrick Kuchelmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ravensburg erläuterte im Anschluss das finanzielle Engagement seines Hauses, dem das finanzielle Engagement für Projekte wie die Vergrößerung der Moorfrosch-Population in den heimischen Mooren jährlich 150.000 € wert ist.

Der Moorfrosch ist eine Seltenheit und Kostbarkeit in Oberschwaben. Außer in der Rheinebene besitzt Baden-Württemberg nur noch winzig kleine Populationen, die sämtlich im Landkreis Ravensburg angesiedelt sind, in Moorgebieten wie etwa dem Wurzacher Ried. Der LEV Ravensburg hat im Rahmen der Biodiversitätsstrategie Landkreis Ravensburg zusammen mit den Naturschutzbehörden ein außergewöhnliches und wegweisendes Schutzkonzept für den Moorfrosch entwickelt und setzt dieses bereits erfolgreich um.

In ihrem Vortrag gingen der Biologe Moritz Ott und der Fotograf, Filmer und Journalist Max Kesberger, die sich vor einigen Jahren bei einem Wolfsprojekt in Norddeutschland kennengelernt hatten, mit mehreren Filmclips und Fotos auf die schwierige Arbeit an dem Projekt ein, das nun als Ausstellung im Naturschutzzentrum gezeigt wird. In Kooperation mit ekologiofilm aus Hannover ist nun eine interaktive Ausstellung entstanden, in welcher großformatige Fotografien, Filmbeiträge und Interviews zur Geschichte des Moorfroschs gezeigt werden.

„Von allen Arten sind die Amphibien die am stärksten vom Aussterben bedroht. Denn 98% der Moorflächen, ihrem Lebensraum und damit auch ihren Laichplätzen sind in den letzten Jahrzehnten bei uns verschwunden, “ führte Ott aus. „Wir tragen damit große Verantwortung für ihren Erhalt.“

Gestartet wurde das Projekt mit der Kartierung durch eine Spezialfirma, um die seltenen Tiere zu finden. Stundenlang musste dann Max Kesberger, nachdem er sein Spezialequipment durch unwegsames Gelände geschleppt hatte, im feuchten Moor bewegungslos ausharren, um Foto- und Filmaufnahmen von den scheuen Tieren zu machen. „Allein der Überflug eines Flugzeuges liess die Tiere für Stunden verschwinden,“ berichtete Kesberger. Auch die Laichentnahme gestaltete sich schwierig, weil abgelegter Laich sich kaum von dem von Grasfröschen unterscheidet.

Moritz Ott, der dank seiner Schwiegereltern, die ihren Garten für die Aufzuchtstation zur Verfügung stellten, erklärte die Gründe für Laichentnahme: Fische und Kälte gefährdeten die Laichballen in der Natur, durch die Aufzucht unter Laborbedingungen steigen die Überlebenschancen auf das Zehnfache.
Mit einem Spezialaufbau in der Speisekammer bei den Schwiegereltern von Moritz Ott gelang es Max Kesberger mit faszinierenden Zeitrafferaufnahmen die Entwicklung einer Eizelle bis zur Larve einzufangen.

2500 Moorfrosch Larven konnten Ott und seine Helferinnen und Helfer so pro Jahr aufziehen, von denen etwa 500 pro Jahr ausgesetzt werden. Da es zwei Jahre bis zur Geschlechtsreife dauert, hofft Ott nun, bei den Populationen in diesem Jahr erste Erfolge sehen zu können.

Weitere Themenschwerpunkte der Ausstellung sind neben der Aufzucht der Moorfrosch-Population im Landkreis Ravensburg auch die Schaffung neuer Lebensräume durch Teichbau sowie die Rückkehr der Moorfrösche in die freie Natur. Die Besucher/innen tauchen in das Moorfrosch-Projekt ein und bekommen Einblicke in die schützenswerte Welt der Amphibien vor der eigenen Haustüre.

Die Ausstellung ist täglich bis 8. Mai 2022 ab 10 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Außerdem veranstaltet das Naturschutzzentrum während der Ausstellungszeit Begleitveranstaltungen wie einen Vortrag über Amphibien im Landkreis Ravensburg und eine Exkursion zur Moorfrosch-Aufzuchtstation in Langenargen.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

 

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halloRV

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