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Bad Wurzach - Hannelore und Wolfgang Rüdenauer feierten in Bad Wurzach ihre Goldene Hochzeit. Klaus Schütt überbrachte dem Jubelpaar, dass seit 31 Jahren in Bad Wurzach lebt, im Namen von Bürgermeisterin Alexandra Scherer die Glückwünsche der Stadt und eine Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Über einen Freund, der zuvor schon länger in Bad Wurzach lebte, kam das Paar mit seiner Tochter aus Filderstadt nach Bad Wurzach. Der Grund für den Neuanfang lag in der beruflichen Neuorientierung von Hannelore Rüdenauer, welche die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin schließlich zur Maschinenfabrik Weingarten führte, bei der sie bis zu ihrem Renteneintritt (und sogar darüber hinaus) eine sehr schöne Arbeitszeit verbrachte.

Hannelore Rüdenauer wurde in einem Dorf unweit von Bautzen in der ehemaligen DDR geboren. Doch weil ihr Vater sich weigerte, in die Partei einzutreten, war die Familie gezwungen, bereits 1952 in den Westen überzusiedeln. Für die kleine Hannelore war es ein unvergessliches Abenteuer, als sie von West-Berlin nach Frankfurt ausgeflogen wurden, wo die Familie zunächst in Bad Homburg unterkam und später dann in Mühlheim an der Ruhr landete.

Am dortigen Mädchen-Lyzeum machte sie den Mittlere Reife-Abschluss und besuchte eine Sprachschule, um Fremdsprachenkorrespondentin zu werden. Nachdem sie bei diversen Firmen im Ruhrgebiet gearbeitet hatte, traf sie 1972 im Urlaub auf Marbella dann ihren zukünftigen Mann Wolfgang. Nachdem sie sich im September kennengelernt hatten, „haben wir nicht lange gefackelt“ (O-Ton Hannelore Rüdenauer): im Dezember war Verlobung und im August 1973 wurde in Stuttgart geheiratet.

Der waschechte Stuttgarter Wolfgang Rüdenauer wurde drei Monate nach Kriegsende in Stuttgart geboren und wuchs dort unweit der Schokoladenfabrik Buck (später Tobler) in Stuttgart-Ostheim auf. Er wurde mit dem Grünen Star geboren, im Alter von fünf Jahren wurde bereits eines seiner Augen „aus medizinischen Gründen“ entfernt und auf dem zweiten hatte er noch eine Sehkraft von 16%. Entgegen der Empfehlung eines Lehrers, der ihn auf eine Blindenschule schicken wollte, besuchte Wolfgang die Volksschule und schaffte dort den Abschluss.

Wegen seines Handicaps tat er sich bei der Arbeitssuche schwer, fand dann aber einen Ausbildungsplatz bei einer großen Versicherung. Nach einer weiteren Station beim Gerling-Konzern kam er 1969 zum „Breuninger“, wo er bis 1980 blieb, als die Zentrale von Breuninger nach Sindelfingen verlegt wurde. Er fand danach bei einer weiteren Versicherung noch eine Stelle, bis es wegen der Augen nicht mehr ging. Eine Ursache dafür sieht Wolfgang Rüdenauer auch darin, dass „einige Medizin-Gurus“ der Meinung waren, dass die Augentropfen, die ihm sogar eine Sehfähigkeit von 30% beschert hatten, vom Markt verschwinden mussten und damit sein berufliches und sein gesundheitliches Schicksal besiegelten.

Eine 300.000 DM (!) teure Umschulung, für die er drei Jahre von seiner Familie –1978 war Tochter Melanie geboren worden – hätte getrennt leben müssen, lehnte er ab und ging 1987 in Frührente. Damit wurde ein Rollentausch vollzogen: Zukünftig war Hannelore die Ernährerin der Familie, er der Hausmann. Nachdem sie sich also 1992 beruflich neu orientierte, stand natürlich ein Wohnortwechsel an. Auch wegen des bereits erwähnten Freundes fiel ihre Wahl auf Bad Wurzach, wo sie das von einer Baugesellschaft gebaute Haus, in dem das Jubelpaar noch heute lebt, bezogen.

Ein Argument für diese Wahl war auch die Nähe zu den Bergen, die sie früher oft z.B. bei Sonthofen erwandert haben. Ein weiteres gemeinsames Hobby des Paares ist das Lesen von Büchern über e-Book. Dafür benutzt Wolfgang Rüdenauer sein „Daisi“ genanntes Gerät, über das er seine Hörbücher als CD, über USB oder SD-Karte abspielen kann. Aber auch sonst nimmt Wolfgang Rüdenauer am Leben teil: Er hört Nachrichten, beim Frühstück wird über die digitale Tageszeitung diskutiert.

„Er macht, was er (im häuslichen Umfeld) erledigen kann", sagt Hannelore Rüdenauer über ihren Mann: Betten beziehen, Spülmaschine aus- und einräumen, ja sogar Gardinen aufhängen, weil sie sogar auf einer Leiter Höhenangst bekommt ...

Gefragt, was denn das Geheimnis für eine 50 Jahre dauernde Ehe ist, sagen die Beiden: „Respekt, Verständnis und Vertrauen.“ Ihr großer Wunsch noch für die Zukunft: Gesund bleiben, noch lange Autofahren können, um mobil zu sein.“

Bericht und Bild: Ulrich Gresser

 

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halloRV

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