Bad Wurzach - Nach und nach dürfen Dienstleister – zwar unter strengen Auflagen – wieder ihre Dienste anbieten. Eine Bestandsaufnahme wie Bad Wurzacher Friseure, Kosmetik und Nagelstudios die Coronakrise überstanden haben.
Nicole Lauber, Inhaberin der Fußpflege Lauber in Seibranz, verweist in ihrem Statement auf gewisse Widersprüche, die während der Zwangspause zutage traten. So durften medizinische Fußpfleger öffnen, allerdings nur wenn ein medizinischer Notfall vorlag, d.h. die Kassenpatienten ein Rezept vorlegen konnten. Eine seltsame Definition, wenn gleichzeitig Patienten wegen eines eingewachsenen Zehnagels mit großen Schmerzen nicht behandelt werden durften. Und das obwohl gerade die Fußpflege - und Nagelstudios schon immer höchsten Hygieneansprüchen unterworfen sind, z.B. Mundschutz und ständige Desinfektion von Händen und der Geräte Standard sind. Weil ihr Studio im eigenen Haus ist, sind die finanziellen Folgen für sie nicht ganz so gravierend wie für andere Studios, die durch diese teilweise willkürlichen Verordnungen trotz staalicher Unterstützung in ernsthafte Existenzkrisen geraten sind.
Richtig auf die Arbeit freuen sich Ramona Spohner und ihre Mitarbeiterinnen von Ramona´s Haarstudio. Und die ersten Tage nach der Wiederöffnung haben sich auch wirklich gut angelassen. Mit Öffnungszeiten (und nach Terminvereinbarung) von 7.00 Uhr bis 22.00 Uhr wird sie den strengen Anforderungen gerecht, welche eine der Grundvoraussetzungen für die Wiedereröffnung ihres Salons waren. „Außerdem haben wir das Glück, dass bei uns Kunden auch mal in unserem schönen Garten warten können, falls es doch zu Wartezeiten kommen sollte,“ freut sich die Friseurmeisterin.
Sabrina Ersöz, Juniorchefin im Friseursalon Rosi, erklärt, dass der Lockdown vor allem für ihre Mutter Rosie Kulig ein finanzieller Kraftakt war. Trotz staatlicher Hilfe (die darüberhinaus auch noch versteuert werden muss) zehrten die Wochen der Schließung einen Großteil ihrer für die Rente vorgesehenen Rücklagen auf. Dafür musste sie keine der Angestellten – darunter vier Lehrlinge – entlassen. Nach den eingeführten Abstandsregeln bietet der Damensalon nun für fünf Kundinnen Platz, der Herrensalon hat nun zwei Plätze. Erweiterte Öffnungszeiten, von Montag bis Samstag jeweils von 8 bis 18 Uhr tragen ebenfalls zu den Sicherheitsmaßnahmen bei. Der Juniorchefin tun allerdings die kleinen Kinder leid, die mit Atemschutzmaske in den Salon kommen müssen. Sie hält diese Maßnahme für übertrieben, zumal die Lunge eines Kindes erst mit 12 Jahren voll ausgebildet ist.
Roberta Straub vom Kosmetik Institut Roberta freut sich, dass sie ab Montag auch wieder Kosmetikprodukte verkaufen und kosmetische Anwendungen durchführen kann. Die Kunden ständen in den Startlöchern und warteten schon auf Termine. „Als wir jetzt wieder einen Tag zu hatten, hatten wir gleich 17 Anrufe auf dem AB,“ sagt Chefin Roberta Straub. Zwar habe sie ihre beiden Angestellten in Kurzarbeit schicken müssen, aber insgesamt habe sie den Lockdown gut überstanden. Sie habe Waren verschicken oder selbst ausfahren können. Dennoch freue sie sich wieder auf einen regelmäßigen Alltag. Sehr positiv empfand sie die Unterstützung des HGV-Vorstandes, an den man sich bei allen Fragen, z.B. bei Anträgen für die staatlichen Finanzhilfen für Selbstständige und Kleinbetriebe, wenden konnte. Die Pandemie sei zur absoluten Unzeit gekommen, in diesen Monaten verzeichnet die Kosmetikbranche ähnlich wie die Modebranche ihre höchsten Umsätze im Jahr, so dass die staatliche Unterstützung die Umsatzeinbußen ein wenig erträglicher machte.
Fatma Yücel, Inhaberin des Be Queen Beauty Salon, hatte ihr Geschäft sofort geschlossen, als die Ausmaße der Pandemie bekannt wurden. Denn sie wollte für ihre Kinder, die als Frühchen zur Welt kamen, kein Risiko eingehen. Darüberhinaus ging die lange Schließzeit auch bei ihrem Geschäft an die Substanz. Ohne die staatliche Hilfe wäre sie jetzt pleite, sagt sie. Denn Fixkosten wie Miete und Knappschaft liefen ja weiter. Auch sie ist froh, dass es jetzt weitergeht. Es gehen zur Zeit viele Terminanfragen bei ihr ein, etwa zur Dauerhaarentfernung etc., was ihr zeige, dass ihre Dienstleistungen gerade jetzt notwendig und gefragt seien.
Bericht und Bild: Ulrich Gresser