DBSZ DBSZ BadWurzach 1200v01

Brugg (rei) - Heuer konnte das Brugger Rochusfest wieder in der angestammten Kapelle gefeiert werden. Nach zwei Corona-Jahren, in denen die Brugger Kapellenfreunde Gastrecht in der Arnacher Kirche genießen durften und so die staatlich vorgegebenen Abstandsgebote einhalten konnten, durfte man wieder zusammenrücken. Zelebrant in der übervollen Kapelle war am 16. August, dem Gedenktag des Heiligen Rochus, Pater Hubert Veeser aus Maria Steinbach; er ist Mitglied im Brugger Kapellen-Verein. Der Eucharistie vorangegangen war die Jahreshauptversammlung des Fördervereins „Freunde der Brugger Kapelle“ e. V. Wolfgang Ringer, der 2. Vorstand des Vereins, wurde für eine dreijährige Amtszeit wiedergewählt. Für das Baukonto der Kapelle stellte der Förderverein eine Summe vom 691,20 € zur Verfügung. Aktuell zählt der Verein 71 Mitglieder.

Wohl noch nie hat die ums Jahr 1700 erbaute Brugger Kapelle ein derart schmetterndes „Großer Gott“ vernommen wie am 16. August des Jahres 2023. Moderat eingeleitet vom Akkordeon von Vitus Ehrmann, angestimmt von Pater Hubert, der ein starker Sänger ist, unterbaut von den vier Rochus-Sängern, dann mit mächtigem Crescendo ausgestattet durch das „Volk“, erklang das Lob Gottes in dem altehrwürdigen Gemäuer, dass es eine wahre Freude war.

Pater Hubert ging in seinen Begrüßungsworten und in einer kleinen Ansprache nach dem Evangelium auf das Leben des Heiligen Rochus ein und schlug dabei einen Bogen zum Hier und Heute. Rochus, Adelsspross aus Montpellier, gab sein Erbe den Armen und pflegte Kranke, auch Pestkranke. Als er selbst an der Pest erkrankte, zog er sich als Eremit in die Einsamkeit zurück. Die Legende sagt, ein Hund habe ihm, dem an einer ansteckenden Krankheit Leidenden, täglich etwas zu essen gebracht. Ein Gemälde in der Brugger Kapelle zeigt diese Szene.

„Demut – ein altmodisches Wort“
„Was hat dieser Heilige des 14. Jahrhunderts uns Heutigen zu sagen“, fragte Pater Hubert. Ihm sei aufgefallen, dass beim Umsichgreifen von Corona der Kurs dieses Heiligen gestiegen sei. Es sei wichtig, gerade in Zeiten einer allgemeinen Not, einander beizustehen, einander zu helfen, einander zu dienen. Demut – „ein altmodisches Wort“ – sei eine Tugend, die in modernen Zeiten neu zu entdecken sei.

01Pater Hubert WA
Zelebrant bei der Rochus-Messe 2023 war Pater Hubert Veeser (Maria Steinbach). Foto: Winfried Reischmann

Zu Beginn der Heiligen Messe hatte das Rochus-Quintett den Kanon „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ zu Gehör gebracht. Das Rochus-Quintett, das sind Hermann Schick, der die Fäden in der Hand hat, Hansjörg Schick, Manfred Miller und Simon Ringer sowie Vitus Ehrmann am Akkordeon.

Die Lesung trug Margit Reischmann vor, die das Jahr über als Vorbeterin in der Kapelle fungiert. Der Text war dem 1. Brief des Johannes entnommen (1 Joh 3, 14-18). „Daran haben wir die Liebe erkannt“, heißt es da, „dass er sein Leben für uns hingegeben hat. (...) Wenn jemand die Güter dieser Welt hat und sein Herz vor dem Bruder verschließt, den er in Not sieht, wie kann die Liebe Gottes in ihm bleiben? Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“

Nach der Lesung intonierte das Quintett das Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten“ und das Volk stimmte ein.

Das Evangelium war Kapitel 25 des Matthäus-Evangeliums entnommen (Mt 25, 31-40). Darin heißt es: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ Und weiter „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Nach dem Evangelium intonierten die Rochus-Sänger, alle im weißen Hemd, kombiniert mit einer dunklen Hose, das Kerlacher Andachtslied „Ich gehe, wenn ich traurig bin, zur lieben Mutter Gottes hin“. Begleitet wurde das berührende Lied in wunderschöner Weise von den Akkordeonklängen Vitus Ehrmanns.

02Qiuntett WA
Das Rochus-Quintett (Akkordeonist Vitus Ehrmann ist verdeckt) umrahmte die Heilige Messe mit schönen geistlichen Liedern. Foto: Wolfgang Abele

Wie es bei der Brugger Rochus-Messe üblich ist, wurde das Große Glaubensbekenntnis gebetet.

Die Fürbitten
Die Fürbitten sprach Kapellenmesnerin Agnes Ringer. In den Brugger Bitten heißt es unter anderem: „Guter Gott, wir bitten dich für unsere Kapellengemeinschaft, die sich fleißig bemüht, dein Haus in Brugg instandzuhalten, dass sie bei dieser Erhaltungsaufgabe immer gut zusammenstehen möge – so wie sie es bisher schon getan hat.“ Und: „Guter Gott, wir bitten dich für unseren Kapellenverein, dass er stets genug begeisterungsfähige Menschen finden möge, um seiner Aufgabe, die Kapelle zu schützen, gerecht werden zu können.“ Und: „Guter Gott, wir bitten dich um die Fähigkeit zu beten. Damit dein kleines Haus an der großen Straße stets ein Ort der Zwiesprache mit dir ist.“ Die weiteren Fürbitten galten der Kirche allgemein sowie den Verstorbenen von Brugg. Namentlich wurde in der Rochusmesse des Jahres 2023 der jüngst verstorbenen Theresia Reischmann gedacht.

Zur Gabenbereitung erklang „Nimm, oh Herr, jetzt unsre Gaben“, dargeboten vom Quintett. Zum Sanctus wurde von allen Schuberts „Heilig“ inbrünstig gesungen. Zur Kommunion waren meditative jüdische Klänge des Akkordeonisten zu hören. Nach der Kommunion brachte das Quintett „Wie groß bist Du" zu Gehör, ein volkstümliches Lied zu Ehren der Dreifaltigkeit. Die würdige Feier wurde beschlossen mit dem Abendlied „Du lässt den Tag, o Gott, nun enden“ (Gotteslob Nr. 96), das das Quintett eigens fürs Rochusfest 2023 einstudiert hatte.

Dank
Am Schluss der Heiligen Messe dankte Kapellenvorstand Gerhard Reischmann allen Mitwirkenden, allen, die im Vordergrund und im Hintergrund geholfen hatten, dass der Brugger Rochustag des Jahres 2023 so gut gelungen ist – insbesondere „unserem vereinseigenen Priester Hubert Veeser“ sowie den Ministranten Anni und Christoph Fimpel und Mesner Anton Baumann aus Arnach. In Vorfreude auf das gemütliche Beisammensein im Andreas-Hof dankte er dem dortigen Gastgeber Gebhard Kling und seinem Bruder Josef.

03Dank Pahu. WAjpg
Kapellenvorstand Gerhard Reischmann dankte Pater Hubert mit einem Geschenk. Foto: Wolfgang Abele

Nach der Eucharistiefeier lud Hermann Schick die Brugger Rochusgemeinde noch zum gemeinsamen Singen auf dem Kapellenvorplatz ein. Es erklangen weltliche Wiesen wie „Kein schöner Land“.

04Vitus WR
Gemeinsames Singen vor der Kapelle. Foto: Winfried Reischmann

Filmvorführung in „Gebses Bierstüble“
Anschließend begab die Festgemeinde sich in „Gebses Bierstüble“, einen Werkstattraum im Andreas-Hof von Josef Kling. In Anbetracht des schönen Wetters hatten Eduard Matt und Josef Netzer auch im Freien Bierbänke aufgestellt, was gerne in Anspruch genommen wurde. Als es ausreichend dunkel war, führte Josef Ringer, ein gebürtiger Brugger (geb. 1948), der früh schon damit begonnen hatte, Arnach-Motive zu sammeln, den Film vom Sportfest 1968 vor. So manches Ah und Oh war zu vernehmen, als der eine oder die andere sich auf dem Streifen erkannte. Die Aufnahmen stammen vom unvergessenen Arnacher Schulleiter Anton Bauer.

Die Jahreshauptversammlung
Der Heiligen Messe vorgeschaltet war die Jahreshauptversammlung 2023 des Fördervereins „Freunde der Brugger Kapelle“ e. V. Auch sie wurde in der Kapelle abgehalten. Wie es Zweck und Aufgabe des 2018 gegründeten Vereins ist, wurde beschlossen, das Gros der Mitgliedsbeiträge aus dem soeben abgelaufenen Vereinsjahr – 90 Prozent aus 64 Zahlungen – dem Baukonto der Kapelle zur Verfügung zu stellen.

Am 12. und am 15. August war die Kasse von den beiden satzungsgemäß zuständigen Kassenprüfern Hannah Sauterleute (Beisitzerin) und Wolfgang Ringer (2. Vorstand) in Augenschein genommen worden. Bei der Jahreshauptversammlung am 16. August wurde die Kasse von Hannah Sauterleute als vom 1. Vorstand tadellos geführt bezeichnet. Das entsprechende Testat war auch von Wolfgang Ringer unterzeichnet, der urlaubsbedingt an der Jahreshauptversammlung nicht teilnehmen konnte.

Alfred Rudhart leitete die Entlastungen und die turnusgemäß anstehende Wahl. Der 1. Vorstand Gerhard Reischmann wurde in seiner Funktion als Kassier des Fördervereins einstimmig entlastet (bei eigener Enthaltung). Weiter wurde die dreiköpfige Vorstandschaft en bloc entlastet (einstimmig, bei Enthaltung der Betroffenen). Alfred Rudhart, der selbst einen Verein führt (die Soldaten- und Schützenkameradschaft Arnach), nutzte die Gelegenheit, um das ehrenamtliche Engagement allgemein und die Arbeit der Brugger Kapellenvorstandschaft im Besonderen zu würdigen.

Wolfgang Ringer in seinem Amt bestätigt
Als Nachfolger der verstorbenen Marlies Räth amtiert Wolfgang Ringer seit 2021 als 2. Vorstand und damit auch als Kassenprüfer. Einstimmig wurde Wolfgang Ringer in Abwesenheit in seinem Amt bestätigt. Er hatte vor Urlaubsantritt bekundet, erneut für das Amt zur Verfügung zu stehen.

Aus nah und fern
Zur 6. Ordentlichen Jahreshauptversammlung des Fördervereins „Freunde der Brugger Kapelle“ e. V. am 16. August 2023 konnte der 1. Vorstand Gerhard Reischmann 24 Mitglieder (26 Mitgliedschaften) aus Brugg und der näheren und auch weiteren Umgebung begrüßen (23 stimmberechtigte Vollmitglieder, wobei Maria Hartel aus Aulendorf mit 2 Stimmen an der Jahreshauptversammlung mitwirkte: als persönliches Mitglied sowie als Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft für das Leben e. V.; der gemeinnützigen Verein setzt sich für den Schutz des menschlichen Lebens an dessen Beginn und auch an dessen Ende ein; weiter eine Mutter, die zusätzlich für ihr Kind handelte; laut Satzung wird das Stimmrecht eines Kindes bis zu dessen 14. Lebensjahr von einem Elternteil ausgeübt; weiter war ein beratendes Mitglied ohne Stimmrecht anwesend). Reischmanns besonderer Willkommensgruß galt den auswärtigen Mitgliedern; dabei wandte er sich auch Werner Elbs aus Baindt zu.

1274
„Baindt und Brugg verbindet eine historische Brücke“, sagte Reischmann. „Im Jahre 1274 schenkte der Ortsadlige Rudolf von Arnach den Zisterzienserinnen in Baindt zwei Höfe in Brugg. Das ist die erste urkundliche Erwähnung unseres Weilers.“

Weiter wurde aus dem Kreis der Auswärtigen Franz Schiele, Kapellenbesitzer in Hagenjörges (bei Arnach), namentlich begrüßt. „Er ist Alleinbesitzer einer Kapelle. Aber die Last ruht nicht allein auf seinen Schultern; die ganze Familie Schiele-Rudhart hilft zusammen, um die Hof-Kapelle in Schuss zu halten. Bei uns im Brugg verteilt sich die Baulast auf sechs Familien“, sagte Reischmann.

1535
„Im abgelaufenen Vereinsjahr haben wir vier neue Mitglieder gewonnen“, freute sich der 1. Vorstand. Er nannte die Neumitglieder in der Reihenfolge des Eintritts:
• Pater Hubert Veeser SDS als beratendes Mitglied. „Wir sind dankbar dafür, dass wir nun einen Priester in unseren Reihen haben.“ Pater Hubert ist in Bad Wurzach als einstiger Schulseelsorger und später als Provinzial der Salvatorianer bestens bekannt. Seit zwei Jahren ist er Pfarrer in Maria Steinbach.
• Prof. Rudolf Forcher. Bei der Begrüßung des ehemaligen Bürgermeisters von Bad Waldsee (1972 – 2004) schlug Reischmann einen Bogen vom kleinen Brugg zur Großen Kreisstadt Bad Waldsee. „Es gibt etliche Berührungen. So sind wir Waldnachbarn; ans Brugger Holz schließt direkt der Bad Waldseer Stadtwald an.“
Weiter haben etliche Brugger im ehemaligen Krankenhaus Bad Waldsee das Licht der Welt erblickt – auch der 1. Vorstand selbst. „Ich traute meinen Ohren kaum“, berichtete Gerhard Reischmann, „als bei der Geburt unserer Hannah 1989 eine ältere Hebamme den Kreißsaal betrat und mit Frau Adam angesprochen wurde. Es war dieselbe Frau Adam, die mir drei Jahrzehnte zuvor – 1958 – auf die Welt geholfen hat.“
Die dritte Berührung zwischen der Stadt Waldsee und unserem kleinen Weiler ist historisch bedeutsam. „Anno 1535“, führte Gerhard Reischmann aus, „hat das Spital Waldsee vier Höfe in Brugg gekauft. 300 Jahre lang blieben sie im Eigentum des Spitals. Ab ca. 1830, spätestens ab 1848, konnten die Brugger Lehensbauern ihre Höfe ablösen.“
• Franz Abele aus Arnach. Sein Vater Thomas stammte von der Gensenmühle. Die Mutter war eine geborene Grad von Hünlishofen. „Franz und ich, wir kennen uns seit Jahrzehnten. Unsere Eltern waren miteinander befreundet. Ich habe Franz anlässlich des Heiligblutfestes 2022 aufgesucht, als ich einen Artikel über den Heiligblutfilm von 1949 schrieb; in jenem Film spielten sowohl meine Mutter als auch sein Vater mit. Leider ist der Film verschollen. Es gibt aber tolle Fotos aus dem Film.“ Franz Abele wurde in Abwesenheit begrüßt, da er leider verhindert war.
• Simon Sauterleute, Schwiegersohn des 1. Vorstandes. „Zu meinem 65. Geburtstag machte er mir das Geschenk seiner Mitgliedschaft. Er kann heute leider nicht dabei sein, weil er unser jüngstes Mitglied, Clara Sauterleute, knapp zwei Jahre alt, hüten muss.“

Totenehrung
Zu Beginn der Versammlung hatte Vorstand Gerhard Reischmann zur Totenehrung gebeten. Alles erhob sich, um der verstorbenen Theresia Reischmann zu gedenken. Es war das dritte Mal, dass der noch junge Verein den Verlust eines Mitgliedes beklagen musste (Rochustag 2020: Franz Reischmann; Rochustag 2021: Marlies Räth). 40 Jahre lang hatte Theresia Reischmann die Kapelle umsorgt, hat geputzt und geschmückt und vorgebetet. „Dass sie über vier Jahrzehnte den Gebetskreis zusammengehalten hat, war eine Leistung“, würdigte Gerhard Reischmann seine Mutter.

„Mit den vier Neuzugängen und dem Verlust durch Tod haben wir nun 71 Mitglieder, wovon 64 als Vollmitglieder zahlungspflichtig und stimmberechtigt sind und 7 als beratende Mitglieder ohne Stimmrecht fungieren“, resümierte der Vorstand.

Mesnerdienst
Gerhard Reischmann nahm das Sterben der langjährigen Mesnerin zum Anlass, an den Brugger Mesnerdienst in alter Zeit zu erinnern. Bis 1963, als ein elektrisches Läutwerk angeschafft wurde, wechselte der Mesnerdienst – Läuten, Vorbeten, Putzen und Schmücken – jährlich unter den vier Familien am Ort (die zwei Familien, deren Höfe anno 1787 hinausgebaut worden waren – Trollis / St. Meinrad und Schneider / St. Anton – waren vom Mesnerdienst befreit). Bis 1963 läutete man von Hand. Dreimal am Tag. Die Öffnung an der Kapellendecke für das Glockenseil ist immer noch vorhanden.

Ab 1963 wuchs der Mesnerdienst dem Zachäus-Hof – der der Kapelle am nächsten liegt – zu. Einige Jahre kümmerte sich Zachäus-Bäuerin Kreszentia Kling (1899 – 1984) um die Kapelle, von Anfang an unterstützt von ihrer Tochter Theresia Reischmann. Altershalber zog sich Kreszentia Kling Mitte der 1970er-Jahre zurück. Mit 90 Jahren übergab Theresia Reischmann den Dienst des Vorbetens an Marlies Räth. Die Aufgabe des Putzens und Schmückens übernahm damals – 2016 – Agnes Ringer. Nach dem überraschenden Tod von Marlies 2021 übernahm Margit Reischmann die Aufgabe des Vorbetens. „Wir danken unseren beiden Mesnerinnen für alles, was sie für unsere Kapelle tun“, sagte der Brugger Kapellenvorstand bei der Jahreshauptversammlung 2023 mit Blick auf Agnes und Margit.

26Mesnerinnen Brugg Kopie 2
Übergabe des Verbeterdienstes am 21. März 2016 von Theresia Reischmann (1926 – 2023) an Marlies Räth (1949 – 2021). Die damals knapp 90-jährige Theresia Reischmann scherzte im Blick auf ihren jahrzehntelangen Mesnerdienst: „Beim Aufzünda hon i mir zwoi Kittel v’rdorba.“ Die Altardecke im Hintergrund hat sie selbst gehäkelt. - Die übrigen Mesneraufgaben übernahm 2016 Agnes Ringer. Foto: Gerhard Reischmann

Rückblick auf das Vereinsjahr 2022 / 2023
„Das Wichtigste im vergangenen Jahr“, konstatierte Gerhard Reischmann, „das Wichtigste war: Nach zwei Corona-Jahren konnten wir am 13. April 2022 wieder unseren Gebets-Zyklus in der Kapelle aufnehmen“ (an jenem Tag – es war der Montag der Karwoche – betete man die Kreuzweg-Andacht). Hier sein Jahresbericht 2022 / 2023 im Wortlaut (TOP 2 der Jahreshauptversammlung am 16. 8. 2023):

300 Jahre Brugger Altar
Im vergangenen Jahr (2022) haben wir unser Rochusfest aus Anlass des Altarjubiläums an gleich zwei Tagen gefeiert (der Altar wurde im Jahre 1722 von Arnachs Pfarrer Dr. Johann Wilhelm Rom gestiftet). Aus Platzgründen (Corona) beging man den Brugger Rochustag in der Arnacher Kirche. Vikar Manuel Hammer war Zelebrant bei der Rochus-Messe am 16. August. Musikalisch gestaltet wurde die Heilige Messe vom Rochus-Quartett unter Leitung von Hermann Schick, das von Vitus Ehrmann am Akkordeon begleitet wurde. Im Anschluss an die Heilige Messe zeigte ich – mit technischer Hilfe von Alfred Rudhart – einen Lichtbildvortrag über Brugg, wie es früher war. 

Anderntags (17.8.2022) begingen wir das Altarjubiläum mit einem Konzert der „Soulsisters“ – ebenfalls in der Arnacher Kirche. Ich hielt einen kleinen Vortrag über den 300-jährigen Brugger Altar.

Bei der Jahreshauptversammlung am 16. August letzten Jahres wurde Hannah Sauterleute für drei Jahre als Beisitzerin im Vorstand bestätigt. Wie in jedem Jahr beschlossen wir, den Großteil der Mitgliedsbeiträge aufs Baukonto der Kapelle einzuzahlen.

Am 5. September 2022 hielten wir aus Anlass des Altarjubiläums eine Dankandacht. Wir betrachteten unser Kreuzigungsbild mit der Andacht „Die sieben Worte Jesu“ und sangen das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“.

26Altar Anordnung alt Kopie
Der Brugger Altar stammt von 1722. Das Altarblatt trägt die Signatur „Maler Schley, Wurzach"; Joseph Anton Schley war ein Kulissen- und Kunstmaler das 19. Jahrhunderts. Die beiden Assistenzfiguren stammen wohl nicht von 1722, denn sie repräsentieren nicht die Patrone der Kapelle (Rochus / Hauptpatron; Sebastian / Nebenpatron). Nach Meinung des verstorbenen Bad Waldseer Stadtarchivars Michael Barczyk zeigt die Figur links einen Magnus; der Kunsthistoriker Herbert Eichhorn (Reutlingen), ein Mitglied des Brugger Kapellenvereins, sieht mit guten Gründen in der Figur rechts Johannes den Täufer. Nach der Restaurierung der Figuren in den Jahren 2016/2017 wurde der zuvor wegwärts schauende Johannes auf der linken Seite und der Magnus auf der rechten Seite angebracht.

Einer der fünf Oktober-Rosenkränze wurde vom Rochus-Quartett musikalisch gestaltet.

Am 31. Oktober 2022 amtierte erstmals Josef Kling als Vorbeter. Er ist nun Vertreter von Vorbeterin Margit, die dankbar dafür ist, dass man auch mal abwechseln kann.

Aller Verstorbenen von Brugg der vergangenen 50 Jahre gedacht
Bei der gut besuchten Allerseelenandacht am 7. November 2022 wurden aus Anlass des Altar-Jubiläums alle Brugger Verstorbenen der letzten 50 Jahre namentlich genannt.

Nach der Winterpause 2022/2023 haben wir am Montag der Karwoche 2023 mit der Kreuzwegandacht unseren Gebetszyklus wieder aufgenommen.

Die Maiandacht am 22. Mai 2023 wurde vom Rochus-Quartett, unterstützt von Vitus Ehrmann am Akkordeon, gestaltet. Anschließend war Einkehr im Restaurant T4 in Truschwende.

Am 29. Mai 2023 – dem Pfingstmontag – hielten wir eine Heiliggeistandacht ab. Für die Musik sorgte Gregor Holzmann an der Steirischen. Anschließend kehrten wir im T4 in Truschwende ein.

Am Sonntag, 23. Juli, um 7.50 Uhr läutete die Kapellenglocke für die drei Stunden zuvor verstorbene Theresia Reischmann. Am Montag, 24. Juli, beteten wir den Sterbe-Rosenkranz für sie hier in der Kapelle.

Wir sind dankbar für Sachspenden: Einige blaue Stühle aus der Physiopraxis von Herbert Ringer sind ins Eigentum der Kapelle übergegangen (können wir gut gebrauchen, wenn mal viele Leute kommen). Weiter haben wir rote Sitzkissen aus der Arnacher Kirche, vermittelt von Wolfgang Ringer (der im Kirchengemeinderat sitzt), bekommen.
Soweit der Tätigkeitsbericht für das Vereinsjahr 2022/2023.

Ausblick auf 2024
Am 30. Juli 2023 sind die sechs Eigentümer-Familien im Zachäus-Hof zusammengekommen, um die anstehende Innenrenovation zu besprechen. Beschlossen wurde eine kleinere Maßnahme, die über den Winter durchgeführt werden soll. Nach unserer Allerseelen-Andacht (am 6. November 2023) wird Restaurator Erwin Roth den Altar ausbauen und in seinem Atelier in Ausnang restaurieren. Die Kapelle wird ausgeräumt, das Gestühl bei Josef Kling (Andreas-Hof) zwischengelagert. Die Kapellengemeinschaft schlägt in Eigenleistung den schadhaften Putz im Innenraum ab. Unter Aufsicht des Kreisdenkmalamtes wird der Verputz neu gemacht. Bis zum Rochusfest 2024 will man mit der Innenrenovation fertig sein. „Am 16. August 2024 wollen wir 750 Jahre Brugg feiern“, warf Kapellenvorstand Gerhard Reischmann den Blick voraus.

Neumitglieder
Der Förderverein „Freunde der Brugger Kapelle“ e. V. freut sich über neue Mitglieder. Wer in den Kapellen-Verein eintreten möchte, sollte eine Beziehung zu Brugg oder allgemein eine Liebe zu Kapellen haben. Interessierte wenden sich an den 1. Vorstand Gerhard Reischmann, Brugg 4, 88410 Bad Wurzach, Tel. (07564) 306807, oder an den 2. Vorstand Wolfgang Ringer, Am Kapellenberg 16, 88410 Bad Wurzach, Tel. (07564) 306988.

 

 

--------------------------------------------------

halloRV

­