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Es war ein „gscheits“ Volksfest. Vergangenen Sonntag weihte der Roter Teilort Ellwangen Grundschule und Kindergarten frisch renoviert ein. Mitten im Ort. Und schwäbisch sparsam – ohne Zerstörung bestehender Bauten. Altbewährtes in neuem Glanz. Das wirkt aus mehreren Blickwinkeln vorbildlich. So die Meinung unseres Redaktionsmitglieds Julian Aicher, der vergangenen Sonntag in Ellwangen war.

Der „ganz alltägliche Schulwahnsinn“. Davon berichtete das SWR-Fernsehen diese Woche (in seiner Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“ am 21. September). „Besorgniserregend“ sei die Lage an vielen Bildungsstätten im Land, unter anderem wegen „maroder Gebäude“.

Mit Ausnahmen. Das zeigt sich zumindest in Ellwangen. Da scheint der malerische 917-Seelen-Ort auf Markung Rot an der Rot beinahe wie das trotzig gallische Dorf gegen die vermeintliche Besatzungs-Übermacht römischer Truppen. Denn statt „maroder Gebäude“ steht mitten im Ellwanger Ortskern neu renoviert die alte Dorfschule. Da, wo 1843 der Unterricht begann, kann er heute noch mit eigenen Händen gegriffen werden: der alte Treppen-Handlauf. Und zwar mit jenen Metallschrauben dran, die das Runterrutschen darauf zum Abenteuer werden ließen. Aber auch mit einem neuen Raum. Dort befinden sich nicht die üblichen Bildschirme, die angeblich dem Nachwuchs den Blick in die Welt erlauben, sondern Werkbänke. Zum praktischen Lernen. Schlau werden mit Herz, Hand und Hirn. Übrigens: Baulich wachgeküsst auch während der Unterrichtszeit.

Doch was auf den ersten Blick auf eine fast vergessene Dorf-Heimeligkeit deutet, funktioniert in Wirklichkeit dank eines ziemlich modernen Erfolgsrezepts: zusammenarbeiten. Gemeinsam den Unterricht organisieren. Heißt: Der Schulbetrieb lebt nicht allein im liebevoll renovierten alten Schulhaus Ellwangen, sondern zusammen mit den nahen Nachbarorten Dietmanns und Unterschwarzach. Daran bemerkenswert: Diese anderen Bildungsbauten befinden sich nicht nur in anderen Orten, sondern in der Nachbar-Gemeinde Bad Wurzach. Mehr noch: Bad Wurzach gehört zum Landkreis Ravensburg, Ellwangen zum Landkreis Biberach. Zusammenarbeit grenzüberschreitend. So wird das Motto „Kurze Beine, kurze Wege“ der Roter Bürgermeisterin Irene Brauchle mit Leben erfüllt. Mehr Sicherheit und heimatnahes Lernen! Möglich durch Zusammenarbeit.

Die Kooperation zwischen Rot an der Rot und Bad Wurzach funktioniert schon seit Jahrzehnten – zunächst sogar jahrelang ohne formalen Vertrag. Insofern hat Bad Wurzachs Vize-Bürgermeister Karl-Heinz Buschle sicher recht, wenn er betont, der Kurort sei „der Zeit voraus“.
Julian Aicher

 

 

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halloRV

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