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Bad Wurzach - Auf das Gedenken für die Millionen Toten und Vermissten der beiden Weltkriege wollten Bürgermeisterin Scherer, die Katholische und die Evangelische Kirche auch an diesem Corona-bedingten etwas anderen Volkstrauertag nicht verzichten.

In dem sehr kleinem Rahmen und ohne die sonst übliche Prozession mit Stadtkapelle, Fahnenvertretungen der Vereine sowie dem Liederkranz vom Rathaus hinaus zum Denkmal für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege bei der Leichenhalle war es Bürgermeisterin Scherer sehr wichtig, das Gedenken an die Gräuel der Weltkriege, aber auch an die von Kriegen allgemein aufrecht zu erhalten.

Die Bürgermeisterin verglich den Zweiten Weltkrieg mit einem Zeitkasten für die Jahre 1939-1945. „Niemand konnte innerhalb dieses Kastens die ungeheure Dimension des Grauens erahnen.“ Für Bad Wurzach sei die Erlösung von diesem Schrecken am 28. April durch den Einmarsch der französischen Truppen gekommen, welche auch die Internierten aus Jersey befreiten. „Gerne hätten wir diesen Jahrestag mit unseren Freunden aus Jersey gemeinsam gefeiert.“ Kriegsende sei ein tröstliches Wort, während der Anfang geradezu euphemistisch mit „ein Krieg bricht aus“ bezeichnet. „Wie bei jedem Krieg haben das Menschen zu verantworten,“ sagte Scherer in ihrer Ansprache.

Erst die erste Nachkriegsgeneration habe begonnen kritische Fragen zu stellen: „Wie konnte das geschehen? Warum habt ihr das zugelassen?“ Fragen, die jedoch nicht einfach zu beantworten seien. Auf die Weltkriege seien seitdem noch viele weitere Kriege gefolgt: Der Koreakrieg, der Vietnam-Krieg, Jugoslawien Irak, Syrien und viele weitere. „Dieses Gedenken für alle Opfer von Kriegen lassen wir auch von Corona nicht in den Hintergrund drängen,“ verdeutlichte sie.

Die evangelische Pfarrerin Barbara Vollmer sagte in ihrem Gedenkgebet: „Kriege fordern Opfer, in der Vergangenheit und auch heute noch. Aktuell in Syrien, in Berg-Karabach und anderswo. Soviel Gewalt, soviel Unrecht.“ Mit dem Volkstrauergedenken seien wir bei diesen Menschen. „Gott hat uns diese eine Erde gegeben, mit allen Menschen, Pflanzen und Tieren.“ Für eine Zukunft und auch eine Umkehr sollten wir beten.

Ganz ohne Musik blieb die Gedenkfeier dann doch nicht: der junge Trompeter Johannes Föhr intonierte nach dem Gebet von Pfarrerin Vollmer als Solist „Ich hatte einen Kameraden“ und verlieh der Feier damit die entsprechende Würde.

Diakon Berndt Rosenthal hob den Glauben des Domprobstes hervor, der in Mauern der 1940 von den deutschen Bomben völlig zerstörten Kathedrale von Coventry „Herr vergib“ in Stein meißeln ließ. Mit „Herr vergib“ antworteten die wenigen Teilnehmer dieser Gedenkfeier auf die von Rosenthal verlesenen Fürbitten für die Opfer von Krieg und Gewalt.

Bürgermeisterin Alexandra Scherer bedankte sich am der Ende der kurzen aber deswegen nicht weniger würdigen Gedenkfeier bei den Gemeinderäten und Besuchern und lud sie ein, am vor der großen Namenstafel niedergelegten Kranz im Stillen Gedenken der Kriegsopfer zu verweilen. „Diese Wand und Namenstafel soll uns Ermahnung sein.“ Diese große Tafel zeige nur die Toten und Vermissten von Bad Wurzach, in jeder anderen Stadt gebe es ebenfalls eine solche Namensliste, hielt sie die Dimension des Leides der beiden Kriegen vor Augen.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

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