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Bad Wurzach - Uhrmacher Martin Westermayer hat seine Werkstatt von Grund auf saniert – schließlich steht mit Tochter Svenja bereits die nächste Generation in den Startlöchern – und bietet nach einer kleinen Einweihungsfeier am Samstag in der kommenden Woche für Jedermann die Möglichkeit, Einblicke in die Arbeit eins Uhrmachers zu gewinnen.

 

Bereits vor dem Lockdown hatten Monika und Martin Westermayer beschlossen, die Werkstatt einer Grundsanierung zu unterziehen und mit den Handwerkern gesprochen. „Wir haben sie komplett ausgeräumt, quasi bis auf den Rohbau. Boden raus, Wände frisch gestrichen, die alten Werkbänke weggegeben, “ erzählt Monika Westermayer. „Und dann kam der Lockdown!“ Sofort nach dessen Bekanntwerden rief sie die Handwerker an: „Seid ihr bereit?“ Am wichtigsten war dabei der Bodenleger, denn erst nachdem dieser seine Arbeit getan hatte, konnten die anderen mit der ihrigen beginnen. Alle Generationen im Hause Westermayer hätten mitgeholfen, und weil die Heizkörper sonst unter den Werkbänken schwer zugänglich sind, wurden diese auch gleich auf den neuesten Stand gebracht.

Schwiegersohn David Brauchle machte sich gerade als Schreiner selbstständig. Ihm oblag die Inneneinrichtung mit den ergonomischen Feinuhrwerkbänken. Jeder noch so individuelle Wunsch wurde fachmännisch umgesetzt.

 

Zu der Einweihungsfeier mit geladenen Gästen hatten Monika und Martin Westermayer neben Familie, Obermeister, Handwerkern und Pfarrer Stefan Maier auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer eingeladen.
Diese freute sich in ihrem Grußwort, dass die Werkstatt mit Gottes Segen einen Neuanfang mache. „Ich finde es toll, dass Sie nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben, sondern das Beste aus der Situation gemacht haben. So gibt es nichts Schlechtes, was nicht auch etwas Gutes hat.“ Man merke, dass Westermayers ihr Geschäft mit Herzblut betreiben. Sie wünschte der nächsten Generation bei Uhrmacher Westermayer einen guten Start.

 

„Wo könnte das Thema Zeit besser passen als bei einem Uhrmacherbetrieb, “ sagte Pfarrer Stefan Maier zu Beginn seines Wortgottesdienstes, in dessen Verlauf er die neugestaltete Werkstatt mit Gottes Segen versah. „Meine Zeit steht in Deinen Händen“, daher liege es nahe über Zeit nach zu denken. Uhren gehören heute zum Leben dazu, sie unterteilen die Zeit in Teile wie Stunden, Minuten und Sekunden. Maier definierte Zeit im christlichen Sinne: „Zeit ist mit der Schöpfung geschaffen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist das Ende der Zeit.“ Wichtig sei das Wissen, dass uns die Zeit geschenkt ist, „damit wir sie füllen mit dem was uns bereichert und glücklich macht.“

 

Auch der Obermeister der Innung Michael Kunze aus Gundelfingen, einst der Lehrmeister von Martin Westermayer bei seiner Meisterschule hatte den Weg nach Bad Wurzach auf sich genommen und zeigte seine Verbundenheit zu seinem „Meisterschüler“, der sein Wissen oft und gerne an Praktikanten weitergebe. Auch Tochter Svenja, die in absehbarer Zeit die Werkstatt übernehmen wird, hatte diese durchaus manchmal harte Schule „genossen“, wie der stolze Vater den Gästen mit einem Schmunzeln berichtete. Ein ganz besonderer Praktikant war dabei ein 78jähriger aus München, der gemeinsam mit einer historischen Klosteruhr anreiste und ihm bei der Restaurierung assistierte.

 

Beim Werkstattrundgang erläuterten Monika und Martin die Veränderungen in der Werkstatt. „Weil Großuhren nichts mit Feinmechanik zu tun haben, wurde dieser teil komplett abgetrennt.“ Jeder Arbeitsplatz ist höhenverstellbar mit Pressluft, Feinstaubsauger und LED Beleuchtung ausgestattet, eine Werkbank ist nur Spanungsarbeiten wie Drehen und Fräsen vorgesehen. Ein neues Highlight in der Werkstatt ist ein Mikroskop, „schließlich wird man ja auch nicht jünger“ schmunzelte Martin Westermayer nicht ohne Selbstironie. Bereits vor einigen Jahren war aufgrund neuer gesetzlicher Vorschriften ein vom Rest der Werkstatt komplett getrennter „Schmutzraum“ eingerichtet worden. Der neue Boden ist so beschaffen, dass jedes hinabgefallene Teil sofort wieder entdeckt wird.

 

Mit selbstgemachten Fingerfood und Kaltgetränken feierten Westermayers und ihre Gäste ihre Wiedereinweihung. In der kommenden Woche kann Jedermann während der Öffnungszeiten bei der „Woche der offenen Werkstatt“ der Uhrmacherfamilie Westermayer über die Schulter schauen.

 

Bericht und Bilder Uli Gresser

 

 

 

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halloRV

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