Bad Wurzach - Es grünt so grün, wenn im Wurzacher Ried nun jeden Tag mehr die Blätter sprießen. Da muss man schon ganz genau hinschauen, um einen winzig kleinen, grünen Schmetterling zwischen den Pflanzen flattern zu sehen.
Mit einer Flügelspannweite von 25 Millimetern ist der Grüne Zipfelfalter gerade mal so groß wie ein Fingerglied eines Erwachsenen. Da er seine Flügel mit der grasgrünen Unterseite im Sitzen fast stets geschlossen hält, ist er im umgebenden Blätterwerk perfekt getarnt. Die braune Oberseite ist auch dann kaum zu erkennen, wenn er mit schnellen Flügelschlägen flach über die Vegetation tanzt, auf der Suche nach nektarreichen Blüten verschiedener Beeren-Sträucher. Die leuchtend grüne Unterseite hingegen blitzt im Sonnenlicht immer wieder auf. Die Hinterflügel sind in winzig kleine Zipfel ausgezogen. Die Fühler sind schwarz-weiß geringelt, was den Grünen Zipfelfalter trotz seiner Färbung als Vertreter der Schmetterlingsfamilie der Bläulinge ausweist.
Die Art ist in Deutschland weit verbreitet und in verschiedenen Lebensräumen zu finden, wird aber häufig übersehen. Aufsehen hat der winzige Falter im vergangenen Jahr erregt, als er zum Schmetterling des Jahres gewählt wurde. Seine Nominierung sollte auf die besorgniserregende Tatsache aufmerksam machen, dass inzwischen selbst diejenigen Arten zunehmend bedroht sind, die keine besonderen Ansprüche an ihre Lebensräume und Futterpflanzen stellen. Im Wurzacher Ried ist der Grüne Zipfelfalter in den Hochmooren und Übergangsmooren zu finden, besonders dort, wo Rauschbeeren oder Heidelbeeren wachsen. Sie sind hier die Lieblingsspeise der Zipfelfalter-Raupen. Das Weibchen legt die grünlichen Eier dicht bei den Blütenknospen der Futterpflanzen ab. Die Jungraupen fressen fast nur an Blüten und unreifen Früchten und machen sich erst in fortgeschrittenem Stadium auch über Blätter her. Als einzige Art der heimischen Zipfelfalter überwintert der Grüne Zipfelfalter nicht als Ei, sondern als Puppe, die braun und ebenfalls gut getarnt auf der Erde liegt. Und wäre das nicht schon außergewöhnlich genug, kann die Puppe bei Gefahr sogar zirpende Töne erzeugen. Im nächsten Frühjahr kann sie sich dann rasch zum Falter entwickeln, so dass die Schmetterlinge bereits ab März zu beobachten sind. Um so zeitig im Jahr möglichst viele Sonnenstrahlen abzubekommen, richten die sitzenden Tiere zum Aufwärmen die Unterseite der Flügel genau rechtwinklig zur Sonne aus.
Übrigens: Früher wurde die Art Brombeerzipfelfalter genannt, ein irreführender Name, denn bisher wurden Brombeeren noch nicht als Futterpflanzen der Raupen identifiziert. Suchen Sie also bevorzugt in Bereichen mit Rauschbeeren und Heidelbeeren nach dem Bläuling in leuchtendem Grün.
Das Naturschutzzentrum präsentiert unter der Rubrik „Moor-Momente“ regelmäßig Spannendes und Unterhaltsames aus der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt des Wurzacher Rieds. Dabei werden Arten vorgestellt, die die Besucher aktuell im Ried antreffen können.
Pressemitteilung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried