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Bad Wurzach - Mit seiner Biodiversitätsstrategie ist der  Landkreises Ravensburg der bundesweit erste Landkreis, der mit einer solchen Strategie versucht, viele Flächen ökologisch aufzuwerten. Im Rahmen eines dieser Projekte zur Aufwertung setzt der Landschaftserhaltungsverband (LEV) nun kleine Moorfrösche im Wurzacher Ried aus.

Der Moorfrosch ist die meiste Zeit im Jahr recht unscheinbar. Mit seiner Größe von bis zu sechs Zentimetern zählt er zu den kleinsten unserer Braunfroscharten. Sein braun gefärbter Rücken tarnt ihn perfekt in seinem Lebensraum – dem Moor. Doch an wenigen Tagen fallen die Männchen durch ihre blaue Färbung auf. Sie sind eine Besonderheit im ansonsten so fahlen Schilf im Frühjahr. Moorfrösche blubbern oder glucksen ganz leise und sind teilweise nur wenige Meter weit zu hören. Sie klingen wie kleine Hunde, die in der Entfernung bellen. An sonnigen Tagen rufen die Männchen bereits ab dem Nachmittag. Dabei ist die Intensität merklich von der Temperatur abhängig. Moorfrösche überwintern an Land. Der Aktionsradius zwischen Laichgewässer, Sommerlebensraum und Überwinterungsquartier ist meist nicht größer als 1 Kilometer. Außer im Moor leben sie zudem in Streu- und Nasswiesen sowie lichten Bruchwäldern.

Der Landkreis Ravensburg beherbergt die letzten Moorfrösche im Voralpenraum.  Um diese Art vor dem Aussterben zu bewahren, wurde bereits 2019 vom LEV Ravensburg mit großer Unterstützung des Bau- und Umweltamts und des Regierungspräsidiums Tübingens die Erarbeitung einer Schutzkonzeption in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigten, dass die Lage der hochgefährdeten Tierart prekär ist. Um diese Situation zu verbessern, wurde mit großer Unterstützung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried  im Frühjahr 2021 Laich der seltenen Froschart im Wurzacher Ried entnommen. Dieser wurde in einer eigens errichteten Aufzuchtstation in Langenargen aufgezogen, um ein erwartendes Aussterben zu verhindern. Bei der Suche nach den Laichballen fanden die Mitarbeiter von LEV und Naz im Frühjahr gerade einmal zwei Laichballen á rund 500 Eier, viel zuwenig um das Überleben der Art aus eigener Kraft in der freien Natur zu sichern.

Moritz Ott vom LEV, unter dessen Obhut die Eier zu kleinen Fröschen in einer Art Foliengewächshaus herangezogen wurden, erklärt warum die Art so gefährdet ist: „Die Population ist nicht zuletzt wegen der sehr trocken Frühjahre der letzten vier Jahre in einen ökologischen Flaschenhals geraten, aus dem sie sich nicht mehr selbst befreien können, weil ihnen dafür die Kraft fehlt.“ Er schätzt die derzeitige Population im Ried auf weniger als 50 Tiere.

Das Projekt ist vorerst auf vier Jahre angelegt: im ersten Jahr wurden die Vorkommen des bis zu sechs Zentimeter groß werdenden Braunfrosches kartiert, um sich einen Überblick zu verschaffen. Nun im zweiten Jahr wurden die Laichballen eingesammelt und die Larven, geschützt vor natürlichen Fressfeinden, aufgezogen, um die kleinen Fröschlein wie jetzt geschehen auszusetzen.

Weil die Moorfrösche erst nach zwei Jahren geschlechtsreif sind, werden die Erfolge, sofern die Witterung den Fröschen ein Überleben ermöglicht, erst in zwei Jahren sichtbar sein.

Moritz Ott und seine Mitstreiter beim LEV wollen das Projekt Biodiversität bzw Moorfrosch, das von der Kreissparkasse Ravensburg großzügig gesponsert wird, auf ein höheres Level heben: Wenn alles klappt erhalten die Biodiversitätsspezialisten für ihr Forschungsprojekt eine üppige EU-Förderung.

Die Biologin Nicole Jüngling und die Landschaftsökologin Sabrina Schiller vom Naturschutzzentrum Wurzacher Ried unterstützten Moritz Ott jetzt beim Aussetzen der kleinen Frösche, keine leichte Aufgabe, mussten sie sich in Wathosen durch unwegsames Gelände kämpfen, um die rund 600 Tiere in ihren zukünftigen Lebensraum zu entlassen. 

Wer mehr über das Projekt erfahren will, kann sich auf der Projektwebsite unter www.moorfrosch.info kundig machen.

Bericht und Bilder: Ulrich Gresser

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halloRV

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