Bad Wurzach/Bad Waldsee - Verhaltener Optimismus macht sich bei Gärtnereien aus Bad Waldsee und Bad Wurzach breit. Anneliese Menig zu den Abstandsregeln in ihrer Gärtnerei: „Da braucht sich niemand zu sorgen, dass wir zum Hotspot werden könnten!“ Die Angst sitzt tief bei Iris Kraus aus Bad Waldsee: "Ganz schnell kann sich die Situation wieder umkehren". Matthias Grad aus Arnach: "Die Frühjahrsblüher nach fünfmonatiger Pflege weg zu werfen, „das wäre für mich wie Sünde gewesen.“
Ein Umfrage bei Blumenläden und Gärtnereien in der Region
Iris Kraus von Blumen Kraus, Bad Waldsee
Iris Kraus freut sich natürlich, dass Kunden wieder ins Geschäft kommen dürfen und sich die Situation wieder etwas zum Besseren wendet. Sie hatte in ihrem Geschäft während des Lockdowns eine Click & Collect Abholstation eingerichtet. Diese wird sie vorerst auch weiter aufrecht erhalten, für die ganz Vorsichtigen, die sich nicht ins Geschäft trauen. Sie ist zwar verhalten optimistisch, bleibt aber aus der Erfahrung des letzten Herbstes heraus vorsichtig: Denn ganz schnell könne sich die Situation wieder umkehren. Zumal die Verordnung noch gar nicht offiziell vom Verband an sie geschickt wurde, d.h. es sind ihr noch keine Details bekannt. Etwa wie viele Personen auf welcher Fläche sich aufhalten dürfen. Wenn, wie es im Internet kolportiert wurde, viel im Außenbereich sich abspielen werde, habe sie ein Problem: Denn die Wurzacher Straße, in der ihr Geschäft liegt wird gerade zu einer Großbaustelle, so dass sie kaum Möglichkeiten haben wird, dort irgendetwas zu machen. Und sie befürchtet auch, dass diese Baustelle Kunden abschrecken wird.
Solange die Unsicherheit besteht wird Iris Kraus so weitermachen, wie in den letzten Monaten, wird Kunden am Telefon beraten und vorsichtig einkaufen. „Wenn dann die Einzelheiten bekannt sind, werden wir die neue Verordnung buchstabengetreu umsetzen,“ verspricht sie ihren Kunden.
Anneliese Menig von der Gärtnerei Menig, Bad Wurzach
Auch Anneliese Menig freut sich, dass die Gärtnerein und Blumenläden wieder öffnen dürfen. Nachdem die Information des Verbandes am Mittwochvormittag eintraf war sie erleichtert, denn hinter dem Familienbetrieb mit seinen insgesamt 10 Mitarbeitern liegt wie in vielen anderen Branchen auch eine harte Zeit. Sie ärgert sich, dass während des Lockdowns Discounter weiter Pflanzen und speziell auf den Valentinstag hin auch Blumen im Sortiment hatten, während die Gärtnereien und Blumenläden geschlossen oder nur eingeschränkt (Click & Collect) verkaufen durften. So waren sie gezwungen ihr Blumen- und Floristikangebot auf dem Wochenmarkt in Kisslegg am Vortag des Valentinstag anzubieten, etwas was sie bisher noch nie getan hatten.
Anneliese Menig hofft, dass die Öffnung von Dauer ist, denn in den Gewächshäusern warten Frühlingsblumen und Setzlinge, etwa für Salat, auf ihren Verkauf. Auch die Gärtnerei Menig wird sich an die vorgeschriebenen Regeln halten, denn Platz für die Kunden ist genügend vorhanden, um die Abstandsregeln einzuhalten. „Da braucht sich niemand zu sorgen, dass wir zum Hotspot werden könnten!“
Matthias Grad Jr. von der Gärtnerei Grad, Bad Wurzach-Arnach
„Gott sei Dank“, sagt Matthias Grad Jr. zu der neuen Situation. Denn eine zwei, drei Wochen längere Schließzeit hätte für die Frühjahrsblüher fatale Folgen gehabt. Bei den farbenfrohen Stiefmütterchen wären fünf Monate Arbeit für die Katz´ gewesen. Auch wenn sich in Bayern etwas angedeutet hatte, hat Matthias Grad die Entscheidung, von Kretschmann & Co positiv überrascht und die Einsicht der Politiker, dass auch Pflanzen verderbliche Waren sind. „Es war von den Politikern eine richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt.“
Und sein Vater, Matthias Grad senior, der immer noch jeden Tag fleißig in der Gärtnerei mitschafft, ärgert sich derweil noch immer über die Ungleichbehandlung von Gärtnereien gegenüber Super- und Baumärkten, während des erneuten Lockdowns.
Zwar sind Januar und Februar immer die umsatzschwächsten Monate, für die Zurückhaltung der Kunden bei dem angebotenen Click & Collect hat Matthias Grad Junior durchaus Verständnis: „Die Leute sind halt skeptisch und wollen die Ware vorher sehen.“ Die Frühjahrsblüher nach fünfmonatiger Pflege weg zu werfen, „das wäre für mich wie Sünde gewesen.“
Bericht und Bild Uli Gresser