Bad Wurzach - Es ist nicht zu übersehen – der Herbst naht. Die meisten Blütenpflanzen sind verwelkt und haben ihre Samen ausgestreut. Doch eine blüht jetzt erst richtig auf: Die Herbstzeit-Lose.
An einer langen, dünnen Blütenröhre treiben rosa, manchmal auch lila oder weißliche Blüten, direkt aus der Knolle im Boden. Blätter sind nicht zu finden, sie fehlen zur Blütezeit im Herbst. Sie erscheinen erst im Frühjahr, zusammen mit den Fruchtständen, die die Samen tragen. Blühen im Herbst und Fruchten im Frühjahr – dieser Ablauf ist ungewöhnlich im Pflanzenreich. Die Pflanze ist regelrecht zeitlos – was ihr den Namen Herbst-Zeitlose eingebracht hat. Die bevorzugten Wuchsorte dieser zarten Schönheit sind feuchte Mager-, Obst- oder Riedwiesen. Dieser besondere Lebensrhythmus ist günstig in Bezug auf die Bewirtschaftung solcher Flächen: Blühen, wenn die letzte Mahd bereits vorbei ist, Ausstreuen der Samen, bevor das benachbarte Gras als Konkurrent um das Sonnenlicht hoch aufgewachsen ist.
Aufgrund ihres Aussehens kann man die Herbst- Zeitlose leicht mit einem Krokus verwechseln. Sie ist jedoch nicht näher mit diesem verwandt und wird in eine eigene Pflanzenfamilie, die Zeitlosengewächse, eingeteilt. Krokusse hingegen gehören zu den Schwertliliengewächsen. Alle Pflanzenteile der Herbst-Zeitlosen, wissenschaftlich Colchicum autumnale genannt, sind sehr giftig. Dies gilt insbesondere für die Samen und Wurzeln. Das Zellgift Colchicin führt zu Krämpfen, Lähmungen und schließlich zum Tod. Bereits wenige Gramm der Samen sind für den Menschen tödlich. Der Name Colchicum leitet sich von Colchis ab, einer Landschaft am Schwarzen Meer, die in der griechischen Mythologie als Heimat der Giftmischerinnen galt. Lange Zeit war die Pflanze das Standardmittel zur Behandlung von akuter Gicht – jedoch war hierbei eine exakte Dosierung nötig. Heute gibt es dafür ungefährlichere Medikamente.
Für den Riedbesucher bietet die Pflanze aktuell einen wunderschönen Anblick. In dieser oft trüben Jahreszeit färbt sie die Wiesen und Wegränder im hinteren Kurpark, im östlichen Riedbereich oder entlang des Radweges von Dietmanns nach Bad Wurzach mit rosa Farbtupfern. Aber bitte nur Gucken – nicht Anfassen.
Das Naturschutzzentrum präsentiert unter der Rubrik „Moor-Momente“ regelmäßig Spannendes und Unterhaltsames aus der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt des Wurzacher Rieds. Dabei werden Arten vorgestellt, die die Besucher aktuell im Ried antreffen können.
Pressemitteilung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried