Bad Wurzach - Eigentlich sollte das von Schulleiterin Julia Kiebler inszenierte Stück und von Kinderbuchautor Rüdiger Stoye geschrieben Stück von der Theater AG der Werkrealschule bereits 2020 aufgeführt werden. Doch dann kam Corona...
Es war ein sehr emotionaler Moment, als nach der Aufführung der Applaus aufbrandete und Julia Kiebler vor Freude und Rührung die Tränen kamen.
„Wir waren damals schon auf der Zielgerade mit unseren Proben. Von den damaligen „Schauspielern“ sind heute noch vier dabei gewesen,“ sagte die zu Tränen gerührte Schulleiterin und bedankte sich bei allen Mitwirkenden: „Das habt ihr hervorragend gemacht!“
Das zerfledderte Kinderbuch, das noch aus der Jugendzeit der Schulleiterin stammt, bildete das Gerüst zu der Inszenierung. Der Autor und Illustrator Rüdiger Stoye war dafür damals mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet worden. Es ist inzwischen nur noch antiquarisch erhältlich.
Der Autor geboren 1938 in Templin/Uckermark, arbeitet seit Mitte der 60er-Jahre als freier Illustrator und Autor von Kinderbüchern. Bis zu seinem Ruhestand unterrichtete er fast 20 Jahre lang Buchillustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Er prägte dort nicht nur Generationen von KinderbuchillustratorInnen, sondern auch den Studiengang Illustration. Er lebt und arbeitet nach wie vor in Hamburg.
Zur Geschichte: In einem großen Mietshaus, in dem jede Partie bis auf wenige Ausnahmen immer das „beliebte“ Kehrwochenschild zuschustert, weil er gerade selbst dran wäre, wabern die wildesten Gerüchte über die Bewohnerin der Dachwohnung, die kaum jemand zu Gesicht bekommt, herum. Zwei Jugendliche, Rita und ihr Bruder Peter, gespielt von Madita Bohr und Nic Bender, sind neugierig und wollen der Sache auf den Grund gehen, warum dort oben in der Dachkammer jede Nacht sehr lange noch das Licht brennt.
Sie stellen sich die Frage: Ist die bucklige Frau unter dem Dach wirklich verrückt, ja mondsüchtig, wie behauptet wird? Rita und Peter wollen es genau wissen, suchen sie auf und finden eine freundliche Dame vor, die nach einem schweren Unfall körperlich gezeichnet und von ihrem Umfeld allein gelassen, zurückgezogen lebt. „Eine schöne, kluge Geschichte um ein Problem unserer Zeit: die Vereinsamung des Menschen in der Großstadt.“ urteilte die Jury des Jugendliteraturpreises damals.
War es schon vor Corona, als die Theater AG mit den Proben begann schon eine drängende Problematik, ist sie dies heute noch viel mehr – und nicht nur in der Großstadt.
In die Geschichte eingebettet hat Julia Kiebler aber noch wunderbare kleine Alltagsszenen, die wunderbar zum Schmunzeln anregten, etwa die Hausmeisterin, die sich so wunderbar über ihre kleine Gehilfin aufregte, sie dafür ihren schweren Werkzeugkasten schleppen ließ. Denn dass sie soviel zu tun hatte, lag auch daran dass die Clique der beiden Jugendlichen das Rohrsystem des Hauses für ihre Rohrpostnachrichten verwendeten.
Und auch die Musiktalente an der Schule bekamen ihren Auftritt, ob mit Saxophon (Susanne Etz) oder der Gitarre (Michal Chwirut). Ein wunderbarer Regieeinfall war auch, dass die Mädchen der Tanz AG von Evelyn Bammert in der Traumszene bei Schwarzlicht die fluoriszierenden Tassen zum Tanzen brachten.
Mit einen großen Anteil an den gelungenen Aufführungen hatte Werklehrer Andreas Gräber, der für den Bühnenbau und die Kulissen verantwortlich zeichnete.
„Wenn sie ein Scheinwerfer blendet, dann schauen sie in die falsche Richtung,“ machte Julia Kiebler die Zuschauer darauf aufmerksam, dass nicht nur auf der Bühne gespielt wurde, sondern – ein weiterer inszenatorischer Kunstgriff – mal ganz hinten oder mal an der Seite.
Kein Wunder, dass das Publikum an beiden Abenden begeistert applaudierte, darunter auch beider zweiten Aufführung Bürgermeisterin Alexandra Scherer. Und Julia Kiebler darüber die Freudentränen kamen, dass das Projekt endlich realisiert werden konnte.
Ein Extra Dankeschön ging auch an die Sponsoren, die durch viele Sachspenden das Unternehmen der Theater AG unterstützten. Ebenso ging ein großes Dankeschön an das Lehrerkollegium, den Hausmeister, den Förderverein und an alle Helfer.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser