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Bad Wurzach - „Alle Sinne spüren und den Alltag abstreifen. Endlich erholen, neue Energie tanken und ganz bei sich sein. Inmitten unvergleichlicher Natur wiederfinden, was wirklich zählt.“ Mit diesen Worten wirbt die Kurstadt Bad Wurzach auf ihrer Homepage. Besonders ins Schaufester gelegt wird ein Wanderpaket. Hier wird der Wanderweg Nr. 2 in leuchtenden Farben beschrieben: „Das Wurzacher Ried Schritt für Schritt umrunden und vom östlichen Moränenwall aus das Ried überblicken: Die urzeitliche Gletscherzunge hat die Landschaft machtvoll geformt. Der Weg führt zurück in die eiszeitliche Entstehung des Rieds und zugleich ganz malerisch durch die heutige Landschaft im Hier und Jetzt. Bei gutem Wetter reicht der Blick weit über die grünen Hügel und Wälder bis zu den Alpen.“

Weiter heißt es auf der Homepage der Stadt: „Besonders gut lässt sich das Moor zu Fuß erkunden. Im Naturschutzgebiet Wurzacher Ried laden rund 20 Kilometer markierte Wanderwege dazu ein, das Moor auf befestigten und unbefestigten Pfaden zu entdecken. Mal federt der Boden sanft unter den Füßen, mal geht es über Blockbohlenwege durch die dichte Vegetation. Der Torflehrpfad „Auf den Spuren der Torfstecher“ beantwortet an zwölf Stationen mit Infotafeln und Exponaten Fragen zur Geschichte und Technik des Torfabbaus."

Die Ried-Runde
Besonders wird der Wanderweg Nr. 2 herausgestellt, die „Ried-Runde“. Wer hier wandert, hat ein Naturschutzgebiet von europäischem Rang stets im Blick. Wir geben die Wegbeschreibung laut Homepage wieder: „Vom Kurhaus geht es entlang dem Wurzacher Ried mit schönen Ein- und Ausblicken in diese einmalige Naturlandschaft nach Dietmanns. An den Dietmannser Quellseen vorbei führt der Weg zur K 7928 und dann bergan nach Ober- und Unterluizen. Beim Gehöft Sonnenberg folgt ein schöner Panoramaweg nach Menzlis, bei klarem Wetter mit Alpenblick. In Menzlis geht man ein kurzes Stück links der Kreisstraße 7929 folgend. Rechts ab führt der Weg wieder talwärts Richtung Wurzacher Ried und zu dem Weiler Willis. Danach trifft man auf den Fuß- und Radweg parallel zur B 465, der quer durch das Wurzacher Ried zurück nach Bad Wurzach führt.“ Die Strecke ist knapp 14 Kilometer lang und in viereinviertel Stunden zu bewältigen.

01a Wanderweg
Der Wanderweg Nr 2 ("Ried-Runde"); die Karte wurde von der Homepage der Stadt Bad Wurzach herabgeladen. Rot markiert der Standort des Fotografen für das nachstehend wiedergegebene Bild:

02 SonnenbergBlick vom Sonnenberg an einem Morgen übers Ried Richtung Bad Wurzach; erkennbar ist die Verena-Kirche. Das Ried ist seeartig von einem Bodennebel bedeckt. Foto: Reinhold Mall

Picknick mit Panorama-Blick
Hier die Daten der Tour, die den Kurgästen und auch den Einheimischen als „aussichtsreich“ und mit botanischen Highlights ausgestattet angepriesen wird: Dauer: 4:15 Stunden; Distanz: 13,73 km; höchster Punkt: 728 m; tiefster Punkt: 648 m. Dezidiert wird auf der Homepage dieser Tipp gegeben: „Zwischen Sonnenberg und Menzlis lädt das Panorama zu einem Picknick ein.“

Links zur Stadt-Homepage
Hier zwei Links zu den zitierten Texten auf der Homepage der Stadt Bad Wurzach:
https://www.oberschwaben-tourismus.de/touren/bad-wurzach-wanderweg-nr.-2-ried-runde-blick-ueber-das-wurzacher-becken-b166af6d4b

https://www.bad-wurzach.de/tourismus/de/moor/wandern-im-moor#/article/308e3a2c-520f-4d79-a82c-66df8ef14df3

Die Suchräume
Wenden wir uns von der Wander-Idylle ab und der rauen Wirklichkeit zu: Am 11. Juli hat der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben in Bad Waldsee sein Suchraum-Konzept für Windkraft-Dislozierung im Verbandsgebiet vorgestellt (die Bildschirmzeitung hat darüber ausführlich mit Kartenmaterial berichtet). Die Suchräume beschreiben Zonen, die laut Regionalverband grundsätzlich für die Errichtung von Windkraftanlagen in Frage kommen. Derzeit sind 11 Prozent der Fläche des Regionalverbandes – dieser umfasst die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und den Bodenseekreis – als Suchraum deklariert. Die Suchräume konzentrieren sich auf den Nordosten des Landkreises Ravensburg, also den Bereich Bad Waldsee, Bad Wurzach, Leutkirch, Aichstetten, Aitrach. Im Zuge der Entwicklung des Teilregionalplanes Energie werden die für Windkraftanlagen vorgesehenen Zonen noch auf 1,8 Prozent des Regionalverbandsterritoriums reduziert. Rund ums Wurzacher Ried sind derzeit etliche Zonen als Suchräume deklariert. Es sind dies:

– eine große Zone östlich von Bad Wurzach Richtung Wengenreute (Stadtwald)
– eine Zone zwischen Dietmanns, Rupprechts und Truilz
– auf dem Haidgauer Berg östlich und nördlich der Sebastianskapelle sowie beim Weiler Graben
– auf dem Ziegelberg südwestlich von Geboldingen
– im Hummelluckenwald bei Humberg (hier werden derzeit drei Anlagen geplant)
– südlich des Weilers Humberg Richtung Immenried
– im Bereich der Eintürner Weiher zwischen Holzmühleweiher und Metzisweiler Weiher
– östlich von Alttann (hier werden derzeit drei bis vier WKA projektiert)
– östlich von Molpertshaus Richtung Rohrsee
– nördlich von Rossberg (rechts der Straße nach Mennisweiler)
– im Raum Hittisweiler
– im Tannenbühl bei Bad Waldsee
– auf langer Front zwischen Haisterkirch und Mühlhausen (also auf der Westseite des Haidgauer Berges, aber den Bergzug deutlich überragend)

Ausblick
Wenn man im Jahre 2030 den auf der Homepage so vollmundig angepriesenen Picknick-Platz beim Sonnenberg aufsucht, dann kann es sein, dass man dieses Panorama sieht:

01b 12WKA Visual Mall Stadtwald Kopie
Links im Bild Dietmanns, rechts Albers. Die Visualisierung stammt von Reinhold Mall, dem Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e.V., der sich seit langem gegen ein Errichten von Windkraftanlagen in Sichtweite des Riedes stemmt. Die Visualisierung stützt sich auf das Suchraumkonzept, wie es derzeit (seit 11. Juli 2023) bekannt ist. Demzufolge wäre es denkbar, dass in der Zone östlich von Bad Wurzach Richtung Wengenreute Windkraftanlagen errichtet werden. Unter diesem Link finden Sie die Visualisierung in besserer Auflösung: 
https://www.landschaftsschützer.de/stadtwald


03 Blick nach Zoegolz
So könnte der Blick vom Wanderweg Nr. 2 übers Ried Richtung Ziegolz in Zukunft aussehen. Visualisierung: Reinhold Mall (Standort des Fotografen: oberhalb des Wanderweges an der Straße nach Albers).

04 Wind WU U2
Gelb markiert sind in der Karte jene Gebiete, die nach dem aktuellen Stand der Raumsuche laut Regionalverband für Windkraft in Frage kommen können. Die derzeit definierten Suchräume umfassen in der Summe 11 Prozent der Verbandsfläche; bis Jahresende werden sie auf 1,8 Prozent reduziert und dann zu Windkraft-Vorrang-Gebieten erklärt. Blau eingekringelt die Bereiche Hummelluckenwald und Alttanner Wald, die aktuell von der Firma LAOCO (Kirchdorf an der Iller) beplant werden. Die rote Linie markiert den Verlauf der Grenzen des Wurzacher Beckens nach Auffassung des Vereins Landschaftsschützer, gestützt auf zwei Gerichtsurteile. Für das Wurzacher Ried hochproblematisch sind die gelben Zonen jenseits des Haidgauer Berges im Bereich Haisterkirch / Osterhofen auf Bad Waldseer Gebiet sowie auf Bad Wurzacher Gemeindegebiet die gelbe Zone zwischen der Stadt und Wengenreute und neben dem Hummelluckenwald noch ein Bereich auf dem Ziegelberg; bei Molpertshaus (Gemeinde Wolfegg) ist ein Bereich in der Nähe des Rohrsees gelb markiert. Alle genannten potenziellen Standorte sind im Hinblick auf das Wurzacher Ried optisch störend.

Das Europa-Diplom
Ungeklärt ist, welche Ausschlusswirkung das Europadiplom hat. Es kann sein, dass die Schutzzone um das höchstrangige Wurzacher Ried aufgrund internationaler  Vorgaben etliche Kilometer breit ist.
rei / Karte (Ausschnitt): RVBO; blaue und rote Markierung: Verein Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V.

05SuchraumWA
Die Windkraftplanungen jenseits des Haidgauer Berges auf Bad Waldseer Gemarkung sind für das Wurzacher Ried hochproblematisch. Im Bereich Osterhofen plant die EnBW acht Anlagen. rei / Karte (Ausschnitt): RVBO

Nachstehend Links zu interaktiven Panoramen, die Reinhold Mall am Wanderweg Nr. 2 an drei verschiedenen Orten aufgenommen hat. Die Karte im Panorama kann weggeklickt werden (Dreieck unten links in der Karte).

Panorama bei Albers

http://4857.test-my-website.de/panaktiv/Albers.html

Panorama bei Oberluizen

http://4857.test-my-website.de/panaktiv/Oberluizen.html

Panorama vom Sonnenberg

http://4857.test-my-website.de/panaktiv/Sonnenberg.html

ebenfalls vom Sonnenberg mit herrlichem Alpenpanorama

http://4857.test-my-website.de/panaktiv/Alpen%20Ried%20mit%20Hotspot%20WR%202020%2004%2011.html

Text: Gerhard Reischmann
Transparenzhinweis: Gerhard Reischmann, Redaktionsleiter der Bildschirmzeitung und Autor vorstehenden Textes, ist Mitglied des gemeinnützigen Vereins Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e.V., wo er im Vorstand mitarbeitet.

 

 

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halloRV

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