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Bad Wurzach - Die großen Schwimmblätter sind schon seit einer Weile auf der Wurzacher Ach oder auf dem Weiher im hinteren Wurzacher Kurpark zu sehen. Doch die goldgelben Blüten erscheinen erst jetzt nach und nach und verraten, dass es sich bei der Pflanze nicht um Seerosen, sondern um die Gelbe Teichrose handelt.

Die Weiße Seerose und die Gelbe Teichrose gehören beide zur Familie der Seerosengewächse und sind anhand ihrer an der Oberfläche treibenden Schwimmblätter nur schwer zu unterscheiden. Die Blüten jedoch geben die Art dann Preis. Die leuchtend gelben Blütenköpfe der Teichrose sind halbkugelig und maximal vier Zentimeter breit. Sie strömen einen starken, angenehmen Duft aus und locken als Bestäuber insbesondere Käfer und Schwebfliegen an. Unter Wasser besitzt die Gelbe Teichrose weiche, salatartige Unterwasserblätter.

Sie kann bis in eine Wassertiefe von 6 m vorkommen. Wie viele Wasserpflanzen besitzt auch die Teichrose in allen Pflanzenteilen ein spezielles Durchlüftungsgewebe, das Luft von den Spaltöffnungen an den Blättern zu den Wurzelspitzen leitet. Zudem ist sie durch einen hohen Gehalt an Gerbstoffen vor Fäulnis geschützt. Doch im Laufe des Sommers zeigt sich zunehmend, dass sich jemand an der Pflanze zu schaffen macht. Immer mehr Fraßgänge sind an den Schwimmblättern der Teichrose zu erkennen. Sie stammen vom Seerosenblattkäfer, der seinen gesamten Entwicklungszyklus vom Ei bis zum Käfer an der Oberseite der Blätter absolviert.

Sobald die Blätter nach dem Winter an die Oberfläche kommen, werden sie von den Käfern bevölkert, die den Winter an Land in der Bodenstreu verbracht haben und alsbald ihre Eier auf den Teichrosenblättern ablegen. Käfer und Larven fressen unregelmäßige Gänge in die oberen Schichten der Blätter. Die untere Blattschicht bleibt intakt, so dass das Blatt nicht überflutet wird oder sinkt. Im Laufe eines Sommers sind mehrere Generationen möglich, bis die Käfer die Teichrosen im Herbst zur Überwinterung wieder verlassen. Neben der Teichrose ist der Seerosenblattkäfer auch an Seerosen, Wasserknöterich und einigen weiteren Wasserpflanzenarten zu finden, ja sogar an der Erdbeere. Er ist daher auch als Erdbeerkäfer bekannt.

Der Mensch nutzte in früheren Zeiten ebenfalls die Gelbe Teichrose, obwohl sie durch den Gehalt an Alkaloiden in allen Pflanzenteilen leicht giftig ist. In Zeiten des Mangels an Mehl wurden die stärkehaltigen Rhizome, mit denen die Pflanze im Boden verankert ist, gemahlen und dem Teig zum Brotbacken untergemischt. Heute steht die Gelbe Teichrose unter Naturschutz und wird darüber hinaus gemäß einem Aberglauben von der Wassermuhme, einem bösen Wassergeist, beschützt.

Dies hat ihr den Volksnamen Mummel eingebracht. Dass mit Wassermuhmen nicht zu spaßen ist, wusste bereits Wilhelm Busch: „In dem See die Wassermuhmen, wollen ihr Vergnügen haben, fangen Mädchen sich und Knaben, machen Frösche draus und Blumen. Wie die Blümlein zärtlich knicksen, wie die Frösche zärtlich quaken, wie sie flüstern, wie sie schnaken, so was freut die alten Nixen.“ Geben Sie also auf sich acht beim nächsten Spaziergang an den Wurzacher Gewässern!

 

Pressemitteilung und Bild Naturschutzzentrum Wurzacher Ried

 

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halloRV

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