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Bad Wurzach - Vor wenigen Tagen hatten wir in der Bildschirmzeitung zur Überstimmung der ablehnenden Haltung des Ortschaftsrates von Gospoldshofen zur Errichtung einer Freiflächen- Photovoltaikanlage auf landwirtschaftlich genutztem Grund geäußert.

http://www.diebildschirmzeitung.de/diebildschirmzeitung/bad-wurzach/bad-wurzach-le/3102-die-suenden-des-bad-wurzacher-gemeinderates-gegen-das-landschaftsbild

Der in unserem Beitrag angesprochene Mangel dieser Planung, die vorhersehbare fehlende Rentabilität infolge der Verschattung durch den eingrenzenden Waldbestand, scheint den Antragstellern so nahe gegangen zu sein, dass sie in einer rigorosen Aktion einen erheblichen Teil der südlichen Waldkulisse niedermachen ließen.

Uns erreichten Anfragen von Bürgern aus Gospoldshofen, ob Kahlhiebe in diesem Umfang zulässig seien. Diese Frage können wir nicht beantworten, da die Größe der betroffenen Fläche im gegenwärtigen Zustand schwer zu schätzen ist, zumal sich die Fällaktion auch in die Tiefe bis in die Jungkulturen hinein erstreckt. Wir werden diese Frage deshalb ans Landratsamt weiterreichen. Der Vergleich des Panoramabildes aus unserer vorhergehenden Veröffentlichung mit dem hierbeigefügten Panoramabild zeigt deutlich die Veränderung.

 

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http://4857.test-my-website.de/Panorama/Gerodet%2020%2012%2015.html

 

Die Begründungen für die Überstimmung des Ortschaftsrates durch die Klima- und Umweltspezialisten des Bad Wurzacher Gemeinderates könnten Notizen aus „Gretas Schulschwänzerheft“ sein: Angeblich eine notwendige Maßnahme gegen den mit übertriebener Wortwahl als Erd-„Erhitzung“ bezeichneten Anstieg der Jahresdurchschnittstemperaturen um 1 Grad Celsius bis 2 Grad Celsius.

Bestenfalls eine Nebenrolle spielt für diese Gemeinderäte noch die ureigene Aufgabe der Landwirtschaft mit einem ausreichenden Selbstversorgungsgrad für unsere Bevölkerung. Dieser ist bei den wichtigsten Grundnahrungsmitteln deutlich geringer als heute angegeben, rechnet man die Erzeugungsflächen im Ausland heraus, auf denen unsere Nahrungsmittelimporte, incl. Tierfutter, erzeugt werden. Von Solarflächen oder Windrädern kann man im Krisenfall nichts abbeißen.

Leider lassen Äußerungen in der Vergangenheit vermuten, dass einige unserer Gemeinderäte Opfer der heutigen erdrückenden Propaganda geworden sind.
Die Gospoldshofener Solarfläche soll, so ihre Befürworter, neben der Fläche im Wurzacher Becken der Erderwärmung und der Austrocknung entgegenwirken. Genau diese Wirkung ging aber von der jetzt zerstörten Waldfläche aus. Wie lange wird es wohl dauern, bis man den toten Solarfeldern aus Aluminium, Stahl und Glas eine vergleichbare Wirkung zuschreiben kann?

Die Kahlhiebaktion bleibt nicht ohne Folgen: Jeder Kahlhieb eröffnet neue Angriffsflächen für Starkwind und gefährdet somit die Restbestände an Starkholz. Die in den Auflage- und Rohhumushorizonten gespeicherten CO2-Mengen werden unter dem Einfluss des Lichts schnell freigesetzt und reichern sich in der Atmosphäre an. Der schnelle Abbau der Auflage- und Humushorizonte führt zur schnellen Freisetzung von Mineralstoffen und deren teilweisen Abschwemmung. In der Regel führt ein Kahlhieb zur Nitratfreisetzung ins Grundwasser .

Der jetzt ungeschützt freiliegende Waldboden stellt ein vielfältiges Ökosystem mit zahlreichen Pilz-Wurzel-Pflanzensystemen durch (Mykorrhizen) dar, das jetzt seiner schnellen Zerstörung entgegensieht.

Dieses Ökosystem speichert aber Regenwasser und gibt dieses langsam an das Grundwasser ab. Außerdem zerstäuben Waldbestände mit relativ dichten Kronendächern auch Platzregen und schützen damit vor Abschwemmung durch Oberflächenwasser

Auch bei einer Wiederaufforstung dieser Fläche wird es Jahrzehnte dauern, bis ein neuer Wald diese Schutzfunktionen ausfüllt. Die geplante Solarfläche soll angeblich der CO2 Einsparung dienen. Die umgesägten Bäume können das nicht mehr leisten. Wer hätte wohl mehr CO2 gebunden, die fragwürdige Solarfläche oder der Wald, den man zu deren Gunsten abgeholzt hat? Auf die Unvereinbarkeit der Anlage mit dem Landschaftsschutz haben wir bereits hingewiesen. Leider ist zu befürchten, dass manchen Bad Wurzacher Gemeinderäten für diesen die notwendige Empathie fehlt

Wie ökologisch sinnvoll ist, was jetzt oberhalb von Gospoldshofen mit dem Segen des Bad Wurzacher Gemeinderates geschieht?

Auszug aus Waldwissen Net: „Femel-und Kahlhieb im Vergleich“
Nach Kahlschlag nahm die Strahlungsintensität am Boden um das zehn- bis zwanzigfache zu. Als direkte Folge stieg die Temperatur in der organischen Auflage während der Vegetationsperiode um ca. 4 °C an. Das Fehlen des Altholzschirms führte zu einer sehr geringen Verdunstung (Voraussetzung für die Bildung von Wolken und Regen) und damit zu einer hohen Sickerung. Die erhöhten Temperaturen und die gleichmäßig hohe Durchfeuchtung des Bodens beschleunigten die Stoffumsetzungen im Boden, wie Mineralisation, Nitrifikation und Denitrifikation (vgl. Teil II

Die Kahlschlagsmaßnahme führte zu dramatisch erhöhten Emissionen des extrem klimawirksamen Spurengases N2O (Lachgas) aus dem Boden (Abb. 4). Diese Emissionen betrugen jährlich ca. 5 kg N2O-N je Hektar.

Zusätzlich war die Aufnahme des Treibhausgases CH4 aus der Atmosphäre in den Waldboden reduziert. Diese Ergebnisse sind von hoher Bedeutung für die Anrechnung von CO2-Senken im Rahmen des Kyoto-Protokolls. Die N2O-Emissionen kompensieren ca. 700 kg CO2-Fixierung.

Auszug aus Wikipedia: „Kahlschlag“
Hinsichtlich der Bodenökologie sind Kahlschläge nachteilig. Die entstandene Freifläche wird nicht mehr durch die umgebenden Bäume beschattet, das waldtypische Innenklima geht dadurch verloren. Durch die plötzlich erhöhte Wärmeeinstrahlung wird die Humus­auflage schneller mineralisiert, als die Flora (Neuaufforstung, Gräser, Kräuter) sie zu nutzen vermag. Dies führt zur Auswaschung von Nährstoffen wie zum Beispiel Stickstoff in Form von Nitrat. Gelangen Stickstoffverbindungen ins Grundwasser, kann es vereinzelt zu Problemen bei der Trinkwasser­gewinnung kommen. Außerdem vernässen Kahlschläge, wenn dem Boden wegen mangelnder Interzeption (Festhalten und Verdunstung von Wasser an der Oberfläche von Pflanzen) mehr Wasser zugeführt wird, als abfließt, versickert oder von der Vegetation verbraucht wird. Kahlschläge erhöhen das Risiko der Bodenerosion

 

Text: Hans-Joachim Schodlok
Fotos: Reinhold Mall

 

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