Bad Wurzach - Nachdem bereits im Juli 2020 ein regelrechter Generationenwechsel am Salvatorkolleg stattfand, zeigt sich nun zum Ende dieses Schuljahres, dass dies erst der Anfang gewesen war. Noch nie haben in den letzten Jahren so viele Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig die Schule verlassen wie zum Ende des aktuellen Schuljahres 2020/21. Fünf von ihnen beendeten mit ihrem Fortgang vom Kolleg auch ihre lange Berufslaufbahn am Bad Wurzacher Gymnasium.
Andreas Brade unterrichtete seit 1987 am Salvatorkolleg die Fächer Deutsch und Englisch. Bereits in der Lehrerkonferenz am 26.07. wurde er für sein Schaffen geehrt: Mit einem szenischen Monolog zum Thema „schulische Medienwelt“ würdigte Thomas Epting namens der Deutschfachschaft das langjährige Wirken seines Kollegen. Im Zentrum stand dabei als Requisit ein Tageslichtprojektor – vor mehr als dreißig Jahren das modernste Gerät im Unterrichtsalltag. Über die ersten Powerpoint-Präsentationen ging der Weg der technischen Modernisierung an der Schule bis hin zu dienstlich genutzten Tablets. Andreas Brade war immer mit dabei. Zudem machte er sich in der Ausbildung der Referendare – seit 2009 ist das Salvatorkolleg auch Ausbildungsschule – und in der Begabungs-förderung, vor allem im literarischen Bereich, verdient.
Birgit Brade unterrichtete in den vergangenen Jahrzehnten Englisch und Französisch und, ursprünglich bedingt durch einen Engpass, auch fachfremd Mathematik an unserer Schule. Gerade in ihrem neu hinzugekommenen Fach engagierte sie sich besonders: Sie führte handlungs- und spielorientierte Unterrichtsformen ein und organisierte Mathe-Wettbewerbe für die Klassen der Unterstufe, die von den Schülerinnen und Schülern begeistert angenommen wurden. Durch ihre Tätigkeit als Beauftragte für den Stunden- und Vertretungsplan stand sie in ständigem Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen. Und dieses mühsame und nicht selten auch undankbare Amt führte sie mit Umsicht und Gelassenheit aus.
Mit Mike Payant verlässt ein weiterer Englischlehrer das Gymnasium. Als gebürtiger Engländer und somit Muttersprachler des Englischen konnte er ab 1996 den Sprachunterricht insbesondere in den höheren Klassen in außergewöhnlicher Weise gestalten. Der inzwischen schon traditionelle Schüleraustausch mit der Bad Wurzacher Partnerstadt Wallingford geht wesentlich auf seine Initiative zurück. Darüber hinaus wirkte Mike Payant auch entscheidend in der Begabungsförderung mit, die seit 2004 ein Merkmal des Salvatorkollegs ist. Sein in den vergangenen Jahren permanent in diesem Rahmen angebotener Kurs „Business English“ war in der Schülerschaft äußerst gefragt. Mit ihm verliert das Kollegium eine einzigartige Persönlichkeit, oder, um seine eigenen Worte zu verwenden: „A Gentleman and a Scholar“.
Ulrika Stützle begann vor 34 Jahren ihre Tätigkeit am Salvatorkolleg, wie das damalige Jahresheft der Schule berichtet, „mit einem Teillehrauftrag in Französisch und als Vertretung in Sport“. Sie erlebte damit die Internatszeiten der Schule noch mit und war als Lernbetreuerin der Internen tätig. Ihre beiden Fächer unterrichtete sie in den folgenden Jahrzehnten mit Begeisterung und nun auch manchmal vollem Lehrauftrag, darüber hinaus auch das Fach Latein fachfremd – eine nicht zu unterschätzende Leistung. Ihr Hobby blieb die Geschichte, die sie aufgrund ihrer exzellenten Kenntnisse ebenfalls fachfremd hätte lehren können. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die 6. Klassen des Salvatorkollegs mit einer gewissen Regelmäßigkeit ihren Schullandheim-Aufenthalt in Südtirol – Ulrika Stützles Wahlheimat – verbringen.
Zum Ende dieses Schuljahres wurde Hilde Walser nicht nur in den Ruhestand verabschiedet, sondern zudem für 40 Dienstjahre geehrt. Da es einen Unterschied zwischen „rechnerischen“ und „echten“ Jubiläen gibt, ist eine solche Ehrung überaus selten, noch dazu, da sämtliche Dienstjahre an ein und derselben Schule geleistet wurden. Seit 1981 (in diesem Jahr war Oberstufenberater Josef Heine selbst Schüler der 11. Klasse, der Verfasser dieses Artikels gerade einmal zwei Jahre alt) war Hilde Walser unverzichtbare Lehrerin der Fächer Biologie und Chemie und ebenso unverzichtbarer Teil des Kollegiums. Bei der Verabschiedung in der Gesamtlehrerkonferenz wurde sowohl diesem Umstand – im Rahmen einer originellen Chemie-Show – als auch ihrer Begeisterung für die Donaumonarchie Rechnung getragen. Der Tag der offenen Tür am Salvatorkolleg, der Maßstäbe setzte, wurde in vergangenen Jahrzehnten ebenfalls von Hilde Walser organisiert.
Den langjährigen Kolleginnen und Kollegen fiel der Abschied vom Salvatorkolleg sichtlich schwer. Der Blick zurück aber fand bei Andreas und Birgit Brade, Mike Payant, Ulrika Stützle und Hilde Walser in Zufriedenheit und Dankbarkeit statt.
Markus Benzinger