Bad Wurzach - Gisela Rothenhäusler, von Beruf Geschichtslehrerin und Historikerin hatte genug: Mit einer (beim Landratsamt) angemeldeten Kundgebung wollte sie zu den sogenannten „Spaziergängern“ am Montagabend im Schatten des historisch bedeutsamen Schlosses einen Gegenpol bilden.
Als sich um 17.45 Uhr das Fähnlein der 16 Aufrechten, mit Maske und Abstand vor den Wachhäuschen beim Schloss versammelte, war von den Spaziergängern nichts zu sehen. Dafür waren statt der üblichen zwei Polizeibeamten gleich sechs vor Ort. Mit Transparenten und Schildern wie „Impfen ist Solidarität, Abstand hilft – aber nicht vom Grundgesetz, Impfen schützt Dich und die Anderen“ harrten die „Impffreunde“ der Dinge die da kommen sollten.
Der Organisatorin, die in der Vorbereitung „einen halben Tag mit der Sachbearbeiterin im Landratsamt verhandelt “ hatte, ging es nicht darum möglichst viele Menschen zu aktivieren. „Die Sachbearbeiterin wollte uns ursprünglich an den Postplatz verbannen, für den Fall dass wir doch noch mehr geworden wären.“ Ihr war mit ihrer „klitzekleinen Gegenkundgebung“, für die sie keine Werbung gemacht hatte, vor allem daran gelegen, den sogenannten „Spaziergängern“ zu zeigen, dass Impfen vor allem ein Akt der Solidarität den Mitmenschen gegenüber ist. „Deshalb wollten wir uns ebenfalls mitten in der Stadt postieren, eben dort wo sich die Spaziergänger immer treffen.“
Die Zeit verging und offiziell zeigte sich keiner der „Spaziergänger“, doch waren unter den Passanten die an der Mini-Gegendemo vorbei in Richtung Klosterplatz defilierten, einige die bereits Wochen zuvor bei den Spaziergängern mitmarschiert waren. Und auch das Verhalten einiger vorbeifahrender Autofahrer, deutete deren Missfallen an.
Die Zeit verging, doch weit und breit war kein „Spaziergänger“ zu sehen, weder am Postplatz noch beim Klosterplatz war eine Spur von den Impfgegnern zu erkennen.
Am Tag darauf wurde auch klar, warum . „In der Telegram-Gruppe, über welche die Organisation der Spaziergänger läuft, wurde davor gewarnt, dass wir am Stadtbrunnen stehen,“ erzählt Gisela Rothenhäusler. „Wir wurden als Antifa bezeichnet – das finde ich echt lustig.“ Die Gruppe sei umgeleitet worden und hatte ihren „Spaziergang“ dann irgendwo beim Rewe gemacht. „Interessant ist aber schon, dass wir dabei als Gegendemo bezeichnet werden und ihre eigene Gruppe als Demo, also nix Spaziergänger!
Aber immerhin haben wir sie vom Stadtbrunnen verdrängt,“ freut sich die Organisatorin über ihren kleinen Erfolg. „Es gibt ein Bild mit einem Gedicht: „Die Welle der Freiheit“, mit dem sich die „Spaziergänger“ identifizieren. Die Polizei wird dabei als Constellis Aufgebot bezeichnet – also die Gleichsetzung mit einem amerikanischen Sicherheitsdienst,“ berichtet Rothenhäusler weiter über die durchaus entlarvende Terminologie, die von den sich selbst als harmlose Spaziergänger bezeichnenden Demonstranten, die vorgeben für Freiheiten der Bürger zu kämpfen.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser