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Anlässlich der Besichtigung der Biogasanlage des Bauern Kibler in Oberschwarzach durch den Ortsverband Bad-Wurzach/Kisslegg von Bündnis 90/Die Grünen (die Bildschirmzeitung berichtete dazu kürzlich) forderte der Grünen-Kreisrat Dr. Ulrich Walz: „Verallia braucht einen Windpark – und das sehr bald!“.

Eine Forderung von großer Tragweite für unsere Glasfabrik, lohnenswert, sich tiefer mit dieser Behauptung zu beschäftigen. Denn die Energiekosten sind die Lebensader der Glasindustrie. Nicht wettbewerbsfähige Energiekosten würden das Aus unserer Glasfabrik in Bad Wurzach und den Verlust von vielen Arbeitsplätzen in der Region bedeuten.

Der Frage, wie der Transformationsprozess unserer Industrie und somit auch unserer Glasfabrik in eine künftig CO2-freie Energiewirtschaft gelingen kann, ist das renommierte deutsche "Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research" in einer Studie im Auftrag der Europäischen Kommission nachgegangen. Die Studie mit dem Titel "The impact of industry transition on a CO2-neutral European energy system" ist verfügbar unter
https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/72954c87-327a-11ee-83b8-01aa75ed71a1

Die für unsere Glasfabrik wichtigsten Aussagen der Studie fasse ich in Kürze zusammen:
Die künftige Dekarbonisierung unserer Industrie beruht gemäß der Vorstellung unserer Energiewende-Politiker primär auf der Erzeugung von Elektrizität mit unbeständiger Wind- und Sonnenkraft, ihrer Umwandlung in speicherbare, stets verfügbare und transportfähige Energie als Wasserstoff (oder Synthesegas) sowie dem Umbau der industriellen Prozesse auf das neue Energieangebot, bestehend aus Elektrizität plus gespeichertem Energieträger.

Die so veränderte Industrielandschaft wird sich im europäischen Wettbewerb neu aufstellen, von der Energiegewinnung über die Speichertechniken vorrangig mittels Elektrolyseuren, den Energietransport bis hin zu neuen Prozessen der Zement-, Stahl- und Glasherstellung. Ein gewaltiger Transformationsprozess, welcher nur gelingen kann, wenn alle europäischen Staaten das gemeinsam machen und wenn auch die großen globalen Player China und USA Gleiches tun. Denn die Versuchung, weiterhin verfügbare billigere Energie in Form von Kohle, Öl und Gas zu nutzen und somit einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil zu haben, ist groß (und erleben wir gerade).

Der Wettbewerb wird künftig entscheiden, wer, wo, was am besten in diesem neuen Wirtschaftsfeld leisten kann, auf europäischer und globaler Ebene.

Und nun die große Überraschung: Die Studie kommt zum Ergebnis, dass Deutschland künftig keine große Rolle spielt bei der gesicherten Energielieferung für die Industrie mit Strom aus Wind- und Sonne einschließlich der dazu gehörenden Speichertechnik, weil dazu der deutsche Strom im europäischen Wettbewerb viel zu teuer wäre! Und da die Elektrolyseure nahe bei den Wind- und Sonnenanlagen stehen müssen, werden keine großen Elektrolyseure in Deutschland stehen. Ein kurzer Blick zum Schaubild "Hydrogen production" auf Seite 37 der Studie zeigt die nackte Wirklichkeit: Deutschland wird auch künftig Importland von Energie für unsere Industrie bleiben und der deutsche Wertbeitrag wird darin bestehen, dass wir unter Nutzung der Energie wertvolle Produkte für die Welt erzeugen.

Für unsere Glasfabrik, aber auch andere Investoren in riesige Windkraftanlagen in unserer windschwachen Region, aber auch Investoren in Solarfelder bedeutet das: Versenken Sie nicht Ihr Geld in eine künftig nicht wettbewerbsfähige Energieerzeugungstechnik! Ihre Rendite ist nur so lange gesichert, wie der Staat Ihnen mit Subventionen Gewinn ermöglicht. Bei der gewaltigen Dimension des Energiemarktes wird der Staat auf Dauer diese Subventionen nicht leisten können, denn jeder subventionierte Euro muss vorher in Form von Steuern und Abgaben bei uns Bürgern eingezogen werden und das erzeugt Wohlstandsverlust und schadet unserer globalen Wettbewerbsfähigkeit. Im künftigen dekarbonisierten Energiemarkt werden viele unserer Windkraftanlagen und Solarfelder still stehen, da sich Ersatzinvestitionen schon im europäischen Wettbewerb nicht mehr lohnen.

Abschließend meine Empfehlung an das Management der Glasfabrik: Folgen Sie nicht dem grünen Lockruf von Dr. Walz. Investieren Sie besser in Ihre Kernkompetenz, auch künftig gute Gläser mit am freien Markt erhältlicher und wettbewerbsgerechter Energie herzustellen.

Die Studie der wissenschaftlich renommierten Fraunhofer-Gesellschft zeigt klipp und klar, wohin der Weg gehen muss, falls die Energiewende im Schulterschluss mit den wichtigsten Staaten global realisiert wird. Sollten wir allerdings allein auf diesem Weg unterwegs sein, dann folgt aus der Studie, dass wir als Land im globalen Wettbewerb infolge überteuerter Energie ins Aus laufen. 
Dr. Wolfgang Hübner (Diplom-Physiker), Bad Wurzach

 

 

 

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halloRV

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