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Bad Wurzach - +++ Kurgeschäftsführer sieht Kurbetrieb auf einem gutem Weg +++ Mit einem Darlehen soll die Liquidität des Eigenbetriebes wiederhergestellt werden +++

 

TOP 1: Bericht der Geschäftsführung

Kurgeschäftsführer Markus Beck sieht sich in der eingeschlagenen Strategie bestätigt: Nach der Wiedereröffnung nach Lockdown und Umbau sprechen eine 90% Belegung des Kurhotels im Oktober eine deutliche Sprache für den eingeschlagenen Weg, ehe der November wieder für eine Vollbremsung sorgte. Er findet es sehr bedauerlich, dass seit dem 4. November alle Einrichtungen wieder komplett geschlossen sind. Für die Mitarbeiter musste ein jeweils individuelles Arrangement getroffen werden.

Einige Mitarbeiter bauen derzeit angehäufte Überstunden bzw. Urlaub ab. 39 Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. „Wir hoffen auf den Dezember, erwarten aber keine wesentliche Änderung, zumal die Entscheidung darüber aktuell verschoben wurde.“ Wenn der Lockdown weitergehe, habe das allerdings fatale Folgen. Derzeit sei man mit einer zusätzlichen Schlussreinigung nach dem Umbau beschäftigt und die Modernisierung der Massageabteilung sei angegangen worden, die vor Weihnachten fertig werde. Einige Bereiche nutzten die Zeit um die Aufräumarbeiten fertig zu stellen. Auch in der Verwaltung gebe es einiges zu tun.

„Wir werden demnächst das Marketing wieder verstärken, um schnell wieder auf dem Markt präsent sein zu können.“ Die sogenannte „Corona-Novemberhilfe“ werde beantragt, aber weil noch keine Anträge möglich sind, sei noch ungewiss wie viel man darüber erhalten wird. „Auch wenn die Buchungen derzeit noch sehr verhalten sind – im Dezember liegt die Quote bei 29%, im Januar bei 23 % – was bei der derzeitigen Gemengelage verständlich ist, versuchen wir dennoch das Bestmögliche daraus zu machen.“

 

TOP 2: Nachtragswirtschaftsplan 2020 - städtischer Kurbetrieb

Markus Beck fasste in seinem Vortrag die Fakten zusammen, die zu der aktuellen Situation führten, einen Nachtragswirtschaftsplan aufzustellen.

Nach § 15 des Eigenbetriebsgesetzes ist ein Wirtschaftsplan zu ändern, wenn sich im Laufe des Wirtschaftsjahres zeigt, dass trotz Ausnutzung von Sparmöglichkeiten

  1. Das Jahresergebnis sich gegenüber dem Erfolgsplan erheblich verschlechtern wird,
  2. Zum Ausgleich des Vermögensplans höhere Zuschüsse der Gemeinde oder höhere Kredite erforderlich werden,
  3. Im Vermögensplan weitere Verpflichtungsermächtigungen vorgesehen werden sollen,
  4. Eine erhebliche Vermehrung oder Hebung der in der Stellenübersicht vorgesehenen Stellen erforderlich wird.

Beim vorliegenden Nachtrag sei nur die Nr. 2 betroffen.

Grund für die Erlösausfälle sind der Lockdown von März bis Anfang Juni, die anschließende Teilschließung von Juni bis September wegen des Teilumbaues. Gemeinsam mit dem erneuten Lockdown fehlen dem Betrieb die für die Bezahlung der auflaufenden Verbindlichkeiten liquiden Mittel, die kurzfristig eine zusätzliche Aufnahme von Fremdkapital erforderlich machen.

Neben den Mehrkosten für den Umbau in Höhe von 450.000 € schlagen auch Erlösausfälle als Folge der Corona-Pandemie (März bis Juli 2020) mit 1,214 Mio. € zu Buche. Abzüglich der eingesparten Kosten 854.544 € durch das Fehlen von Patienten und Gästen und der Anrechnung von Kurzarbeitergeld und anderen Fördermitteln ergibt sich ein Fehlbetrag von ca. 420.000 € , für den auch die Stadt derzeit – weil selbst entsprechend von der Pandemie betroffen – nicht einstehen kann.

Insgesamt beläuft sich der Finanzierungsbedarf, der kurzfristig gedeckt werden muss auf 1,440 Mio. € (Mehrkosten Hotelumbau 450.000 €, Erlösausfälle Corona 420.000 €, Moorbadeabteilung 570.000 €). „Auf Grund dieser Konstellation fehlen dem Städt. KB derzeit liquide Mittel, um die anfallenden Rechnungen zu bezahlen. Deshalb ist es erforderlich, ein zusätzliches Darlehen in Höhe von weiteren 800.000 € aufzunehmen.“

Eine weitere Aufnahme von Fremdkapital bedarf eines Nachtrags zum WP 2020 und der Zustimmung der Kommunalaufsicht und ist nur genehmigungsfähig, wenn dieses Fremdkapital für investive Zwecke verwendet wird. „Da der Umbau des Kurhotels als Instandhaltungsmaßnahme im WP aufgeführt wurde, werden nun nach Abstimmung mit dem Steuerberater Positionen aus dem Instandhaltungsbereich in Höhe von 1.181.048,01 € in das Investitionsprogramm 2020 übergeleitet, die auf Grund ihrer Anlagenstruktur auch als Investitionen bewertet werden können.“ Da die Kosten für die Moorbadeabteilung dem HH Jahr 2018 zugeschlagen werden, ergibt sich für die Deckung des Mehrbedarfs die zeitnahe Aufnahme eines Fremddarlehens in Höhe von 800.000 €.

Franz-Josef Maier fragte nach den Kompensationszahlungen des Bundes. Beck Antwortete ihm, dass alles was beantragt sei auch berücksichtigt sei. Was an Novemberhilfe zu erwarten sei, sei unbekannt. Hermann Müller sagte, er hoffe und wünsche „dass es dann besser anläuft.“ Er fragte, nach dem „Verlustvortrag“, den der Betrieb aus den zurückliegenden Jahren noch vor sich her schiebt. Er hoffe, dass mit der Kommunalaufsicht abgestimmt werde, wie dieser abgetragen bzw. abgelöst werden darf. „Hier geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“ Bürgermeisterin Alexandra Scherer sagte dazu: „Wir stehen in diesem Punkt mit der Kommunalaufsicht in Kontakt.“ Kämmerer Kunz erläuterte: „Das beschäftigt uns und die Kommunalaufsicht auch mit Blick auf den Haushalt 2021. Wir müssen den Fehlbetrag ja ausgleichen. „Wir sind dran eine Lösung zu finden, wie wir das schnellstmöglich wieder aufs richtige Gleis bringen, weil ja die Genehmigung des Haushaltes daran hängt.“ Karl-Heinz Buschle erkundigte sich, ob mit der Kommunalaufsicht bereits geklärt sei, dass der Nachtrag auch genehmigt wird. Kunz sagte dazu, dies werde der Haushaltsplan zeigen, aber dafür brauche er noch Zeit.

Darüberhinaus merkte Buschle an, dass ab kommendem Jahr zunächst wieder die Erwirtschaftung von Einnahmen auf dem Plan stehen sollte und keine weiteren Investitionen. Geschäftsführer Markus Beck stuft das Risiko dafür als „normal“ ein, es dürfe halt nichts kommen. Die Massageabteilung werde man auf jeden Fall fertig machen. „Wir sind, wenn man uns lässt, gut aufgestellt, wie der Oktober gezeigt hat.“ Ziel sei es für 2021 – ohne weitere Investitionen – in den Normalbetrieb zu kommen.

Der Ausschuss stimmte dem Nachtragswirtschaftsplan des Kurbetriebes einstimmig zu.

 

Bericht und Bild: Ulrich Gresser

 

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halloRV

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