Bad Wurzach - „Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“. Weihnachten steht vor der Tür, und so ist dieses Lied nun vielerorts wieder in aller Munde. Aber wieso eigentlich Blätter? Hat eine Tanne nicht Nadeln?
Doch, aber Nadeln haben auch die Funktion von Blättern, nur sind diese Blätter besonders gestaltet, nadelförmig eben. Wie alle Blätter bei Pflanzen dienen sie dem Gasaustausch: Tagsüber wird Kohlendioxid aufgenommen und Sauerstoff abgegeben, nachts ist es umgekehrt. Dies ist das Prinzip der Photosynthese. Aus dem Kohlendioxid bauen die Pflanzen Zuckerbausteine auf, die ihnen als Nahrung dienen. Dabei wird Wasser frei und über die Blattoberfläche abgegeben. Je größer diese Blattoberfläche ist, umso höher ist die Verdunstung. Aus dem Boden zieht die Pflanze dann wieder Wasser über die Wurzeln nach. Um im Winter, wenn bei gefrorenem Boden kein Wasser nachgesaugt werden kann, nicht zu verdursten, werfen unsere heimischen Laubbäume ihre Blätter ab. Gleichzeitig entledigen sie sich dabei vielen Schadstoffen, die in den Blättern gespeichert werden. Eine richtige Winterkur, sozusagen.
Nadelbäume kommen ursprünglich überwiegend in kälteren Klimazonen vor, in denen die Wachstumsperiode zu kurz ist, um im Frühjahr erst noch zeitaufwändig Blätter bzw. Nadeln auszutreiben. Sie müssen sich auf Wachstum und Fortpflanzung konzentrieren. Um dann aber auch im Winter ausreichend Wasser zu haben, sind die Blätter nadelförmig ausgebildet. Nadeln haben eine vergleichsweise geringe Oberfläche und sind zudem durch einen Wachsüberzug vor zu starker Verdunstung geschützt. So können unsere Nadelbäume, mit Ausnahme der Lärche, ihre Blätter auch in der kalten Jahreszeit behalten, ohne zu verdursten. Toll, was die Natur da wieder für eine Strategie verzapft hat. Apropos verzapft: Die Schwaben nennen ja liebevoll jeden Zapfen, den sie am Boden finden, „Tannazapfa“. Auch im übrigens deutschen Sprachraum liegt der Waldboden voller Tannenzapfen. Dabei werfen Tannen ihre Zapfen gar nicht als Ganzes ab, sondern in einzelnen Schuppen. Zapfen, die am Boden gefunden werden, stammen hingegen insbesondere von Fichten, Kiefern und Lärchen. Zapfen ist eben nicht gleich Zapfen. Und nicht jeder Weihnachtsbaum ist eine Tanne. In diesem Sinne: „Oh Tannenbaum“ und frohe Weihnachten!
Das Naturschutzzentrum präsentiert unter der Rubrik „Moor-Momente“ regelmäßig Spannendes und Unterhaltsames aus der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt des Wurzacher Rieds. Dabei werden Arten vorgestellt, die die Besucher aktuell im Ried antreffen können.
Pressemeldung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried