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Bad Wurzach - Das Datum der Aktion „Laute Pause“ war mit Bedacht gewählt: Während in der Kantine der Aufsichtsrat gemeinsam mit dem Vorstand den Aktionären online ihren Jahresbericht ablieferten, machten sich draußen viele Mitarbeiter während ihrer Mittagspause lautstark mit Hupen und Trillerpfeifen Luft über das ihrer Meinung nach äußerst unzureichende Tarifangebot.

 

Mit der Aktion, die in ähnlicher Form an allen vier Standorten der Verallia Deutschland AG ablief, wollen die Mitarbeiter gemeinsam mit der Gewerkschaft IG BCE auch gegenüber den Aktionären ein Zeichen setzen. Denn diese dürften auch nach dem Rekordjahr 2019 auch für das kaum schlechtere Pandemiejahr wieder eine hohe Gewinnausschüttung bei einer EBIT-Marge(= operativer Gewinn) von über 20% erwarten.

 

Frank Plückelmann von der IG BCE in Ulm sieht bei dem Angebot der Arbeitgeber und speziell der bei der Verallia die Arbeit der Mitarbeiter nicht genügend wertgeschätzt, „die während der Pandemie alles getan haben den Laden am Laufen gehalten haben“.

Ihn und die Betriebsratsmitglieder fuchst vor allem, dass sich die Arbeitgeber nicht an die von ihnen ebenfalls unterzeichneten Empfehlung halten, die die IG BCE und der Arbeitgeberverband Glas und Solar für die Tarifrunden in diesem Jahr vereinbart haben. Danach sollen die Entgelte bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten und einer wirtschaftlich guten Lage um zwei Prozent steigen.

Denn diese boten bisher in der dritten Verhandlungsrunde am 12.05.2021 nur 1,0% für ein Jahr sowie einen Produktionsbonus, der – weil von sehr verschiedenen Faktoren abhängig – in dieser Form nicht erreichbar ist. Ab 01.10.2022 soll dann 1,6 % mehr Lohn bezahlt werden. Dieser Tarifvertrag würde bis 30.09.2023 laufen.

Der Verhandlungsführer der Arbeitnehmerseite, Markus Kraft weist zurecht daraufhin, dass trotz einer guten wirtschaftlichen Lage (s.o.) des Unternehmens die Mitarbeiter nicht einmal den Inflationsausgleich erhalten sollen.

Ihr Angebot sieht maximal 750 € Corona-Bonus (für IG BCE Mitglieder) sofort auszahlbar, ab 01.10.2021 bis 03.2022 eine Tariferhöhung von 2,5%, dazu einen weiteren Corona-Bonus von max. 400 €, danach für ein Jahr eine Tabellenerhöhung von 3,0%. Der Tarifvertrag solle dann bis 31.03.2023 laufen.

 

„Der IG BCE pflegt die Sozialpartnerschaft, aber es kann nicht sein, dass die Leute, die im wahren Wortsinne Tag und Nacht ihren Job gemacht haben, davon nichts haben sollen,“ setzt Plückelmann seine Hoffnung auf die vierte Verhandlungsrunde, die am 10.06. in Hannover stattfinden wird. Dort wird Markus Kraft Verhandlungsführer der IG BCE sein. „Die IG BCE und der Arbeitgeberverband Glas und Solar haben für die diesjährigen Tarifrunden einen klaren Rahmen festgelegt, in dem sich die Entgelterhöhungen bewegen sollen. Die Geschäftsführung der Verallia weigert sich jedoch, diesen Beschluss auch in die Tat umzusetzen. Wir werden uns das nicht gefallen lassen und wenn nötig auch weitergehende Aktionen durchführen.“

Sollte es nach bisherigen drei vergeblichen Verhandlungsrunden erneut nicht zu einer Einigung kommen, könnten härtere Maßnahmen seitens der Gewerkschaft drohen. „Bisher gilt für uns die Friedenspflicht, an die wir uns auch halten, aber...“

Immerhin 75% der Beschäftigten in Bad Wurzach sind gewerkschaftlich organisiert. Etwa 50 Mitarbeiter haben an diesem Tag ihre Mittagspause genutzt, um dem Aufsichtsrat und Vorstand mit ihrem lautstarken Protest die virtuelle Aktionärsversammlung zu vermiesen.

Bleibt zu hoffen, dass es in knapp vier Wochen zu einer für alle Seiten befriedigenden Einigung kommt.

 

Bericht und Bilder Uli Gresser

 

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halloRV

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