Bad Wurzach - „Mehrschichtig“ lautet der Titel der von der Altusrieder Künstlerin Hanne Schneiderin der Galerie im Maria Rosengarten ausgestellten Werke. Und mehrschichtig ist auch das gesamte Oeuvre der Altusriederin, das sie im Rahmen der Vernissage am Freitagabend vorstellte.
Nach der Begrüßung der Gäste durchden stellvertretenden Bürgermeister Klaus Schütt, der darin darauf verwies, dass die städtische Galerie sich die Förderung regionaler Künstler auf die Fahnen geschrieben habe – und Altusried zählte da auch dazu – stellte Hanne Schneider ihren künstlerischen Werdegang mit Arbeitsproben und ihre Arbeitsweise, gespickt mit vielen Anekdoten, den rund 30 Vernissagebesuchern vor.
Die geborene Mittelfränkin Hanne Schneider lebt seit 1970 in Altusried und beschäftigt sich seit rund 35 Jahren mit der Malerei. Begonnen hatte sie 1988 mit Aquarell- und Zeichenkursen bei der VHS Altusried und Kempten. Damals hatte sie großen Spaß daran, typische Aquarellmotive zu malen. Bei mehreren Sommerakademien kristallisierte sich dann heraus, in welche Richtung sie ihr künstlerischer Weg führen sollte.
So machte sie bei den „Schmincke Malwochen“ 1990 auf Burg Bollendorf bei Trier die Erfahrung, „dass Malen auch Arbeit ist“. 1991 bei der Lindauer Ferienakademie erlernte sie die Maltechnik „Von der Farbe zur Form“, zwei Jahre später dann der kreative Aha-Effekt: Bei einem Abstraktionskurs an der Schwabenakademie Irsee war sie so beeindruckt davon, wie 12 Kursteilnehmer aus einem Stilleben die unterschiedlichsten Abstraktionen herausarbeiteten, dass sie ab diesem Zeitpunkt beschloss, nur noch gegenstandslos zu arbeiten. Mit einer Ausnahme: Die Aktmalerei.
Einen weiteren Schub erhielten ihre künstlerischen Ambitionen bei Traute Nierth in Achberg, deren ehrliche Kritik sie sehr zu schätzen lernte und die sie zu einer Ausstellung im „Musischen Zentrum Altusried“ ermunterte. Die Ausstellung wurde ein Erfolg, mit dem Ergebnis dass die Gründerin und Leiterin des Zentrums, Hildegard Schwab-Heidele als Kursleiterin für Kreatives Malen engagierte und dem sie 10 Jahre lang treu blieb.
Einen weiteren kreativen Schritt machte sie im Jahre 2003 auf Schloss Brunneck in Südtirol bei Prof. Adelmannseder, wo sie lernte Material-Fundstücke in ihre Bilder zu integrieren. Ihre gefundene Holzleiste mit der Aufschrift „Valentinas Geschichten“ interpretierte sie dahingehend, dass mit Geschichten Männergeschichten besagter Vealentina gemeint waren. Und so landeten damals abstrakte, aus Draht gebogene Männerformen auf ihrem Werk.
Von einem Urlaub bei Carrara brachte sie Marmormehl mit, rührte etwas davon mit Binder an und trug diese Masse auf eine Holzplatte auf, sodass gewisse Strukturen entstanden. Nachdem Trocknen wurden Feinheiten mit Farbpigmenten ausgearbeitet. eines dieser Bilder steht in der Nische im Kapitelsaal.
In ihre verbalen Ausführungen zu den verschiedenen Maltechniken mischte Hanne Schneider an diesem Abend auch geschickt ihre persönlichen und emotionalen Eindrücke. „Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mit Linien, die einem Bild Spannung und Halt geben, locker umgehen kann.“ Oder: „Ich will aber auch nicht verschweigen, dass ich ab und zu mit der Fläche „gekämpft“ habe, um das Gleichgewicht herzustellen.“
Auch aus ihrer Herangehensweise machte die Künstlerin kein Geheimnis. Aus den zwei Farben, die sie zu Beginn in der Mitte auf die Leinwand aufträgt, breitet sie diese dann mit Pinsel, Spachtel, aber auch spontan mit Fingern und Fingernägeln. Beim Trocknen betrachtet sie was entstanden ist, dann klebt sie entweder Papier ein, oder rührt Quarzsand mit Binder an. Oder sie trägt Strukturpaste auf, lässt aber nach dem neuerlichen Farbauftrag etwas von den darunterliegenden Schichten sichtbar. Zwischen den einzelnen Schritten lässt Schneider die einzelnen Schichten trocknen, mal mit eingreifen aber auch mal ohne dass sie noch einmal eingreift . „Die entstandene „Mehrschichtigkeit“ sagt mir dann, dass das Bild fertig ist.“
Zum Abschluss ihrer Präsentation, für die sie extra eine Mappe aus Werken ihrer verschiedenen Schaffensperioden mit gebracht hatte, bedankte sie sich bei der Galerieleiterin Rosemarie Stäbler und der Stadt für die Möglichkeit ihre Werke in Bad Wurzach ausstellen zu dürfen.
Die Ausstellung ist im „Maria Rosengarten“, Rosengarten 3, in den Räumlichkeiten der Stadtbücherei im 2. OG bis zum 28. Juli während der Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu sehen.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser