Bad Wurzach - Vor den Frisören liegt eine harte Zeit, gilt es doch, den durch den Lockdown verursachten Haar- und Bartschnittstau in den nächsten Tagen und Wochen aufzulösen. Seit dem 01.März dürfen sie nun wieder – wenn auch mit gebremstem Schaum – dem Haupt- und Gesichtshaar ihrer Kunden mit Kamm, Schere und Fön widmen.
Ganz so schlimm wie das verirrte australische Schaf, das jahrelang ungeschoren durch den australischen Busch irrte und bis zu seiner Entdeckung 35 kg Wolle mit sich herumschleppen musste, war die Lage bei Kunden nach dem monatelangen „Wildwuchs“ nicht, auch wenn der eine oder andere beim Blick in den Spiegel sich doch stark daran erinnert fühlte.
Margit „Mady“ Fähndrich hat dafür in ihrem Frisiersalon am Montagmorgen um 7.30 Uhr losgelegt. Dass die Kunden dafür vorab einen Termin brauchten, sieht Fähndrich positiv: „Termine sind gut denn dadurch lässt sich die Regel: 1 Kunde pro 10 qm gut einhalten.“ Die Kunden hätten sich sehr vernünftig und einsichtig gezeigt, lobt sie ihre Kundschaft. Etwa, wenn es darum geht den obligatorischen Kundenzettel mit den Meldedaten auszufüllen. Allen sei anzumerken gewesen, dass sie unheimlich froh und erleichtert sind, dass endlich wieder ein Besuch beim Friseur möglich ist.
Bereits um 6.00 Uhr am morgen stand Ramona Sponer und ein Teil ihres Teams von Ramonas Haarstudio bereit, den Lockdown-verursachten Wildwuchs bei ihren Kunden zu beseitigen. Drei Kunden gleichzeitig dürfen sie und ihr Team wegen der Abstandsregelung betreuen, daher arbeiten sie in den nächsten Wochen im Zweischichtbetrieb. Zum Wohlbefinden beigetragen hat sicher auch das sehr schöne Frühlingswetter: das vorgeschriebene Lüften war auf diese Weise kein Problem, die wartenden Kunden bekamen noch ein (kostenloses) Sonnenbad zur Friseurleistung. „Ich habe mich noch nie so darauf gefreut, zum Frisör zu gehen,“ sagte eine Kundin, die gleich mit Mann und Kind in das Haarstudio gekommen war. „Alle sind sehr freundlich und gut gelaunt.“
Auch im Salon Rosi von Roswitha Kulig wurde an diesem Montagmorgen die Arbeit wiederaufgenommen. Roswitha „Rosi“ Kulig, ihre Tochter Sabrina und ihr Team können maximal acht Kunden gleichzeitig bedienen. Aber die beiden waren sich einig, es langsam angehen zu lassen. „Wir arbeiten lieber drei Wochen zu den normalen Geschäftszeiten (von 8.00 bis 18.00 Uhr) als zwei Wochen rund um die Uhr, um danach gar nichts mehr zu haben.“ Natürlich freut sich Rosi, dass sie endlich wieder arbeiten dürfen, denn hinter ihr liegen harte Zeiten. Tochter Sabrina macht kein Hehl aus ihrer Enttäuschung von den Politikern, vor allem im Ländle. Viele der von ihnen verfügten Regelungen seien einfach nicht nachvollziehbar gewesen.
Bericht und Bilder Uli Gresser