Bad Wurzach - Es schien ein einfaches Unterfangen – die historischen Gebäude der Stadt mit neuen Schildern auszustatten – doch schnell wuchs sich die Aufgabe, die historischen Gebäude mit neuen Schildern, aber auch historisch belegten Fakten auszustatten zu einem komplexen Projekt aus.
Der Gemeinderat hatte es schon lange angemahnt: Die von der Sonne ausgebleichten Schilder an den historischen Gebäuden der Stadt auszutauschen, bei denen Stadtführer Peter Koerver seine interessierten Gäste mit Informationen über die Geschichte von Sehenswürdigkeiten, Gebäuden Brunnen aber auch Personen zu versorgen pflegte. Dazu sollte es einen Führer in gedruckter Form geben, mit dem sich Gäste (und Einheimische) auch auf eigene Faust auf die Spuren der Wurzacher Stadthistorie begeben konnten.
Mit ein Grund warum es länger dauerte, diesen im Stadtmarketingkonzept vorgesehenen historischen Rundgang zusammen zu stellen, lag in der Einführung der neuen Corporate Identity (CI) der Stadt. Gemeinsam mit dem neuen Stadtarchivar Michael Wild, der bei seinen Recherchen im Archiv neue, interessante historische Fakten zu Tage förderte machten sich Stadtführer Peter Koerver, Margit Rock als Projektleiterin seitens der Bad Wurzach Info (BWI) und die Leiterin der BWI Johanne Gaipl ans Werk, die Texte auf den Tafeln zu überarbeiten und mit diesen einen Flyer zu erstellen.
Während bei den Schildern die historischen Fakten im Mittelpunkt stehen sollten, durften die Texte im Flyer auch lockere Unterhaltung bieten. Zu den bisher 26 Tafeln ist eine weitere hinzugekommen: Weil die Stadt seit nunmehr 70 Jahren den Titel Bad führen darf, wurde zum Jubiläum eine Tafel an das Gebäude der ehemaligen städtischen Kuranstalt in der Parkstraße angebracht.
Peter Koerver meint dazu: „Mit dem Flyer erschließt sich den Gästen und Einheimischen der Rundgang als Gesamtes auf einen Blick.“ Johanne Gaipl verweist darauf, dass damit Stadtgeschichte seit dem Mittelalter erlebbar geworden ist. „Gruppe drei“, die für die Umsetzung von Stadtmarketingkonzept und CI verantwortlich zeichnet, habe auch die gelungene Gestaltung des Flyers übernommen. Und mit dem neuen Flyer wurden mehrere alte Flyer in einem einzigen zusammengefasst. Neben einem Stadtplan enthält der historische Stadtrundgang Kurzbeschreibungen der Gebäude, Fotos einiger wichtiger Sehenswürdigkeiten und eine Chronik von wichtigen Ereignissen der Stadtgeschichte, von der ersten urkundlichen Erwähnung 1273 bis hin zur Sanierung von Maria Rosengarten.
Positiv überrascht hat Koerver, dass alle Eigentümer bereitwillig mitmachten. Für deren Genehmigungen musste auch Berthold Leupolz, Leiter des Liegenschaftsamtes mit ins Boot geholt werden. Was bei manchen Gebäuden gar nicht so einfach war, weil sie eine komplizierte Eigentümerstruktur aufweisen.
Stadtarchivar Michael Wild stieß bei seinen Recherchen auf einige interessante Personen und Ereignisse. So fand er heraus, dass der Stifter der Seelenkapelle, in der bis heute die Armen Schulschwestern ihre verstorbenen Nonnen beisetzen, der damalige Stadtpfarrer Dr. Johannes Nepomuk von Kolb (der auch auf dem Deckengemälde von St. Verena verewigt wurde) ein hochgebildeter Mann war, der in Rom studiert hatte und nebenbei auch ein angesehener Naturwissenschaftler war und in dieser Eigenschaft auch der Leopoldina angehörte, der nationalen Akademie der Wissenschaften. Oder auch, dass das Untere Tor bei der Achbrücke nicht freiwillig von den Wurzachern abgerissen wurde, sondern auf Befehl von Militärs im Zweiten Weltkrieg einer besseren Passierbarkeit von Panzern und Lastwagen geopfert werden musste.
Projektleiterin Margit Rock, bei der ein den vergangenen Monaten die Fäden zusammenliefen, verweist auf die an den Schildern angebrachten QR-Codes, die derzeit noch auf die Homepage der Stadt verlinkt sind. Diese Platzhalter sollen, sobald der gesamte Rundgang barrierefrei ist, dahingehend geändert werden. Und schließlich hatten in den letzten Tagen und Wochen auch einige Bauhofmitarbeiter viel zu tun: Sie durften die alten – sofern noch vorhandenen Schilder – an den Gebäuden austauschen. Peter Koerver nimmt Kritikern den Wind aus den Segeln: Er hält ihnen entgegen, dass die von PC-Werbedesign in Bad Wurzach gedruckten Schilder genau gleichgroß sind wie die alten, aus den 1990er Jahren stammenden. Damit entfiel ein großer Kostenfaktor, weil die alten Stehlen weiter verwendet werden konnten.
Flyer "Historischer Stadtrundgang Bad Wurzach" zum Download
Bericht und Bild: Ulrich Gresser