Bad Wurzach - Seit Montag darf die Gastronomie – unter Einhaltung bestimmter Sicherheitsregeln – wieder öffnen. Eine Umfrage, wie die Gastronomen die Schließzeit überstanden haben und wie sie mit den neuen Regelungen umgehen.
Marco Bucco, Betreiber der Osteria Veneta, hat die Krisenzeit gut überstanden. Er konnte die meisten seiner Stammgäste über einen Straßenverkauf halten. Diese haben ihre Pizzen teilweise direkt in ihrem Auto verspeist. „Firmen haben zum Beispiel die Abholung der Speisen für ihre Mitarbeiter organisiert“, freut er sich über die Solidarität seiner Kunden.
Schwierig sei es während des Höhepunktes der Pandemie gewesen, Spezialitäten wie z.B. den echten Parmaschinken aus seiner Heimat zu beziehen. Um den aktuellen Regelungen gerecht zu werden, hat er z.B. Eingang und Ausgang getrennt, eine Reservierung sei zwar nicht Pflicht, aber sinnvoll, um bereits vorab die erforderlichen Daten (Name, Adresse etc.) zu erhalten.
Harald Scheibenhofer vom Cafe Hager kann nach den Abstandsregeln statt der sonst 50 Personen maximal 16 Leute in seinem Lokal bewirten. Dass diese Maßnahmen sinnvoll sind, sieht er ein, genauso wie die Hygiene-Hinweise für die Gäste. Frühstücksgäste bittet er der besseren Planbarkeit um eine Reservierung, wer nur eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen möchte, kann gerne auch so kommen sofern es die Kapazitäten erlauben. „Jetzt heißt es erst einmal abwarten, wie sich die Sache entwickelt.“ Ein wenig enttäuscht zeigt sich Scheibenhofer von den Verbänden: „ Deren Informationsfluss war in dieser Krisenzeit nicht gut.“
Das Wirtsehepaar Stark von der „Wacht am Rhein“ in Seibranz hat die Schließzeit der Wirtschaft zur Renovierung genutzt und auch im Garten gab es einiges zu tun. „Uns hat es natürlich auch betroffen, aber andere sicher noch viel mehr.“ Ungünstig war, dass durch die Schließzeit jetzt im Frühling die ganzen Vereinsversammlungen und Kommunionfeiern ausfielen. „Aber wir freuen uns jetzt wieder darauf, Gäste begrüßen zu können.“ Während der Bezahlfernsehanbieter Sky sich kulant zeigte, und für die Sport- bzw. Fußballfreie Zeit keine Gebühren verlangte, zeigte sich eine Versicherung in dieser Hinsicht weniger kundenfreundlich: Speziell für Verdienstausfälle abgeschlossene Verträge seien nicht für diesen Fall gedacht, argumentiert die Versicherung und will nicht zahlen.
Für die Betreiberin des Cafe-Bistro Casa Rossa, Tanja Lauber, waren die zurückliegenden beiden Monate zunächst „eine harte Zeit, wegen der Unsicherheit verbunden mit viel psychischem Stress.“ Weil die Vermieterin ihr – auf Nachfrage – mit der Pacht entgegengekommen sei und auch im Wissen, „dass es in der Krise alle gleich trifft,“ habe sie die Zeit einigermaßen gut überstanden. Dass die Vertrauensbasis mit ihren 12 Mitarbeiterinnen intakt ist, war eine positive Erkenntnis: Sie musste alle in Kurzarbeit schicken – eine für diese wie für sie selbst neue Erfahrung. „Ich habe noch nie acht Wochen lang nichts getan, aber jetzt war die Vorfreude groß.“ Auf einen Abholservice, wie ihn andere Gastronomen eingeführt hatten, habe sie bewusst verzichtet, „um mal wieder auf null zu kommen.“
Die städtische Gastromie bleibt dagegen weiterhin geschlossen. Das Höhencafé wird während der bevorstehenden Umbauphase, die von der Stadt angesichts der derzeitigen Schließung des „Gesundheitsbetriebs“ nun tatsächlich möglichst früh in Angriff nehmen will, für andere Zwecke im Betrieb benötigt, da der Übernachtungsbetrieb im Kurhotel ja zumindest in eingeschränktem Maß auch während der Bauphase weiterlaufen soll.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser