Bad Wurzach (mit Bildalbum) - Sie haben die Lernzeit für das Abitur gut genutzt: Die 80 Abiturienten des Abiturjahrganges 2021 haben die Pandemie- und Lockdownzeit hervorragend genutzt und ihre Reifeprüfung im „Einstandsjahr“ für Schulleiter Klaus Amann und dessen Konrektor Frank Schmuck zu einem Rekordevent gemacht, wie sich bei der Zeugnisübergabe in der Turnhalle des Gymnasiums zeigte.
Nach dem traditionell der Abiturfeier vorausgehenden Gottesdienst – Pater Mariusz hatte den Abiturienten mit dem Bild des Baumes Mut für ihren neuen Lebensabschnitt gemacht – eröffneten fünf Sängerinnen aus den Reihen der AbiturientInnen die Abiturfeier dieses ganz besonderen Abiturjahrganges, der in den vergangenen eineinhalb Schuljahren stark von der Pandemie geprägt war.
Und allen Unkenrufen zum Trotz lieferten die Abiturienten: Mit einem bisher am Salvatorkolleg noch nicht erreichten Gesamtnotendurchschnitt von 1,97 schafften sie es einen neuen Rekord für die Schule aufzustellen. Die sechs 1,0 AbiturientInnen – Ben Brauchle, Ian Gindele, Rika Jaufmann, Ronja Joos, Freia Völkel und Lara Stroh – sind an der Schule inzwischen schon beinahe Standard. Insgesamt wurden dabei 41 SchülerInnen mit Preisen und Belobigungen ausgezeichnet.
Schulleiter Klaus Ammann schaffte gleich mit seinem ersten Abiturjahrgang diesen besonderen Erfolg. Seine Premierenansprache eröffnete er mit einer Rückschau ins Jahr 2013, als er als Vertretungslehrer versuchte, den jetzigen Abiturienten beizubringen, dass sie bereits damals mitten in der Abiturvorbereitung waren...
Und noch beim Eintritt in die Kursstufe war nicht absehbar, wie dieser Jahrgang sich entwickeln würde. „Die vergangenen anderthalb Jahre haben auch meine Vorstellungen vom Möglichen gesprengt. Ich glaube, es ist gut, diese Perspektive genauer zu verfolgen - jenseits von allem Gerede über eine Generation der Corona-Verlierer oder der Behauptung, Fernunterricht sei so effektiv wie Ferien.“
Denn: unter anderen Bedingungen wäre die digitale Umwandlung deutlich langsamer vonstatten gegangen. Für die Schüler war in vielerlei Hinsicht Selbstständigkeit, Eigenmotivation und Selbstorganisation erforderlich, um das zu schaffen. „Es sind die grundlegenderen Kompetenzen, die ihr für euren nächsten Lebensabschnitt gut gebrauchen könnt.“ Deutlich sei in dieser Zeit auch geworden, dass durch Lebensführung und Lebensgestaltung der Lauf der Welt stark beeinflusst werden kann, verbunden auch mit der Erfahrung, dass viele Menschen bereit seien diese Maßnahmen und Anstrengungen mitzutragen.
Im Gegensatz zum Augsburger Schulpädagogik-Professor Klaus Zierer sieht Amann diese Schülergeneration keineswegs als Corona-Verlierer. „Wir können aus dieser Zeit viel lernen und ich weiß, dass ihr bereits viel daraus mitgenommen habt.“ Er sei froh, dass der Abschluss angemessen gefeiert werden kann und die Abiturienten großen Wert darauf gelegt haben, dass die Zeugnisübergabe mit der gesamten Gruppe gefeiert werden kann.
„Und wenn es irgendwie schwierig wird, dann denkt daran: Krise können wir nach Corona, uns kann nichts mehr so leicht aus der Fassung bringen.“
Die beiden Vertreterinnen der Abiturienten Aleyna Köse und Felicitas Fauser ließen in ihrer Rede das Schulleben am Salvatorkolleg noch einmal Revue passieren: Kaum aus den verschiedenen Grundschulen der Region zusammengewürfelt standen schon in fünften Klasse Entscheidungen an: Die Wahl zwischen Französisch und Latein. „Da wir der erste Jahrgang sind, in welchem alle Latein abgewählt haben, wurde schnell klar, dass wir keine guten Entscheidungen treffen können.“ Bereits in der neunten Klasse standen mit dem BOGY-Praktikum zukunftsweisende Entscheidungen an, die manche in ihrer Richtung bestätigten, bei anderen die Erkenntnis wachsen ließ was sie nicht machen wollten. Positiv merkten die beiden Rednerinnen an, dass das Salvatorkolleg die Schüler dazu anregte, „nicht planlos durchs Leben zu schreiten“. Mit mehr oder weniger Erfolg.
Thomas Gindele, Vertreter der Elternschaft brachte mit seinem launigen Vortrag über die Erkenntnis von Inkompetenz und Kompetenz vor allem mit Blick auf die vergangenen Jahre so manches Elternteil zum Schmunzeln. Ausgangspunkt seines Vortrages war die im Jahre 2000 mit dem Nobelpreis für Psychologie ausgezeichnete Arbeit der Herren Dunning und Kruger mit dem Titel „Nichts Können und es nicht merken: Wie Schwierigkeiten beim Erkennen der eigenen Inkompetenz zu einer überhöhten Selbsteinschätzung führt. In einem Diagramm stellte er in groben Zügen am Beispiel des Elternseins dar, wie hart der Weg (für beide Seiten) von der Selbstüberschätzung bis zur tatsächlichen Kompetenz ist. Für die Abiturienten heiße dies: Im Laufe ihrer weiteren Ausbildung würden sie noch einige Male auf die Nase fallen. „Aber jetzt wisst ihr, dass ihr, wenn ihr euch vermeintlich auf dem Tiefpunkt befindet, ihr in Wirklichkeit auf dem richtigen Weg seid.“
Die Abiturfeier des Salvatorkollegs endete mit der Übergabe der zahlreichen Sonderpreise wie dem renommierten Scheffelpreis für die beste Leistung im Fach Deutsch sowie vielen schulinternen Preisen.
Bericht und Bilder Uli Gresser