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Bad Wurzach - Elisabeth Zweifel hatte Grund zum feiern: Zu ihrem 90. Geburtstag, den die Jubilarin bei bester Gesundheit im Kreise ihrer Familie begehen konnte, überbrachte Klaus Schütt, der sie schon seit seiner Jugend kennt, als Vertreter von Bürgermeisterin Alexandra Scherer die Glückwünsche der Stadt und von Ministerpräsident Kretschmann.

„Glück ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis“, diesen Satz von Ernest Hemingway hatte die Bürgermeisterin über ihr Glückwunschschreiben für Elisabeth Zweifel gesetzt. Die Gesundheit hat sie sich auf jeden Fall erhalten, ein schlechtes Gedächtnis kann ihr wahrlich nicht attestiert werden, was das Glück erst recht vollkommen macht.

Denn beim Gespräch sprudelt es nur so aus ihr heraus, ihre ganze Lebensgeschichte mit vielen Daten, die sie aber noch sehr genau wiedergeben kann. Und auch Klaus Schütt war baff: „Frau Zweifel hat sich in den letzten 10 Jahren überhaupt nicht verändert,“ hatte seine Frau vor kurzem über die Jubilarin gesagt.

Geboren wurde sie 1933 in der Wojwodina im heutigen Serbien. Ihre Vorfahren waren um 1775 mit einer der berühmten Ulmer Schachteln dorthin ausgewandert. Sie selbst wuchs als Donauschwäbin auf einer Landwirtschaft rund 30 km von der Donau entfernt auf. Gegen Ende des Krieges wurden sie von den Serben in ein Lager gesteckt, nachdem zuvor die Russen den Hof geplündert hatten. Weil die Partisanen die Donauschwaben ausrotten wollten, flüchtete ihre Familie bei „Nacht und Nebel“ im Herbst 1946 nach Ungarn und später nach Linz in Österreich. Immer in kleinen Etappen ging ihre Reise weiter, wenn sie etwas Geld mit Feldarbeit verdient hatten.

Von dort kamen sie nach einiger Zeit zu einer Tante bei Karlsruhe, kamen aber später in ein Riesen Lager in Hochmoschendorf an der Saale in Oberfranken, wo vor allem Kriegsheimkehrer untergebracht wurden. Im Oktober 49 kamen sie dann in Ziegelbach an. Der damalige Pfarrer brachte die kleine Familie – ihre Eltern, sie und ihren Bruder, die Großeltern waren im Lager gestorben – zusammen mit drei anderen Familien im Pfarrhaus unter. Ein Problem sei für sie damals der schwäbische Dialekt gewesen, „anfangs habe ich fast nichts verstanden“, etwa wenn sie der Pfarrer zu verschiedenen Bauern geschickt hatte, wo sie etwas zu Essen bekamen, erinnert sich Elisabeth Zweifel sehr genau an diese Zeit.

Dann hörten sie, dass in Wurzach der Fürst von Zeil Flüchtlingen Land zur Verfügung stellte, auf dem sie als Selbstversorger eine Landwirtschaft betreiben konnten. Sie selbst fand in der Glasfabrik Arbeit, ihr Vater arbeitete bei Bloching auf dem Bau, denn „Maurer konnte man brauchen“. Ein Kollege ihres Vaters war da der junge Karl Zweifel, Maurergeselle. Ihr Vater brachte sie zusammen, und als die Familie tatsächlich vom Fürsten ein Stück Land erhielt, half Karl Zweifel beim Hausbau fleißig mit. 1954 wurde geheiratet, da war das Haus noch ein Rohbau. „Damals war nur wichtig ein Dach über dem Kopf zu haben.“ Später besuchte ihr Mann dann noch die Landwirtschaftsschule. „Wir haben all die Jahre gut zusammengepasst,“ sagt sie über ihren aus Wiesen stammenden Mann, der 1998 im Alter von 66 Jahren an den Spätfolgen eines Arbeitsunfalles verstarb.

1955 wurde ihr Sohn Karl geboren, nach der Geburt der Tochter war das Häuschen für die Familie zu klein geworden, daher zogen sie in das Heimstätte-Siedlungshaus, das Elisabeth Zweifel noch heute bewohnt. Zwei Enkel und drei Urenkel zählen heute zur Familie Zweifel.

Auch im hohen Alter ist sie noch sehr lebenslustig – „wenn sie Musik hört, tanzt sie!“ sagt ihr Sohn über sie. Diese Lebenslust hat sie sich über den Trachtenverein D´Achtaler bewahrt, wo auch Sohn und Tochter sehr aktive Mitglieder sind.

Gefragt was denn ihre Rezept für ein gesundes Leben ist, sagt Elisabeth Zweifel die als ihr Hobby Gartenarbeit angibt: „Arbeit und Bewegung.“ Nach ihrer Zeit in der Glasfabrik führte sie mehr als vierzig Jahre den Haushalt bei Frau Dr. Weigand und Kochen, Haus- und Gartenarbeit sind weiterhin ihre liebsten Steckenpferde.

Neben dem Trachtenverein ist sie auch Mitglied im Gartenverein. In der Rheumaliga geht sie regelmäßig zur Gymnastik. „Ich brauche keine Pillen und Medikamente,“ sagt sie stolz. „Immer frisch kochen“ ist ebenfalls eines ihrer Geheimrezepte um fit und gesund zu bleiben. Eine Tüte brauche sie höchstens wenn sie mit ihrer Urenkelin Pudding koche.

Gefragt nach ihren Zielen, die sich noch gesteckt hat, kommt ganz spontan und mit einem Augenzwinkern: „Eine Weltreise!“ Wobei sie das eher so als eine kleine Flussschiffahrt – etwa auf dem Rhein – verstanden wissen möchte.

 

Bericht und Bilder Ulrich Gresser

 

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Klaus Schütt übergibt die Präsente und Urkunden an die Jubilarin

 

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Elisabeth Zweifel mit der Puppe, die die Tracht ihrer donauschwäbischen Heimat trägt

 

 

 

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halloRV

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