Bad Wurzach - Nachdem die Wallfahrtskommission des Heilig-Blut-Festes beim Ritt durch die Fluren rund um Bad Wurzach notgedrungen neue Wege gehen musste, fand das traditionelle Pontifikalamt fast wie in jedem Jahr statt.
Zwar war die Anzahl der Gläubigen eingeschränkt – nach Voranmeldung durften 300 von ihnen unter den geltenden Hygienevorschriften am Pontifikalamt teilnehmen – doch das unterstrich den feierlichen Charakter des Gottesdienstes nur noch mehr.
Mit den ersten Strophe des Heilig-Blut-Liedes eröffnete die Stadtkapelle, die unter der Leitung von Petra Springer das Pontifikalamt trotz einer Lockdown-bedingten langen Pause, in gewohnt souveräner Manier musikalisch begleitete, den Festgottedienst, den zahlreiche Geistliche, wie etwa die ehemaligen Wurzacher Pfarrer Norbert Wahl und Paul Notz gemeinsam mit dem Weihbischof zelebrierten.
In seiner Begrüßung freute sich Pater Superior Konrad Werder besonders darüber, dass auch der Patronatsherr, seine Durchlaucht Fürst Erich von Waldburg-Zeil gemeinsam mit Tochter Charlotte es sich nicht nehmen ließ, dem Heilig-Blut-Fest und dem Pontifikalamt beizuwohnen. Bürgermeisterin Alexandra Scherer lobte er für deren großes Engagement für das Kirchenfest in der Wallfahrtskommission, ein besonderer Dank ging an den Bauhof für die Unterstützung. Ein besonderer Gruß ging an Pilger aus Nürtingen, die bereits zum 14. Mal zu Fuß den Weg nach Bad Wurzach auf sich genommen hatten. „Bei Ihrem Pilgerweg seit Sonntag wird sicher so manche Etappe feucht gewesen sein, “ sagte der Hausherr mit einem dankbaren Blick darauf, dass pünktlich zur Prozession und zum Pontifikalamt der Himmel seine Schleusen schloss.
Weihbischof Gerhard Schneider eröffnete seine Ansprache mit einer Anekdote. Er erinnerte sich an den bitterkalten Winter 2012, wo er als Aushilfspfarrer an einem Sonntag in eine Gemeinde kam – draußen zeigte das Thermometer sibirische minus 25 Grad – als er von einem Ministranten darauf hingewiesen wurde: „Bei uns wird nur solange gepredigt, wie es Plusgrade in der Kirche gibt“. In der Kirche herrschten damals gerade plus/minus null Grad...
Schneider konnte die Wallfahrer und Pilger beruhigen: Seine Predigt fand auf jeden Fall statt. Bezugnehmend auf den Evangeliums Text, den letzten Versen des Matthäus-Evangeliums mit der Quintessenz, „Ich bleibe bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ , zeigte Schneider auf, dass Gott auch den heutigen Menschen sagt: „Gott ist ein Leben lang, bis über den Tod hinaus bei uns.“ Dieses „bei den Menschen bleiben“ sei für die ersten Christen eine „Urerfahrung“ gewesen, diese Ruhe und Kraft sei für sie etwas ganz Besonderes gewesen. Der auferstandene Jesus konnte auch den „ungläubigen Thomas“ bekehren, der erst die auch nach der Auferstehung sichtbaren blutigen Wunden Jesu berühren wollte, ehe er zu glauben begann. Schneider verwies auch darauf, dass Gott auch unser eigenes Verwundetsein nicht verborgen bleibt. „Die eigene Unzulänglichkeit muss nicht verborgen werden.“ So sei sein Sterben, dessen an diesem Festtag gedacht werde, auch ein Zeichen für unser eigenes Verwundetsein.
Mit einem von allen inbrünstig mitgesungenen „Großer Gott wir loben Dich“ endete dieses Pontifikalamt im Jahre Eins nach dem das gesellschaftliche Leben lähmende Covid-Virus.
Bericht und Bilder Uli Gresser